13. Stock, Tgm, 15:00
"Schlafen können Sie zu Hause auch! Bin ich Ihnen etwa zu langsam?", fragt der Lehrer.
Bitte nicht so laut, ich hab doch zugehört, dafür muss man nicht zwangsweise hinschauen.
Ich hebe langsam meinen Kopf von den Armen und schaue in strenge Augen. Ich habe Bauchschmerzen und auch hinter meiner Stirn pocht schon seit Stunden ein dumpfer Schmerz. Ich kneife leicht die Augen zusammen, um mich nicht zu übergeben.
Die Augen des Professors weiten sich angewidert:"Sie sehen nicht gut aus. Wollen Sie nicht lieber zum Schularzt?". Ich atme tief ein um die Übelkeit zu unterdrücken. "Nein. Eigentlich..... will ich nicht zum Schularzt..... Da verpasst man viel vom Unterricht.", erkläre ich, während ich versuche herauszufinden ob ich schwanke oder wir doch starken Wellengang im 13. Stock haben.
Eine Augenbraue des Lehrers geht sich:"Sie sind weiß wie die Kreide in meiner Hand. Gehn's jetzt bitte zum Arzt, des is jo a Waunsinn. ".
Er zuckt kurz mit dem Kopf in Richtung Tür. "Und nehmen's wen mit, sonst brechens am Weg noch z'sam, des brauch ma ned.".
Noch bevor ich in meinem Brechreiz-unterdrückendem Schneckentempo aufgestanden bin steht Celia neben mir, um mich zu begleiten.
Ich versuche ihr mit einem Lächeln zu zeigen, dass es mir gut geht. Ihrem Gesicht nach zu urteilen ist dieser Versuch gescheitert. Der Blick war wohl eher ein: "Ich kotz dir gleich auf die Schuhe, okay?".
Wir gehen aus der Klasse und zu den Aufzügen.
Bilde ich mir das ein, oder beobachten uns Fabian und Kevin? So argwöhnische Blicke bin ich nicht gewöhnt. Ja, mir geht es wirklich nicht gut, ich tu nicht nur so um Unterricht zu schwänzen.Mir geht es dreckig. Also so richtig. Ich bemerke nicht einmal wie Celia den Aufzug ruft. Sie schiebt mich einfach plötzlich hinein.
Ich gehe in die hintere Ecke, lehne meinen Kopf gegen die kühle Scheibe und schließe die Augen. "Es geht mir nicht so schlecht. Ich werd's überleben.", sage ich, um Celia zu beruhigen, auch wenn ich weiß, dass sie sich davon nicht täuschen lässt.
Du bist wundervoll, dich habe ich doch gar nicht verdient.
Der Aufzug bleibt stehen. Davon geht es mir im Normalzustand schon nicht gut, aber jetzt... "Scheiße!", ist alles was ich hervorbringe, bevor ich hinausstolpere und mitten in die Aula kotze. Während ich hustend und würgend immer mehr zu einem heulenden Ball werde höre ich den Portier:"Hey! Wos wird des?!? Is des dei Ernst?!", und meine Freundin:"Sorry, ich kann mir das nicht anschauen, sonst kotz ich noch dazu.". Danke für die Hilfe, allerseits.Jetzt sind da mehr Stimmen. "Sie muss sofort ins Spital!"..... "Ich will mitkommen! Ich kann sie nicht alleine lassen! Das Kind wohnt am Arsch der Welt, bis irgendein Verwandter herkommt ist sie schon wieder gesund oder tot!"....Danke für dieses Vertrauen und den unschlagbaren Optimismus.
Ich höre eine Sirene. Cool, jetzt darf ich auch mal mit so einem Auto fahren.
"Hörst du mich? Lilith, hörst du mich?"
Ja, aber wer bist du, und warum kennst du meinen Namen?
"Ja.", erwidere ich, zu mehr bin ich nicht in der Lage. "Wir denken es gibt ein Problem mit deiner Leber. Wir können uns nicht sicher sein, aber wir glauben, dass du dringend eine Not-OP brauchst...", der Sanitäter verschwimmt kurz und seine Stimme bewegt sich in unendliche weite.
Ich bin nicht sicher ob ich es überhaupt ausspreche oder nur noch denken kann, aber ich versuche zu sagen:"Tut was ihr tun müsst, wenn die andere Option sterben ist.""Bist du sicher, dass du das tun willst?"....."Ja! Sie ist mir wichtig. Alle unsere Werte passen zusammen. Es sollte kein Problem geben, oder? Außerdem ist kein Spenderorgan da. Ich bin bereit. Legt los.".....
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Tgm - Wiener Ghoule
FantasyWie wäre es wohl, wenn bei uns im schönen Österreich Ghoule herumlaufen würden? Es würde wohl wenig an der wiener Melancholie ändern. Doch was, wenn man plötzlich ein Teil dieser Gemeinschaft wird, die ständig auf der Suche nach Nahrung und gleichz...