Prolog

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Ich lief los. Raus.
Raus aus diesem Albtraum.
Es konnte einfach nicht war sein. Es durfte nicht war sein.
"Bleib steh'n!", hörte ich ihn rufen. "Es ist wie es ist, und du erreichst nichts, indem du wegläufst!"
Ich schloss meine Augen um nicht umzudrehen und ihm die Kehle durch zu beißen. Ich war immer fair zu ihm gewesen. Er hatte so viele Fehler gemacht und ich hatte immer Gnade walten lassen.
Und jetzt? Als Dank hatte er mir das Wichtigste genommen. Das Wichtigste in meinem vorher so sinnlosen Leben.
Nun war alles vorbei. Eine kleine Stimme in meinem Kopf sagte mir, ich solle hier bleiben und meinen Clan führen.
Aber was hielt mich hier eigentlich noch?
Was bedeutete es denn schon, an der Spitze des mächtigsten Clans zu stehen, wenn dein Gefährte, das Wichtigste in deinem Leben, nicht da war um an deiner Seite zu sein?
Eine kleine Träne sickerte langsam meine Wange hinunter. Dann noch eine, und noch eine.
Er war fort.
Ermordet von meinem eigen Fleisch und Blut.
Es tat so weh.
Mein ganzer Körper schrie nach Vergeltung. Ich drehte mich um und wollte mich auf ihn stürzen. Ihn, der mir alles genommen hatte.
Doch bevor ich auch nur eine Pfote bewegen konnte, sah ich vor meinen Augen etwas Dunkles. Tiefschwarz.
Ich konnte es nicht zuordnen.
War es ein Schatten?
Egal was es war, es war mächtig.
Meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich eine Stimme vernahm.
Sie war sehr leise, und doch konnte ich jedes Wort ganz klar verstehen.
"Geh", flüsterte die unheimliche Stimme. "Geh und sieh nicht zurück. Nie mehr!"
Jeder, der normal gedacht hätte, hätte das für einen Traum, oder eine Einbildung gehalten, doch es war alles so real.
Ich konnte die Präsenz des Unbekannten förmlich spüren.
Für ein paar Sekunden schloss ich meine Augen.
Und als ich sie wieder öffnete war der Schatten, oder was auch immer das war weg.
Mein Bruder blickte mich verwundert an. Anscheinend hatte er nichts gesehen.
Mein Verstand sagte mir, dass das irrsinnig war, doch mein Gefühl sagte, es war Wirklichkeit.
Ich schaute ihm ein letztes mal in die Augen. Meinem Bruder, dem ich vor ein paar Minuten noch die Kehle aus dem Hals reißen wollte.
Der mir mein Leben weggenommen hatte.
Seine grünen Augen schimmerten leicht. Er wusste nicht, was als nächstes passieren würde.
Und um ehrlich zu sein, zu diesem Zeitpunkt wusste ich es auch nicht.
Also drehte ich mich langsam um.
Ich fühlte Schmerz.
Schmerz darüber, dass mein Gefährte tor war, und Schmerz darüber, dass ich meine Heimat verlassen würde.
Aber vor allem wurde mir in diesem Moment klar, dass ich nichts von all dem hier, wieder sehen würde.
Langsam schritt ich vorwärts.
Über die Lichtung, durch das Lager.
Und als ich aus dem Tunnel trat, der den Eingang darstellte, wusste ich es war vorbei.
Mein altes Leben war Vergangenheit, und mein neues Leben begann genau...

Jetzt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 23, 2018 ⏰

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