Prolog

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September

Prolog

„Jedes Mal das Gleiche. Ich. Will. Nicht. Weg!"

Sabrina packte ihren Trolley und folgte Jasmin die Gangway hinab.

„Warum soll es dir besser gehen als uns?" Die Platinblonde lachte.

Alexandra, Melissa, Laura, Jasmin und sie blieben zwischen dem Schiff und dem Cruise Terminal in der Hamburger HafenCity stehen und ließen den Blick noch ein letztes Mal über den blau-weißen Koloss wandern. Die Tage auf der Metal Cruise waren wie gehabt viel zu schnell vorbeigegangen, und ihr Kopf war angefüllt mit Eindrücken und Bildern, die sie in den nächsten Tagen erst noch verarbeiten musste. Darüber hinaus gab es eine Sache, die die Reise noch aufregender gemacht hatte: Alexandra, die neue Freundin in ihrer Runde.

„Bis zum nächsten Mal", murmelte Sabrina und wandte sich ihren Freundinnen zu. „Na los, lasst uns gehen! Bevor der Abschied zu schwierig wird."

Sie folgten dem stetigen Strom von Metalheads durch das Terminalgebäude und fanden sich davor zusammen. Draußen wie drinnen wimmelte es vor Leuten, abreisende Passagiere mischten sich mit ankommenden.

Fünf Männer gingen an ihnen vorbei zu einem schwarzen Kleinbus.

Der Letzte winkte Alexandra zu. „Hallo, Lexy!"

„Guten Morgen, Ben."

Sabrina sah auf, es war der Typ, mit dem Alexandra vorgestern an der Bar gequatscht hatte. Ihr Blick wanderte über die schwarze Jeans und das passende T-Shirt, die sich an seinen drahtigen Körper schmiegten. Das dunkelbraune Haar fiel ihm in sanften Wellen über die Schultern.

Ihre linke Augenbraue schnellte nach oben. Hallöchen!

„Ich melde mich in den nächsten Tagen, wegen des Songs."

„Super. Gute Heimreise!"

„Dir auch." Er verschwand hinter den vorangegangenen Männern im Bus.

Sabrina schürzte die Lippen. „Hm, der würde mir auch gefallen", entfuhr es ihr.

„Vergiss es, er will keine sexuellen Abenteuer." Alex knuffte sie in den Oberarm.

„Dabei muss es ja nicht bleiben." Sie rieb über die Stelle.

Die Taxifahrer verluden ihre Koffer, die fünf Frauen fielen sich in die Arme und verabschiedeten sich. Alexandra sah sie nacheinander an, räusperte sich.

„Nochmals danke für eure Offenheit und Freundschaft. Und dass ihr mir eine Chance gegeben habt. Ich habe euch sehr viel zu verdanken."

Sie nickten und winkten sich noch einmal zu, dann verteilten sie sich auf die Fahrzeuge.

Sabrina teilte sich das Taxi mit Jasmin. Sie nannten ihre Adressen, die gewünschte Reihenfolge und lehnten sich in den Sitzen zurück. Verfielen in einvernehmliches Schweigen. Sabrina sah aus dem Fenster, ihre Gedanken kehrten zu diesem Schweizer Musiker zurück. Er war ihr vorgestern in der Bar gar nicht aufgefallen, als Alexandra sich mit ihm unterhalten hatte. Und beim Konzert vorher hatten sie so weit hinten in der Menge gestanden, dass sie die Mitglieder seiner Band nicht richtig hatte sehen können. Wie hießen sie noch gleich? Ach ja, Charisma.

Dass er Alexandras Story in einen Song packen wollte, empfand sie immer noch als den absoluten Hammer! So etwas Obergeiles konnte auch nur Lexy passieren.

Na gut, sie war ja die Business Bitch gewesen, die von ihrem Team auf diese Metal Cruise verbannt worden war, zum Leiden und Lernen. Letzteres hatte sie auf jeden Fall, Ersteres nur kurz. Ihre Geschichte war es wert, erzählt zu werden, und ein Metal-Song war die richtige Form dafür. Sie war gespannt, wie dieser Ben die Kontraste einfangen und darstellen würde, die in Alexandras Veränderung aufgetreten waren.

Von der vereinsamten Frau mit Power-Fassade zum humorvollen Metalfan mit Freunden. Gekrönt davon, dass sie in diesen Ausnahmetagen unerwartet die Liebe gefunden hatte.

Nun, sie war nicht die Einzige gewesen, die ihr Herz verloren hatte.

Sabrina grinste und wandte sich zu Jasmin um, griff nach ihrer Hand. „Du vermisst Oliver jetzt schon, oder?"

Jasmin wandte ihr den Kopf zu und lächelte schmerzlich. „Ja. Schon komisch, oder? Mich hat es total erwischt und ich glaube, ihn auch. Jetzt müssen wir gucken, wie das mit der Fernbeziehung läuft."

„So weit weg ist Berlin nun auch wieder nicht. Ich denke, ihr müsst es nur wirklich wollen."

„Sagt die Beziehungsexpertin."

Sabrina verzog das Gesicht. „Ja, ja, schon gut. Ich wollte dich nur aufmuntern."

„Wart's nur ab", meinte Jasmin und tätschelte ihre Hand mit der anderen, „dich wird es auch noch irgendwann treffen."

Sabrinas raues Lachen brach aus ihr hervor. „Wer's glaubt!"

Metal ist nicht genugWhere stories live. Discover now