Hömmels

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Mats Sicht

Es war Zeit fürs Training, doch ich lag unmotiviert auf dem Bett. Ich wusste genau, sobald ich die Kabine betrat, würden die mitleidigen Blicke meiner Teamkameraden auf mir liegen. Das erspare ich mir lieber. Wahrscheinlich würde ich es überhaupt nicht ertragen. Natürlich war mir bewusst, was der Trainer, davon halten würde, doch das war mir im Moment egal.

Das Ertönen der Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich seufzte und stand langsam auf. Auf dem Weg zur Tür warf ich einen Blick auf die Uhr. Wahrscheinlich war das nur der Postbote. Als ich jedoch die Tür öffnete, stand jemand ganz anderes vor mir. "Hey, uhm, ich wollte noch einmal persönlich vorbei kommen, bevor... na ja, bevor ich nach Russland fliege." Anstatt zu antworten, starrte ich Benedikt einfach mit großen Augen an. "Mats? Ist alles in Ordnung?" erkundigte dieser sich nun etwas besorgt. Ich biss mir auf die Lippe, schüttelte den Kopf. Nichts war in Ordnung. Der Mann, den ich liebte stand direkt vor mir und das wahrscheinlich zum letzte mal für eine lange Zeit. Ich wollte nicht, dass er jemals wieder geht! Er sollte bei mir bleiben, aber das war wohl unmöglich. "Kann ich vielleicht rein kommen?" fragte Bene nun vorsichtig. Ich nickte und trat zur Seite. Zu sprechen traute ich mich gerade nicht,denn ich spürte einen Kloß im Hals. Allgemein hatte ich etwas Angst, jeden Moment weinend zusammen zu brechen. Benedikt betrat nun jedenfalls meine Wohnung, zog Schuhe und Jacke aus, ehe wir ins Wohnzimmer gingen, wo wir uns auf die Couch setzten. Mein bester Freund drehte sich zu mir und betrachtete mich, was mir schon irgendwie unangenehm war. Ich musste schrecklich aussehen: zerzaustes Haar, Augenringe, Jogginghose, ein altes T-Shirt. Mit einer leicht zittrigen Hand fuhr ich mir durch die Haare und senkte den Blick. "Also, was ist los?" brach Bene das Schweigen mit sanfter Stimme. Was sollte ich sagen? Die Wahrheit? Im Endeffekt, schüttelte ich nur den Kopf. "Mats, bitte! Ich bin doch dein bester Freund. Was liegt dir auf dem Herzen?" versuchte der blonde es weiter. Nun seufzte ich und sah ihn an. Erwartungsvoll blickte er mich an, ein ermutigendes Lächeln auf seinem Gesicht. "Geh nicht." brachte ich schließlich hervor. Zuerst weiteren sich Benedikt Augen, doch dann wurde sein Blick traurig. "Oh Mats..." flüsterte er, bevor er mich an sich zog. Ab da konnte ich mich nicht mehr wirklich zurückhalten. Ich fing an zu weinen und klammerte mich an ihn. Bene strich mir über den Rücken und flüsterte beruhigende Dinge in mein Ohr.

Als ich mich irgendwann einigermaßen beruhigt hatte, löste ich mich etwas, schaute ihn aber nicht an. "Tut mir leid..." murmelte ich. "Dir muss das wirklich nicht leid tun." "Doch. Es ist deine Karriere. Ich sollte dir kein schlechtes Gewissen machen." Nun seufzte Benedikt:"Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben Mats. Dennoch habe ich überhaupt nicht an dich gedacht, als ich über meinen Wechsel entschieden habe." Etwas überrascht sah ich ihn an:"Ich bin der wichtigste Mensch in deinem Leben?" "Natürlich. Deswegen tut es mir auch unendlich leid, dich so verletzt zu haben." antworte Benedikt und strich mir vorsichtig durch die Haare. "Bene?" "Ja?" Ich atmete tief durch, nahm all meinen Mut zusammen. Jetzt oder nie! "Ich... Darf ich dich küssen?" Ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht:"Es würde mich sehr freuen, wenn du das machen würdest." Also legte ich nun, noch etwas schüchtern, meine Lippen auf die von Bene.

*1 Woche später*

"Herr Höwedes, Sie wechseln nun doch nicht mehr nach Moskau, sondern haben sich entscheiden ihre Karriere zu beenden. Wie kam es zu dieser Umentscheidung?" fragte der Reporter, was wohl die meisten interessierte. Bene lächelte leicht und antworte:"Ich habe einfach etwas voreilig entschieden. Ich liebe es Fußball zu spielen, aber es ist nicht das wichtigste in meinem Leben. Ich möchte nicht Menschen, die ich liebe zurück lassen, nur um zu spielen. Da höre ich lieber auf." "So wie sich das anhört... Gibt es da vielleicht eine ganz besondere Person?" wurde weiter gefragt. Nun schaute Bene kurz zu mir. Ich stand ganz hinten im Raum, etwas versteckt. "Ja, die gibt es tatsächlich."

Oneshots II (boy x boy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt