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Ich kam bei unserer alten Schule an. Die Wände hatten ihre Glanz verloren. Die früher weißen Wände hatten nun einen grünen Schimmer. Generell sah das Gebäude einfach nur abschreckend aus. Ich nahm meine Tasche aus meinem Gepäckträger und ging ins Gebäude. Die Schüler warteten vor der Tür und redeten laut miteinander. Ich hasse Schulen. Die Frage ist nur, wer tut es nicht. Ich ging durch die vollen und stickigen Fluren. Ich hatte das Gefühl, je näher ich meinem Klassenraum kam, desto unwohler fühlte ich mich.
Ich mochte meine Klasse sehr. Sie war wie eine zweite Familie für mich. Aber ich mochte es mehr, alleine zu sein, ohne die Verpflichtung haben zu müssen, dem anderen zuzuhören.
Ich helfe gerne, jedoch tun mir die Probleme von anderen weh. Ich helfe meinen Freunden, aber ich bleibe auf Distanz. Das ist auch einer der Gründe, warum ich keine beste/n Freund/-in habe.

Ich kam endlich an meinem Klasseraum an und stellte glücklich fest, das dieser schon aufgeschlossen war. Ich nickte meinen Freundinnen lächelnd zu und ging auf meinen Platz.
Ich holte meinen Block und mein Federmäppchen raus, stützte meinen Kopf auf meine Handfläche ab und wartete auf den Lehrer, der auch nach wenigen Minuten kam. Alleine war er nicht. Ein Junge in unserem Alter betratt ebenfalls den Raum. Sein Haar war schwarz und seine eisblauen Augen funkelten uns an. Er fuhr sich durchs Haar und musterte uns alle.

"Das ist Ethan Breayly. Stell dich doch einfach mal vor."

"Hey, mein Name ist Ethan, bin siebzehn Jahre alt und komme aus der USA", sagte er mit einem Grinsen auf den Lippen. Sein Akzent war nicht zu überhören. Wie kann er so gut Deutsch reden? Einer meiner Mitschüler schien dies auch zu interessieren, denn er fragte laut: "Wieso kannst du so gut Deutsch, Ethan?"

"Mein Vater hat deutsche Wurzeln und so habe ich auch deutsch gelernt", meinte er schmunzelnd.

"Ethan, setz dich zu Roxana", meinte mein Lehrer plötzlich. Sofort weiteten sich meine Augen. Wieso zu mir!? Och nö! Ich sitze extra weit weg von meinen Mitschüler, um Ruhe zu haben. Ethan lachte leise als Herr Mayer, mein Lehrer, mein Namen sagte.

"Was ist so witzig?", fragte ich laut und bereute es sofort. Toll Roxy! Wieso kann ich auch nicht meine Klappe halten!?

"Naja...klingt wie der Name einer Prostituierten", sagte er und lachte laut los. Ich wurde rot. Nicht, weil mir es unangenehm oder peinlich war, sondern weil ich wütend war. Sehr wütend.
Ich spürte die Blicke auf mir, dass ich kontere, was ich auch tat.

"Kennst dich wohl mit Nutten aus, was?", fragte ich spöttisch und warf ihm einen finsteren Blick zu. Sein Lachen verstummte und er erwiederte meinen Blick. Die Klasse war ruhig, nicht einmal mein Lehrer sagte etwas. Machst ja einen tollen Job.

"Ja, tue ich. Hab schon viel von dir gehört", zischte er, "bist sehr bekannt."

"Oky, das reicht jetzt! Ich will solche Äußerungen nicht in meinem Unterricht hören! Nachsitzen beide!",schrie mein Lehrer

Warte, was!? Wieso soll ich nachsitzen, wenn dieser Ochse mich beleidigt!?

"Ich habe nichts falsch gemacht! Er hat mich als Nutte beleidigt!", rief ich aufgebracht.

"Ruhe jetzt! Ethan, setz dich zu Roxy. Ich will nichts mehr von euch beiden hören!", schrie mein Lehrer. Oky, nicht weinen Roxy. Ich hasse es, angeschrien zu werden! Immer wenn man mich anschreit, muss ich weinen. Ich senkte mein Blick und ballte meine Hände zu Fäusten. Ich hörte Schritte, die näher zu mir kamen und schließlich roch ich ein Männerdeo. Gott, und Männer beschweren sich das wir Frauen angeblich zu viel Deo benutzen. Ich rumpfte meine Nase. Ich hasse Männer Deo.

"Roxy", hörte ich Ethan leise reden, was ich aber ignorierte. Dieses Arschloch konnte mich mal kreuzweise! Ich atmete tief durch und sah nach vorne zur Tafel. Ich hasse Ethan jetzt schon und am liebsten würde ich ihn schlagen.

Die Stunde zog sich endlos hin, umso mehr freute ich mich, als es endlich klingelte. Ich sprang auf und stürmte raus. Schnell ging ich zu den Mädchentoiletten. Es war ein Tick von mir. Immer, wenn ich sauer war, ging ich sehr schnell und stampfte leicht dabei. Ich weiß auch nicht, warum ich das so mache. Als ich ankam, sah ich mich im Spiegel an und hätte ihn am liebsten sofort zerschlagen.

Ich hab keine Lust mehr..Ich will nach Hause. Ich bebte leicht, weswegen ich einmal tief durchatmete. Hoffentlich kommt jetzt keiner meiner Freunde, um mich zu "trösten". Ich würde mich nur mehr aufregen und gerade will ich einfach nur das Gegenteil bewirken.

Ich merkte wie mein Körper langsam aufhörte zu beben. Endlich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging aus dem Mädchenklo.

"Roxana?", ertönte plötzlich eine Stimme. Erschrocken sprang ich zur Seite. Aber nicht nur das, ich schrie zusätzlich noch laut dazu. Na toll. Ich sah nach vorne. Vor mir stand Ethan, der mich mit einem schelmischen Grinsen musterte.

"Was willst du?", zischte ich genervt und merkte, wie meine Wut wieder hochkam.

"Hey, beruhig dich. Ich wollte mich bei dir endschuldigen? Das war nicht nett", meinte er und aus seinem schelmischen Grinsen wurde ein sanftes. Denkt er wirklich, damit ist alles vergessen!? Glaubt er im ernst, dass alles wieder oky ist!?

"War nicht wirklich die feine englische Art."

"Ich bin Amerikaner! Kein Engländer! Hast du mir vorhin nicht zugehört!?", zischte er plötzlich und ballte seine Hände zu Fäusten.

"Chill...tut mir leid. Natürlich Amerikaner."

Er entspannte sich und sein Blick wurde wieder weich und sanft. Ein leichtes Lächeln schlich sich wieder auf seine schmalen Lippen. "Hör mal Roxana-"

"Roxy. Nenn mich einfach Roxy", unterbrach ich ihn und er nickte verstehend.

"Also, Roxy, es tut mir leid. Komm, ich gebe dir was in der Mensa aus,oky? Dafür verzeihst du mir?"

Wieso ist es ihm so wichtig, dass ich ihm verzeihe. Es könnte ihm doch scheißegal sein, ob ich ihn mag oder nicht. Bevor ich antworten konnte, legte sich ein schwerer muskulöser Arm um meine Schultern. Wer hat ihm erlaubt mich anzufassen!?

Bevor ich irgendwas sagen konnte, ging er los und zog mich einfach mit. Oh Gott, ist das peinlich.

"Kannst du deinen Arm von mir nehmen?", fragte ich leise, da sich ein unwohles kribbeln in meinem Bauch breit machte. Entweder er hat mich nicht gehört oder er ignoriert es. Ich wiederholte mich, aber schon wieder tat er nichts. Dieser Kerl macht mich wahnsinnig! Ruckartig befreite ich mich aus dem Griff und rannte davon. Na warte, Ethan Breayly, du wirst mich noch kennenlernen. Ich bin keine dumme Göre, die dir einfach nachrennt!

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Geschrieben von: Maria
Korrigiert von forever_moonchild

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 19, 2019 ⏰

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