Freiheit [Sad EruRi OS]

Es war doch so schön!

Als er nach draußen blickte, dämmerte es bereits. Doch durch die vor Tränen verschwommene Sicht konnte Levi nur wenig erkennen. Niemals hätte er gedacht, dass er in seinem Leben noch mal weinen würde. Doch die Situation, in der er sich befand, ließ es nicht anders zu. Das Bild, was er in den Händen hielt, war bereits zerknittert und eigentlich nur noch ein Fetzen, welches im Müll gern gesehen wurde. Levi würde es nicht wegschmeißen. Niemals.
Er schloss kurz die Augen, was aber nicht viel brachte. Das Bild von einer Person mit blonden Haaren flammte vor seinem inneren Auge auf und ehe er sich versah, weinte er nur noch mehr.
Warum musste es so weit kommen, Erwin?

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*Einige Stunden zuvor*

"Levi? Ich gehe jetzt.", rief Erwin, als er am Türrahmen stand und die Tür bereits öffnete. "Jetzt schon?"
Levi kam aus der Küche, bereitete gerade das Frühstück für sie vor.
"Ja, heute ist meine Vorlesung. Dafür muss ich mich entsprechend vorbereiten.", sagte er und lächelte den Kleineren an. "Wäre schön, wenn du auch dabei wärst.", fügte er hinzu.
"Erwin, du hast noch gar nichts gegessen. So kannst du dich nicht konzentrieren!"

So eine Diskussion wie heute war der Alltag der beiden Männer. Erwin, Geschäftsmann und ziemlich erfolgreich in dem, was er tut & Levi, der einst ein krimineller war, aber nun auch ein normales Leben führt - Dank Erwin. Nie hätten die beiden auch nur ansatzweise gedacht, dass diese Diskussion die letzte sein würde, die sie haben werden.

"Vor der Vorlesung habe ich meine Mittagspause. Da hab ich genug Zeit, um zu essen." - "Tch."
Levi ging zurück in die Küche und würdigte Erwin keines Blickes. Wenn er seine Kochkünste nicht wertschätzte, dann bitte! Er hörte, wie die Tür sich schloss. Mit einem seufzen lehnte er sich gegen die Küchentheke und dachte nach. Es kann doch nicht sein, dass Erwins Frühstück nur aus einem viel zu starken Kaffee besteht. Immer wieder hatte er beteuert, dass das ungesund sei, doch Erwin war einfach zu stur. Irgendwann würde ihm das noch zum Verhängnis werden.

Erwin ging schnurstracks die Straße entlang, sein Gesicht sah glücklicher aus als sonst. Denn das sollte ein ganz besonderer Tag werden. Heute war der 21.09. und somit waren sie schon seit fünf Jahren zusammen.
Das sah der Geschäftsmann als die perfekte Gelegenheit, um seinen kleinen Putzteufel einen Heiratsantrag zu machen! Schon lange hatte er in der tiefsten Ecke seines Nachtschranks verweilt, doch nun würde er endlich zum Einsatz kommen.
Hunderte Szenarien überfluteten ihn - wie Levi wohl reagieren würde, so mitten in all den Leuten gefragt zu werden? Wie seine Antwort lautete?
Ein kleines Lächeln konnte er doch nicht unterdrücken, als er das Schmuckstück in seiner Hosentasche nochmals befühlte.

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Es war Nachmittag und Levi wusste, dass die Vorlesung seines Freundes bald beginnen würde. Für diesen Anlass hatte er sich natürlich aufgeputzt - ein teurer Anzug aus feinstem Kaschmir. Zu teuer, für Levis Geschmack, doch der Blonde bestand darauf, dass er ihn zu solchen Anlässen tragen solle.
Nochmal im Spiegel betrachtend nickte der Kleine sich zu und nahm seine Schlüssel zur Hand.
Das Firmengebäude war nicht allzu weit entfernt und so ging er zu Fuß dahin.
Doch als er in Sichtweite des Gebäudes war, bemerkte er sofort den Krankenwagen & das Polizeiauto. Was war geschehen...? Etwas beunruhigt verschnellerte er seinen Gang, bis er letztlich ankam. Viele Geschäftsleute waren in Panik, erlebten wohl den Schock ihres Lebens. Levi blickte sich nach dem Großen um, jedoch fand er ihn nicht. Etwas verunsichert darüber, suchte er einen Polizisten auf. In dieser Menge war das gar nicht mal so einfach. "Entschuldigung?" Er blickte zu einem Polizisten hoch, der bestimmt die 2 Meter knackte. "Haben Sie Erwin Smith gesehen?"
Im Nachhinein klang die Frage sicher doof. Doch das war ihm herzlichst egal, schließlich ging es hier um seinen Geliebten.
Der Polizisten-Bulle blickte nur komisch zu ihm runter. "Haben Sie das etwa nicht mitbekommen? Er hatte einen Herzinfarkt."
Für einen Moment herrschte Stille.
"Ich möchte Sie nun bitten, dieses Gelände zu verlassen. Für heute sind alle Arbeiter freigestellt."
Der Kleine hörte die Worte des Polizisten, nahm sie jedoch nicht richtig wahr. Wie bitte? Herzinfarkt?! Und wie konnte dieser scheiß Bulle nur so herzlos dastehen und ihm sagen, dass er gehen soll!?
Wut packte ihn und er schaute auf. "Wo ist er?!?", schrie er den Polizisten an. Dieser gab allerdings keinerlei Anzeichen dafür, dass er weitergehend auf die Bitte des kleinen Mannes eingehen wird. "Ich bitte Sie, sagen Sie mir, wo er ist!!" - "Sie sollen raus, hab ich gesagt!"
Genau in dem Moment, wo er das sagte, erblickte Levi den Krankenwagen, der genau hinter diesem & anderen Polizisten stand. "Erwin!"
Er versuchte mühevoll, sich am Bullen vorbeizuquetschen, doch er schubste ihn zurück. "Was soll das denn werden?!" - "Ich muss zu ihm!"
Ohne darüber nachzudenken trat der Kleine einfach mitten zwischen die Beine des Großen und lief direkt zum Krankenwagen. Natürlich bemerkten die anderen Polizisten was vor sich ging und es dauerte nicht lange, bis sie laut brüllend hinterher stürmten. "Erwin, hörst du mich...?!", sagte er zu dem scheinbar bewusstlosen auf dem Bett liegenden Mann. "Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so viel Kaffee trinken!! Du verdammter Idiot, Erwin!!!", schrie er unter Tränen.
Einige Sanitäter stürmten nun auch auf ihn zu und ehe er sich versah, wurde er von sämtlichen Einsatzkräften weggezogen. Das Einzige, woran er sich danach erinnern konnte, waren die Schmerzen, die ihm von den Einsatzkräften zugefügt wurden.