A Song For You

Dark Eyes

(Bild: Tori Negovanlis (nur keine blauen Augen))

~15.08.2018~

Ich senke meinen Kopf auf ein Informationsblatt und schaue, was ich alles brauche für das gerade begonnen Schuljahr, bis es an der Tür klopft. Ich sehe auf und mein Blick fällt auf den Rektor, der ein Mädchen an ihrem Rücken in das Klassenzimmer schiebt.

Da steht sie also, die Neue von der gesprochen wurde mit einem Blick, der jeden dahin schmelzen lässt und so schwarzen Augen, wie Kaffee. Sie leckt sie über ihre Lippen, sieht dabei zur Seite auf unsere Lehrerin, schaut wieder nach vorne und zieht den rechten Mundwinkel in die Höhe. Ihre Augen, wandern studierend über die nun stille Klasse und wirken dabei einschüchternd und anziehend zugleich. Ihr selbstsicheres Auftreten zeigt puren Charme und Gewissheit über ihre Wirkung auf andere.

"Das ist Tori, sie ist neu an unserer Schule und ich bitte darum, dass geklärt wird, wer sich um sie kümmert und ihr alles erklärt!" Es ist mehr eine Aufforderung, als eine Frage, die der Rektor über das Getuschel hinweg von sich gibt. Ich hebe meine Hand und sehe zu der Neuen, ihr intensiver Blick auf mich gerichtet. Sie trägt ein Shirt mit einem mir nicht bekannten Bandnamen darauf, eine schwarze Lederjacke bei der sie die Ärmel hochgeschoben hat, einen etwas größeren schwarzen Hut und eine Hose mit einem großen Loch am Knie über den Oberschenkel und mehrere kleinere Löcher. Sie rückt sich mit einer Hand ihre ausgesprochen coole Kopfbedeckung zu Recht und grinst leicht vor sich hin.

"Setzt dich direkt neben sie.", weißt der Rektor sie zu und damit kommt sie auf mich zu, die Hände cool in die Jackentaschen geschoben. Vor mir zieht sie den Hut, legt den Arm auf ihren Bauch, nur um sich keine Sekunde später vor mir zu verbeugt und sich als Tori Negovanlis vorzustellen. Etwas geschmeichelt reagiere ich schnell und spiele mit, indem ich aufstehe, einen vornehmen Knicks vor ihr mache und Sharon Manson mit einem Lächeln in der Stimme sage.

Die Augen der Klasse sind verwirrt auf uns gerichtet, da so etwas nicht wirklich jeden Tag passiert. Obwohl ich sie kein bisschen kenne, würde ich es aber brennend gerne ändern. Lächelnd zieht sie sich ihren Hut wieder auf den Kopf und setzt sich lässig neben mich, den rechten Fuß auf ihr Knie gelegt. Die Lehrerin räuspert sich, sichtlich verwirrt über das vorherige Geschehen zwischen uns und schaut erwartend zu dem Mädchen neben mir.

"Auch wenn der Hut ausgesprochen gut aussieht, Mrs Negovanlis, musst du ihn in geschlossenen Räumen abziehen.", wird Tori schnell informiert. Sofort liegt der Hut vor ihr auf dem Tisch und sie fährt sich durch ihr schulterlanges, schwarzes, leicht gelocktes Haar. Verständlich nickt sie der Lehrerin zu und zwinkert. Entspannt lehnt Tori sich in ihren Stuhl zurück, die Arme über die Brust gekreuzt und der Blick interessiert auf unserer Lehrerin.

Der Unterricht ist langweilig und zäh wie Kaugummi, doch auch das überstehe ich, in dem ich immer wieder zu unserer neuen Schülerin rüber sehe. Frau Larson ist eine der wenigen Lehrerinnen, die am ersten Tag direkt mit dem Thema beginnen zum Leid der Schüler. Tori musste sich nicht mal vorstellen, was ich persönlich sehr schade fand, da ich sehr gerne mehr über sie erfahren hätte.

Als dann endlich die Stunde aus ist, zieht das Mädchen neben mir sich ihren Hut wieder auf und sieht mich erwartend an. Sofort verstehe ich, da ihr der Rektor ja im Prinzip eine Tour durch die Schule versprochen hat. Im Kopf überlege ich schon, was ich ihr zuerst zeige und gehe währenddessen mit ihr zusammen aus dem Raum.

"Also hier geht es zum Sekretariat, was du bestimmt schon weißt und dort durch die Tür auf den ersten Hof, wir haben zwei. Die Toiletten sind hier entlang und es gibt auf jedem Hof weitere Toiletten." Mit leicht rötlichen Wangen grinse ich sie an, da sie wieder die Hände in den Jackentaschen hat und mich mit einem Blick ansieht, bei dem ich kurz vergesse was Atem ist und wie das nochmal mit den Wörtern funktioniert. Ein Mundwinkel ist hochgezogen und ihre Brauen leicht gehoben. Irgendwas legt es in meinem Gehirn lahm.