Behind Blue Eyes

Die Kräfte in mir

"Du hast doch gefärbte Kontaktlinsen drin, oder?" - "Nein, das ist wirklich meine natürliche Augenfarbe.", grinste ich zurück. Sie glaubte mir einfach nicht, dass ich keine Kontaktlinsen im Auge habe. "Aber weder deine Mutter, noch dein Vater haben so leuchtende Augen. Wie kommst du dann dazu, wenn nicht mit Kontaktlinsen?" Was weiß denn ich? Schon seit meinem 3. Lebensjahr stach ich aus der Masse heraus. "Ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht ein Gendefekt oder sowas.", antwortete ich, "Aber genug jetzt von meinen Augen, okay? Ich würde gerne auch was über dich wissen." Ja, ich habe gerade ein Date. Sogar mit der womöglich heißesten Cheerleaderin des Teams. Wie es dazu kam? Gehen wir doch mal in der Zeit zurück:

2 Wochen zuvor

"Jetzt bist du dran Adam!", hörte man Daniel durch den Flur entlang rufen. Adam, der gerade um die Ecke gesprintet kam, wurde von der Quelle der Unruhe verfolgt. Er hatte, die für Daniel heilige, Kette in der Hand. Ich stand gerade an meinem Schließfach und wollte meine Sachen für die nächste Stunde holen, als ich neben der Tür hervorlugte und dadurch im Weg des Flüchtenden stand. Als wir kollidierten sah Daniel die Chance, sich sein Eigentum zu schnappen. Kurz danach sah ich seine Augen, die wie frisch geschliffene Juwelen funkelten. Ein sattes, leuchtendes Grün, dass zu einem matten grün-blau erlosch, sobald er die Kette umlegte. Daniel sah mir scheinbar an, dass ich diese Änderung mitbekam, denn er blitzte mich kurz an, um mir zu signalisieren, ich solle es für mich behalten. Etwas perplex stand ich wieder auf und wollte Adam aufhelfen, der sich aber schon am anderen Ende des Flurs befand, offensichtlich auf dem Weg zu seiner nächsten Stunde. Ich packte meine Sachen und machte mich ebenfalls auf den Weg.

90 Minuten später

Adam, unser 'Hobbydieb' von vorhin, fing mich beim Verlassen des Klassenzimmers ab. Er war um einiges Stärker als ich, was ich auch ehrlich zugebe, und schaffte es daher, mich an die Wand zu drücken. "Du verdammte kleine Mistkröte!", flüsterte er mich an, "Wenn du dich mir nochmal in den Weg stellst, mach ich dich fertig!" - "Hey Mann. Das war keine Absicht. Ich wollte di---" - "Hör auf zu reden und entschuldige dich!" Er wurde immer Aggressiver, desto länger ich zögerte, da er mich immer fester an die Wand drückte. "Wofür denn? Ich hab dir nichts getan.", gab ich ihm entgegen. "Jetzt hör mal zu, es hatte seinen Grund, dass ich die Kette hatte." Langsam wurde er lauter. "Und wenn du dich jetzt nicht sofort entschuldigst, sind deine Augen nicht das einzig Blaue an deinem Körper." Umso lauter er wurde, desto mehr Schüler drehten sich zu uns um und bildeten einen Halbkreis. Gefühlt hatte sich der gesamte Flur versammelt um sich einen wutentbrannten Adam in Aktion anzusehen. Jeder wusste, dass er mir Kraftmäßig überlegen ist und trotzdem hatte niemand den Mut, mir zu helfen und so stand ich da. Mir kam garnicht in den Sinn, mich zu entschuldigen, was mein Gegenüber wohl bemerkte und zum Schlag ausholte.

Ich machte mich schon auf den Einschlag der geballten Faust Adams gefasst, kniff die Augen zusammen und hob instinkiv meine Hand um den Schlag abzudämpfen. Dieser kam jedoch nicht bei mir an. Als ich meine Augen öffnete bemerkte ich die verwunderten Blicke des Publikums. Ich hatte die Faust meines Angreifers abgefangen und hielt diese ohne große Anstrengung von meinem Gesicht fern. "Von wegen du hast keine Kraft.", hörte ich Tobi, einen meiner wenigen Freunde, aus der Menge rufen. Ich befreite mich aus Adams Griff und ließ ihn verdutzt an der Wand stehen.