Kurzgeschichten für alle Fälle

Das erste Mal allein bei dir

Mit klopfendem Herzen drückte ich die Klingel, auf der dein Name stand. Wie würdest du mich wohl empfangen? Oder würdest gar nicht du mir die Tür öffnen? Wir hatten bisher ja nie darüber gesprochen, wie du wohnst, wie ich wohne...

Ich wartete. Die Tür öffnete sich. Ein angenehmer Duft umwehte mich und zauberte mir ein zaghaftes Lächeln ins Gesicht. Dein Duft. Du standest vor mir und lächeltest mich an. Nervös trat ich auf dich zu und du nahmst mich sanft in den Arm.

Ich schloß die Augen und atmete deinen Duft tief ein. Meine Güte, wie ich deinen Geruch liebte! Ich hätte ewig so stehen bleiben können, doch da es draußen ziemlich kalt war, batest du mich herein. Du liefst vor mir in eines der Zimmer, ich lief dir hinterher.

Nachdem du hinter mir die Tür geschlossen hattest, sahst du mich erwartungsvoll an. Ich sah mich neugierig um und lächelte dich an. "Es ist wunderschön", sagte ich leise und du fingst an zu grinsen.

Du zogst mich zu einem großen Bett, das dem Fernseher gegenüber stand. Ach ja, wir wollten gemeinsam einen DVD-Abend machen. Du hattest bereits alles bereit gestellt. Ich sah verschiedene Schüsseln mit Süßigkeiten und Knabbereien, ebenso wie unterschiedliche Getränke.

Ich ließ mich von dir auf das Bett ziehen und legte mich neben dich. Allerdings mit einer Hand breit Abstand zwischen uns, immerhin waren wir doch nur gute Freunde - oder nicht? Unsicher sah ich zu dir, doch deine Aufmerksamkeit galt dem Fernseher, den du gerade mit der Fernbedienung in der Hand dazu anwiest, den Film abzuspielen.

Lächelnd sahst du mich an, als der Filmtitel erschien. Du hattest einen Horrorfilm ausgesucht. Obwohl ich dich gebeten hatte, keinen mit mir zu schauen. Du wusstest um meine Schreckhaftigkeit. War es dir egal? Oder hattest du einen Plan, wo dieser Abend hin führen sollte?

Beim ersten Jumpscare quietschte ich auf und flüchtete mich in deine Arme. Hatte ich nicht aus Unsicherheit über unsere Beziehung zueinander extra Abstand zwischen uns gehalten? Wie würdest du diese Reaktion meinerseits verstehen, wie reagieren?