Cloudy (Kurzgeschichte)

Cloudy

Erstellt am: 24.06.2018

Frustriert schlägst du auf den Sandsack ein.
Du hattest Hunger, schrecklichen Hunger, und du konntest nur hoffen das Christa dir etwas mitbrachte.
Ansonsten würdest du wieder den ganzen restlichen Tag hungern oder dich wieder Nachts in die Küche schleichen müssen.
Und die ganze beschissene Situation war allein auf deinen Mist gewachsen.
Du hattest beteuert lieber den Hungertod zu sterben als ... ja als was.
Der eigentliche Auslöser und der Konflikt der mit Levi daraus entstand war schon über zwei Jahre her.
Du warst damals mit Levi und einer kleinen Einheit außerhalb der Mauern gewesen, die Expedition hätte eigentlich nie länger als ein zwei Stunden gedauert, es war ja nur ein kleiner Test.
Und trotzdem war fast die halbe Einheit aufgefressen worden, du hattest Levi die Schuld dafür gegeben.
Du erinnerst dich noch daran wie du breitbeinig vor ihm in Erwins Büro gestanden hattest, ihm an den Kopf geworfen hattest das du lieber den Hungertod sterben würdest als noch einmal mit ihm auf so eine Expedition zu gehen, dich wutentbrannt umgedreht hattest und aus dem Zimmer gestürmt warst.
Und er hatte die ganze Sache todernst genommen und du hattest deine Gefühle ihm gegenüber ausgeblendet.

Noch frustrierter als vorher schlugst du abermals auf den Sandsack ein.
„Tsss... wenn du so weiter machst kippst du noch um."
Um zu wissen wer dort im Türrahmen lehnte musstest du dich nicht umdrehen, sein Tonfall und seine stimme waren mehr als genug um zu wissen das es Levi war.
"Geht weg." sagst du nur und ziehst die Bandagen an deinen Händen zurecht.
"Sich erst zwei Jahre lang gerade so über Wasser halten und dann auch noch zu viel Energie mit Training verschwenden. Du bist doch wirklich lebensmüde."
Und mit diesen Wort packt er dich, wirft dich über seine Schulter und geht in Richtung des Speisesaals.

„DU MISSER KLEINER BASTARD. LAS MICH RUNTER!" brüllst du wütend während er dich dich unter Augen aller Anwesenden durch den Saal trägt und dich mehr als nur sanft auf der Bank absetzt.
Brummelnd verschränkst du die Arme vor der Brust.
„Aufessen." knurrt Levi und stellt einen vollen Teller vor dir ab.
„Nein." sagst du nur und starrst ihn feindselig an.
„Dann bleiben wir beide so lange hier sitzen bis dein bescheuerter Teller leer ist."

Es vergingen fast zwei Stunden wo ihr regungslos gegenüber saßt, euch feindselig anstarrten bis du irgendwann zögerlich die Gabel in die Hand nahmst und anfingst die bereits kalt gewordenen Nudeln zu essen.
Irgendwann blickst du wieder zu ihm auf, und siehst in seinem Gesicht einen kleinen Hauch von Befriedigung.
„Weiter essen."
„Ich bin keine drei mehr." fauchst du nur.
„Ach und trotzdem hast du dich aus Trotz fast zwei Jahre lang nur vom nötigsten ernährt."
„Extrem Diät."
Levi lacht kalt auf. „Klar."
„Ach leck mich doch." murmelst du leise, stehst auf, gehst und während du auf dem Weg in ein Zimmer bist, bemerkst du das es draußen schon dunkel ist.

Grummelnd wirfst du dich auf dein Bett.
Es war das erste mal, dass du seit fast zwei Jahren wieder richtig gegessen hattest.
Du hättest auf das ganze bescheuerte Theater einfach keine Lust mehr.
Fluchend setzt du dich wieder auf und fährst dir durch die Haare, dabei kommt dir eine Idee, du wusstest, genauso wie jeder andere, dass Levi schwarzen Tee mochte und du hattest noch zwei Schachteln seltenen und vor allem sehr teureren Schwarztee.

Du kniest dich vor deine Kommode, ziehst die letzte Schublade auf und nimmst die Holzschatulle mitsamt den zwei Behälter gefühlt schwarzem Tee, in ihrem inneren heraus.
vorsichtig hebst du den Deckel der Schatulle an, die Siegel auf dem Seidenpapier, das beide Behälter umschließt, ist noch unbeschädigt.
Der schwere Duft der Blätter schlägt dir sanft entgegen.
schnell schließt du denn Deckel wieder, dieser Geruch weckte Erinnerung in dir, mit denen du eigentlich schon abgeschlossen hattest.
Seufzend klemmst du dir die Schatulle unter den Arm und machst dich auf den Weg zu Levis Büro.