Sie besuchten mich das erste Mal im Oktober. Ich weiß noch ganz genau, wie sie hinein kamen und sich plötzlich alles in mir zusammenzog, weil natürlich noch nicht die Heizung angestellt worden war. Wieso drehen sie eigentlich erst immer an den Reglern, wenn es schon zu spät ist? Wollen sie mich mit Absicht ärgern?
Beim zweiten Mal brachten sie einige Dinge mit. Dinge, die ich bereits von ihren Vorgängern kannte.
„Luise, vergiss den Lampenschirm nicht. Deine Mutter bringt mich um, wenn wir dieses potthässliche Geschenk von ihr nicht zumindest irgendwo in 'ner Ecke aufstellen", hörte ich einen der beiden rufen, als sie mit dem Transporter vorgefahren waren.
Luise also. Ob sie wohl nett zu mir sein würde? Die Letzte hatte meinen Magen rot angestrichen, was ihm gar nicht bekommen war.
Ich mochte Luise auf Anhieb. Das Erste was sie tat, war die Heizung anzustellen und die Fenster zu schließen. Von dem Anderen bekam ich meist nur am späten Abend etwas mit, wenn er von der Arbeit kam. Steuerberater.
Im November hatten sie mir einen neuen Anstrich verpasst und mich vollends ausstaffiert. Ich sah gut aus, musste ich zugeben. Schon lange war ich nicht mehr so schick gewesen. Es gab ja auch einiges zu tun, nachdem Gertrude, die Alte mit den fünf Katzen, mitten in mir gestorben und viele Tage später erst gefunden worden war. Danach wollte sich niemand mehr ernsthaft um mich kümmern. Die meisten blieben nur für ein paar Monate, ehe sie sich etwas Schickeres suchten. Kaputte Einzelteile, zerbrochene Scheiben, zerkratzte Füße. Aber jetzt war Luise da, die mich mütterlich behandelte.
Doch Luise blieb nicht lange.
„Behalt die Scheißlampe einfach", brüllte es eines Morgens durch mich hindurch, ehe Holz auf Holz knallte und der Motor schrecklich tosend aufheulte. Auch Luise heulte. L a n g e.
„Nimm ihn mit", bettelte ich sie an. Immerzu, doch ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Er war in letzter Zeit zu oft Gesprächsthema gewesen. Nur ein Geschenk. Einen billigen Lampenschirm hatten sie ihn genannt.
Ich wollte auch nicht hierbleiben, ich wollte nicht Heimat für irgendeine neue Luise sein, die mich gar nicht haben wollte und mein Innerstes womöglich noch Dienstagmorgen auf dem Sperrmüll entsorgte.
Sie warf einen letzten Blick zurück in die Wohnung, die die letzten Wochen unser gemeinsames Heim gewesen war, und knipste das Licht aus.