1. Kapitel

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Zweiundzwanzigster, Dreiundzwanzigster, Vierundzwanzigster… noch dreißig Tage waren es. Dreißig Tage bis ich es erneut tun muss. Der Einundzwanzigste, wir nennen ihn auch den Tag der Abrechnung.

Doch wen soll ich wählen? Vielleicht die blasse frau, die seit Wochen von schrecklichen Schmerzen in der Brust zerfressen wird, oder der alte Mann, der vermutlich schon seit Jahren keinen Sinn mehr am Leben sieht. Ich muss mich entscheiden bevor sie es tun. Denn  mir ist klar, dass ihre Entscheidung viel größere Verluste bringen wird als die Meine.

Es war gerade hell geworden und ich schäle meinen schlappen Körper aus der mottenzerfressenen Decke. Der zerfallene Kirchturm hinter unsrer kleinen Wohnung läutet sieben Uhr und erinnert mich daran, dass meine Suche nach dem passenden Opfer fortsetzen muss. Niemand ist zuhause um mich abzulenken, meine Eltern arbeiten schon seit Stunden und mein Bruder? Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört mir die Frage zu stellen, wo er denn wohl steckt. Bevor ich das Haus verlasse, werfe ich einen raschen Blick auf meinen Kalender an der Küchentür, der Fünfundzwanzigste. Der Tag an dem ich die Eigenschaften meines nächsten Opfers erfahre. Alles beginnt von vorn. Ich habe es keineswegs eilig und begebe mich langsam auf den Weg zur Zentrale.

Das Zeichen des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt