Nacht 3

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Finns Sicht:

Ich hatte eigentlich relativ ruhig geschlafen, auch wenn ich lange über das heutige Ereignis nachdenken musste, bevor ich schließlich eingeschlafen war. Wir hatten die Beschwörerin gehängt und auch wenn ich dafür war, dass Leon starb, fühlte ich mich schuldig. Ich hätte einfach etwas sagen sollen. Die Anklage von ihm kam einfach viel zu schnell und direkt. Er musste ein Werwolf sein und solange ich nicht angegriffen wurde, war ich nun einmal ein Dorfbewohner.

Jedenfalls wurde ich durch ein leises Quitschen geweckt. Ich fuhr sofort aus meinem Schlaf auf und schlug meine Decke weg. Auch wenn es eigentlich keinen Gund zur Aufregung gab, sprang ich nervös auf und lauschte an der Tür. Es könnte genauso gut der Leibwächter, das Gummibärchen oder die Dorfschlampe sein, welche sich da in mein Haus schlich.

Doch meine Hoffnung wurde sofort zu Nichte gemacht, als ich das leise Bellen und das Kratzen der Krallen auf dem Boden vernahm. Es waren die Werwölfe. Sofort ging mein Atem schneller und mein Herz pochte bis in meinen Kopf hinauf. Auch wenn ich nun einer von ihnen werden würde, hatte ich Angst vorm Sterben. Ich hatte Angst zerrissen zu werden, was wohl jeder vernünftige Dorfbewohner nachvollziehen konnte...

Ich blieb wie erstarrt in meinem Bett sitzen. Ich wusste nicht, ob ich flüchten sollte, oder ob ich freudig auf sie zu rennen sollte. War es auch so meinen Eltern ergangen? Nur sie hatten sich gehabt und ich war alleine. Wie konnten sie mich nur alleine lassen? Wobei... Sie hatten vermutlich auch große Schuldgefühle und Sorgen mich betreffend.

Die schweren, doch zugleich bedächtig gesetzte Schritte, näherten sich langsam meiner Tür. Ich zuckte stark zusammen, als mit einem heftigen Donner auch gleichzeutig der Regen begann. Perfektes Timing würde ich mal sagen. Es war genau wie in einem Horrorfilm, nur dass man da meistens draußen stand, damit man ganz episch nass wurde.

Ich allerdings saß zitternd auf meinem Bett eingewickelt in meine Decke, in welcher sich meine Finger verkrampften.

Der Schweiß stand mir inzwischen auf der Stirn. Meine Augen waren nur noch auf meine Tür gerichtet. Dass meine Fester offen waren und der Sturm seine Tropfen hinein bließ und somit auch meine Vorhänge herum wirbelte, interessierte mich im Moment wenig.

Ein plötzliches Poltern und die Tür sprang auf. Vor mir standen zwei wütende Werwölfe. Der eine hatte gelbe und der andere leicht helle Augen mit Sprenklen.

Ihre starken Körper bewegten sich langsam auf mich zu. Man konnte jeden Muskel unter dem Fell spielen sehen. Knurrend drehte sich der eine mit dem gräulichen Fell und den blauen Augen zu dem anderen braunen um und bellte ihm etwas zu, worauf er widerwillig verschwand.

"Ich... Ich bin der Verfluchte... ändert das etwas?", zitterte ich leise und schaute den Wolf voller Furcht an, welcher mich bloß für einige Sekunden zurück anstarrte.

"Nein, aber wenn du es mir zeigst, kann ich es schnell machen", knurrte dieser schließlich zurück.

"Du kannst sprechen?", fragte ich bloß, ohne wirklich begriffen zu haben, was er da gesagt hatte.

"Ich bin zur Hälfte auch ein Mensch, schon vergessen? Deine Antwort?", bellte er etwas gereizt zurück und trat langsam näher.

Ich riss meine Augen auf und dachte schnell noch einmal über den Sinn seiner Worte nach, bevor ich endlich begriff was er da von mir verlangte.

Sofort zog ich meine verkrampften Hände aus der Decke und schob meinen Ärmel ein wenig nach oben, sodass der Wolf es für eine Sekunde betrachtete und sich mit seinen Vorderpfoten auf meinen Bettrand stellte.

Sein Fell stank vermodert und war ziemlich dreckig, jedoch rührte ich mich keinen Millimeter. Ich hatte zu große Angst und Respekt vor dem Tier, als dass ich es beleidigen könnte.

"Na, gut, ich werde dir nur ins Genick beißen. Das verursacht wenig Blut", sagte der Wolf schon viel freundlicher und zuckte leicht mit seinen Schultern.

Kurz lächelte ich, bevor mir klar wurde, worüber ich da gerade so froh war. Mir wurde gerade eine bessere Möglichkeit zu Sterben angeboten! 

"Du solltest dein Gesicht mal sehen", lachte der Wolf belustigt. "Tut mir Leid, noch zu früh, was?", redete er weiter, obwohl man sah, dass er es immernoch lustig fand.

"Ein wenig, ja. Wo ist dein Freund hin?" "Meine Freundin... Sie ist das zweite Opfer töten gegangen. Gestern wurde Felix getötet, schon vergessen?", antwortete er.

"Oh... Und wer ist es?" "Das wirst du morgen schon noch sehen", mit diesen Worten sprang er ganz auf meine Matratze. Er war so groß wie ich im Sitzen.

"Warte!", rief ich schnell, als sich seine Zähne bereits meinem Hals näherten. Er hörte auf und leckte sich genervt über die Zähne.

"Du solltest mir zunächst einmal die Namen von den Werwölfen verraten", sagte ich schnell, um noch ein wenig Zeit zu schinden.

"Das ist gegen die Spielregeln...", brummte er nur und kam nun schneller näher, bevor er mit Wucht seine Zähne seitlich in meinen Hals rammte.

Ich wurde sofort betäubt und fiel ohnmächtig zur Seite. So fühlte es sich also an zu sterben...

Werwölfe im Dorf // Werwolf FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt