Ein Augenblick, dann ist es vorbei

Kapitel 1

Ich öffne meine Augen. Er steht genau vor mir. Nur wenige Zentimeter trennen unsere Gesichter.

"Du bist mit Abstand mein bester Freund."

Mit diesen Worten hat er mich gerade gequält.

Ich lächelte ihn an, obwohl es in mir brodelte. Ich war heute zu ihm gekommen, um ihm meine Gefühle zu gestehen.

Es wurde schwarz um mich.

"Mio! Mio! Bitte, wach auf. Lass mich nicht allein!"

Von weitem hörte ich diese Worte und beginne zu lächeln. Typisch Anthony.

Ich richtete mich auf und finde mich auf seinem Sofa wieder. Anthony kniet neben mir und schaut mir aufmerksam zu, wie ich das ganze Glas Wasser leer trinke, ein Taschentuch benutze und mich letzendlich ihm zu wende.

Wow... Er sieht so gut aus. Seit fast einem Jahr bin ich mir dessen bewusst, das ich ihn liebe.

Er beugt sich über mich, um meine Temperatur zu messen. Ich schaue ihm tief in die Augen.

,,Weißt du.. Ich bin heute hergekommen, um dir etwas zu sagen." Er schaut mich überrascht an. Man kann ihm im Gesicht ansehen, das er angestrengt überlegt, was es sein könnte. Ich nehme sein Gesicht in die Hand, schaue ihm in die Augen und ziehe ihn zu mir auf das Sofa.

Er schau überrascht auf.

,,Was... Was hast du vor? Bitte hör auf! Ich hab doch Lara! Bitte, Mio!"

Ach ja... Lara. Wie oft hab ich diesen verhassten Namen schon gehört. Sie sind seit ein paar Wochen zusammen und er schwärmt ständig von ihr. Ich stehe auf und ignoriere seine Rufe, ziehe meine Jacke an und verlasse seine Wohnung, gehe die Treppen nach unten, an meiner Wohnung vorbei und laufe in Richtung Stadtzentrum.

Kurzerhand laufe ich an unserem Lieblingsplatz vorbei und in Richtung der Brücke.

Ich laufe die Wiesen hinunter und  setze mich auf eine Bank.

Das Wasser glitzert und treibt meine Gedanken, in die weite Ferne...

Seit 9 Jahren kenne ich Anthony. Seitdem er mit seinen Eltern in mein Haus gezogen ist, waren wir unzertrennlich. Wir gingen auf die gleiche Grundschule und Anfangs auch auf die gleiche Mittelschule. Als seine Eltern sich vor einem Jahr trennten, brach er die Schule ab. Er fing an zu trinken und ich half ihm. So kam ich ihm immer näher.

Ich überredete ihn dazu, sich auf die Ausbildung und das Berufsleben vorzubereiten und damit auch seiner Mutter zu helfen. Ich fing an mich in ihn verlieben und war immer bei ihm. Bis er vor einigen Wochen dann mit Lara zusammen kam.

Ich erwache aus meinen Gedanken, weil ich jemand meinen Namen rufen höre.

"Hallo Mio! Wie geht es dir? Was für eim Zufall, dich hier zu treffen."

Ohne meinen Kopf zu heben, weiß ich das da Lara neben mir sitz. Sie quatscht mich mit irgendwas voll, bis sie mich fragt :,,Ist etwas passiert? Geht es dir nicht gut?"

,,Bitte geh. Lass mich einfach alleine."

Sie schaut mich traurig an und lehnt sich an mich. Sie kommt mir näher und näher.

,,Lara was soll das?"

,,Ach komm. Wir wollen das doch beide!" Sie grinst mich an.

Ich stehe auf und sie greift meine Hand. Ich schaue sie an und frage:,, Was wird das? Du bist mit meinem besten Freund zusammen und ich liebe dich nicht."

Sie lacht und sagt:,, Du bist naiver, als ich dachte. Ich steh doch schon lange auf dich. Du bist voll der heiße Typ!"

Ich schaue sie entsetzt an und auf einmal steht Anthony neben mir.

,,Ich glaub ich hör nicht richtig.. Du hast gesagt du liebst mich..."

Sie grinst ihn an und ich halte es nicht länger aus. Ich greife Anthonys Handgelenk und ziehe ihn zu mir. Ich schließe meine Augen und küsse ihn. Lara starrt uns entsetzt an.

,,Ich sagte doch, ich liebe jemand anderen und das ist er. Du verletzt ihn - Kein Problem. Nehm ich ihn mir. Im Gegensatz zu dir liebe ihn ihn wirklich. Bis hoffentlich nie wieder!"

Ich halte seine Hand noch fester und ziehe ihn weg. Es fühlt sich an, wie als wir Kinder waren. Seine Hand ist genauso weich, wie damals.

Das wird noch ein langer Tag...