,,Wo bin ich?", fragte ich in den dunklen Raum.
,,Sie sind im Krankenhaus.", antwortete mir eine Frau.
,,Wieso kann ich nichts sehen? Wieso bin ich hier? Wieso kann ich mich nicht bewegen?", schrie ich hysterisch.
,,Beruhigen sie sich, alles wird gut. Sie hatten einen Unfall und sind schwer verletzt, sie können froh sein das sie noch am Leben sind. Sie müssen diese Augenbinde tragen, da ihre Augen sehr empfindlich reagieren. Es kann sogar sein das sie nie wieder sehen können.", sagte mir die Krankenschwester. Ich spürte wie mir eine Träne über das Gesicht lief. Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern, so fragte ich nach:,,Wieso kann ich mich an nichts erinnern?"
,,Sie haben eine sehr ausgeprägte Gehirnerschütterung, es ist wirklich erstaunlich das sie so gut reden können. Das hatten wir noch nie. Wie gesagt sie hatten wirklich einen Schutzengel bei sich." Ich hörte wie sie die Tür hinter sich schloss. Nun war ich alleine. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Mir tat alles so weh, ich konnte nicht mehr.,, Ich wäre lieber tot als diese Schmerzen zu erleiden", säuselte ich vor mich hin.
,,Sie sind so ein junges Ding, denken sie nichteinmal im Traum dran.", hörte ich plötzlich jemanden reden der in meinem Zimmer war, ich konnte die Person leider nicht sehen. Ich stellte mir vor, es sei eine ältere Frau, so um die 60 Jahre alt.
,,Wer sind sie?", fragte ich panisch, ,,Was machen sie hier?"
Die alte Dame lachte:,,Ich bin ihre Zimmergenossin." Sie machte ein kurze Pause und redete weiter:,,Ich bin Marissa, ich bin mitte 60. Ich hatte einen schlimmen Autounfall, deshalb bin ich hier und was ist mit dir passiert?"
,,Ich weiß es leider nicht, tut mir leid."
,,Ach, nichts muss ihnen leid tun."
Ich sagte nichts mehr und versuchte zu schlafen, doch ich konnte nicht. Mich quälten lauter Sorgen, sowie die Schmerzen an meinem Körper. Was passiert wenn ich nicht mehr sehen kann? Was ist wenn ich nicht mehr gehen kann?? Ich stellte mir lauter schlimme Sachen vor, ich hoffte aber insgeheim das alles gut ging.
Die Tage vergingen und der Tag meiner Entlassung rückte immer näher, die Schmerzen ließen mit der Zeit nach, doch meine Augen waren noch immer verbunden, ich spürte sie kaum noch, ich fragte mich ob das normal war, doch es kam niemand rein, ich versuchte den Knopf zu finden, deshalb fuchtetelte ich in der Gegend rum, aber ich fand ihn nicht. Na ganz toll, was mache ich jetzt? Ich beschloss zu schlafen um die Sorgen zu vergessen.
Der Tag meiner Entlassung stand bevor ich musste zu einer letzten Untersuchung.
,,Miss Lawson, erschrecken sie nicht.'', sagte mir die Schwester, als sie mich in den Rollstuhl hievte.
,,Was wird heute mit mir gemacht?", fragte ich sie.
,,Ihre Augen werden angeschaut, Röntgenaufnahmen, werden gemacht, ihre Reflexe getestet und noch einige andere Tests."
Ich nuschelte ihr ein "Ok".
,,Bitte nicht erschrecken, ich lege sie auf die Liege.", hörte ich den Arzt sagen. Er machte Röntgenaufnahmen, da ich nicht richtig stehen konnte, machte er es während ich lag. Ich spürte immer wieder diese Kalten Beschläge, die er mir auf Arm und Bein legte.
Als die Aufnahmen fertig waren kamen meine Augen dran, doch das war das schlimmste für mich.
,,Miss Ferguson, sie werden wahrscheinlich nie wieder sehen können, es grenzt an ein Wunder wenn sie es könnten. Ihre Augen wurden verbrannt, das kriegt man nicht so schnell wieder in Ordnung."
Ich war schockiert, immer wieder hörte ich in meinem Kopf, nie wieder sehen, nie wieder sehen. Ich musste weinen, ich spürte wie die Tränen über mein Gesicht liefen.
Nach den anderen Tests wurde ich von meinen Eltern abgeholt, ich musste wieder zu ihnen ziehen, was für eine Freude, yippie dachte ich mir.
,,Na Spatz, wie geht es dir?"
,,Beantworte dir die Frage selbst Mum.", antwortete ich ihr schnippisch. Ich ertaste das Fenster im Auto und drehte mein Kopf zu dem Licht des Fensters, doch ich sah ja nichts. Der Wagen hielt und sie halfen mir beim aussteigen.
,,Wo sind wir?", fragte ich.
,,Zuhause.", bekam ich als Antwort.
,,Jetzt bist du in deinem Bett.", sagte mir mein Dad nach einem holprigen Weg.
Ich versank in meinem kuschligen Kopfkissen und schlief ein. Es vergingen Wochen bis ich wieder einen Termin beim Augenarzt hatte, er sagte mir leider nicht das was ich hören wollte. Er meinte, das ich wahrscheinlich für immer Blind sein werde. Ich war am Boden zerstört, wie soll ich das verkraften. Ich konnte es nicht, ich kam mit der Situation einfach nicht klar.
,,Mama, ich kann nicht so weiter leben.", sagte ich ihr.
,,Mein Kind, es ist für uns alle schwer, doch wir lassen dich nicht von uns gehen."
Ich hörte wie sie weinen musste, sie unterdrückte es aber.
,,Mama, bitte weine nicht. Vorallem nicht um mich.", versuchte ich sie zu beruhigen. Doch nichts zu sehen, ist schwerer als man denkt. Das wurde mir jetzt erst so richtig klar, ich bewundere die Menschen die damit leben können. Ich hatte leider nicht die Kraft dazu, um mich an dieses neue Leben zu gewöhnen.
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BLIND L❦VE™
General FictionWie mein Leben bisher lief? Das willst du wissen? Ich denke, dass willst du nicht. Denn seitdem ich klein war, wurde mir vor allem von meinen Eltern beigebracht stets perfekt zu sein. Eine makellose Hülle ohne Widerworte. Eine Puppe, die an Seilen...