Liebe unter Botanikern - eine erotische Kurzgeschichte

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„Die Blüte der Angiospermen gliedertsich im allgemeinen in Kelch-, Kron-, Staubblätter sowie denFruchtknoten."

Er setzte das Kreidestück aufdie Tafel. Während er eine detailgetreue Skizze einer Blütezeichnete, wirbelte der Kalkstaub nur so durch den Hörsaal. Erzeichnete den letzten Strich und drehte sich dabei schwungvollum. Schließlich blickte er in die mehr oder weniger motiviertenGesichter seiner Studenten. Es roch nach Öl. Erhoffte innerlich, dass nicht schon wieder jemand ein Schnitzelin der Vorlesung brät.

Einlautes Seufzen kam aus seinem Mund. Genervt ließ er mitvoller Absicht ein Bestimmungsbuch auf den Boden fallen. Sofortschreckten in den ersten Reihen etliche Studenten von ihren Hefternauf und es klirrte das Glas einer Bierflasche auf dem Boden währendsich einige ihren Schlafsand aus den Augen wischten.

Erräusperte sich kurz:

„Also, können Sie mir sagen, welchedieser Bestandteile direkt an der sexuellen Fortpflanzung beteiligtsind?"


In der ersten Reihe meldete sich einSchüler. Er trug eine Brille mit kugelrunden Gläsern und knallroteHosenträger. Sie blickte auf das Klassenbuch und suchteangestrengt nach irgendeinem Namen. Dann blickte sie wieder auf.

„Irgendjemand anderes als Marc?"

Marc fühlte sich von dieser Ignoranznur noch mehr angestachelt und schnipste nun in rhythmischenAbständen vor der Nase seiner Lehrerin. Etwas genervt atmete sie nunein und seufzte dann ein: „Ja Marc?" vor sich hin.

„Die Staubblätter und derFruchtknoten, wobei die Staubblätter den männlichen und derFruchtknoten den weiblichen Teil der Blüte formen."

Marc lächelte selbstgefällig undwartete vergebens auf die Anerkennung seiner Lehrerin. Diese hattesich aber bereits wieder zur Tafel gedreht und schrieb nunFortpflanzung der Blütenpflanzen

an das weißeBrett.

Ein Junge in derhintersten Reihe, er war bereits zwei mal sitzen geblieben und wardementsprechend schon etwas „reifer" (wobei die Anführungszeichenin diesem Fall unumgänglich scheinen), legte seine Beine auf denbenachbarten Stuhl und rief lässig in die Runde: „Na dann erzählenSie uns mal was über Bienchen und Blümchen."

Es ging einunterdrücktes Kichern durch den Raum.


Er lehnte sich überdas Pult.

„Na kommt schon.Ihr dürft gehen, wenn mir einer von euch erklären kann, wie einStell-dich-ein einer Pflanze abläuft."

Eine Studentinmeldete sich, was zu einer deutlichen Erleichterung ihrerKommilitonen führte.

Er richtete sichauf und zog zweideutig die Augenbraue hoch. „Dann lassen sie unsmal über erwachsenen Dinge reden."

Die Studentinlächelte kurz peinlich berührt, holte dann aber zum finalen Schlagaus.

„Einerseits gibtes die Möglichkeit der Selbstbestäubung, dabei befruchten dieStaubblätter einer hermaphroditischen Blüte den Fruchtknoten derselben Blüte. Außerdem kann Geitonogamie auftreten, dabei werdenBlüten durch Pollen der benachbarten Blüten der selben Pflanzebestäubt. Die erfolgreichste Form stellt die Fremdbestäubung dar,wobei die Pollen einer Pflanze Blüten einer anderen befruchtenkönnen."


„Und welcheMöglichkeiten kennt ihr, wie der Pollen einer Pflanze zu eineranderen gelangen kann?"

Liebe unter Botanikern - eine erotische KurzgeschichteWhere stories live. Discover now