Autumn Romance {Changki} | Pausiert

Sonntag, 14. Oktober 2018

[Changkyun]

Das schrille klingeln meines alten Weckers riss mich aus dem Schlaf. Eigentlich unnötig, da ich heute meinen freien Tag hatte. Verschlafen tastete ich nach dem Gerät und schaltete es ab, sobald ich den Schalter gefunden hatte, und drehte mich seufzend auf den Rücken.
Für heute hatte ich mir vorgenommen den Tag draußen zu verbringen um mich von der Schönheit des Herbstes inspirieren zu lassen.
Ich streckte mich also und setzte mich auf, bevor ich einen Blick auf mein Handy warf.
10.49 Uhr.
Für Frühstück etwas spät, aber ich würde es auch gut ohne aushalten.

Ich begab mich ins Bad, wo ich mich erst einmal meiner Klamotten entledigte und mich unter die Dusche stellte, die im Verhältnis zu meinem Bad relativ wenig Platz einnahm.
Das heiße Wasser prasselte auf meinen Körper und plötzlich fragte ich mich, wie sich wohl Bäume fühlen müssen, wenn es regnet.
Ich schloss die Augen und genoss ein paar Minuten die Wärme, die meinen Körper durchströmte wie ein Lagerfeuer, das ein paar Kinder an einem angenehm warmen Herbstabend entfacht hatten, um Marshmallows darüber zu rösten.

Ich hatte das als kleiner Junge oft getan. Mein Vater hatte die Natur schon immer geliebt und mich daher oft mit zum Zelten genommen. Wie hatten uns am Lagerfeuer Geschichten erzählt. Tagsüber hatte er mir das Spurenlesen beigebracht und wir hatten im Wald miteinander Quatsch gemacht.
Leider hatte das alles im August vor etwa acht Jahren ein Ende. Da waren wir das letzte Mal gemeinsam Zelten gefahren.
Ich war vierzehn zu der Zeit und mein Vater hatte Tage gebraucht um mich zu überreden doch mit ihm mitzukommen. Im Jahr darauf war ich der Meinung gewesen ich sei zu alt dafür. Das war kurz nachdem meine alles-was-Eltern-tun-und-sagen-ist-peinlich-Phase begonnen hatte.
Wenn ich heute darauf zurückblickte, bereute ich, nicht mitgekommen zu sein. Jetzt war mein Vater zu alt dafür. Er wollte die letzten Jahre bis zu seiner Rente ruhig angehen, dennoch sah man ihn hin und wieder am Rande des Waldes spatzieren gehen.

Ich drehte das Wasser seufzend ab und nahm mein Handtuch zur Hand. Die verhältnismäßig eisige Luft von außerhalb der Dusche umhüllte mich sofort und ich bekam eine Gänsehaut. Mein Körper fing leicht an zu zittern, weshalb ich mich beeilte das Wasser auf meiner Haut zu trocknen.
Als das erledigt war, zog ich mir meinen schwarzen Lieblingspulli an und eine warme, gemütliche Hose, ehe ich aus dem Bad ging.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, schlenderte ich in die Küche, wo ich eine Packung Felix Katzenfutter öffnete. Kaum hatte ich den Napf gefüllt, kam mein Kater Merlin verschlafen angetapst und rieb seinen Kopf als Guten morgen Gruß an meinem. Ich nahm ihn auf den Arm und er begann zu schnurren und seine Augen zu schließen. Er war schon immer ein verschmustes kleines Fellknäul gewesen, trotzdem hatte er oft seinen eigenen Kopf und man konnte ihn dann beim besten Willen nicht von etwas anderem überzeugen.
"Na, du Zwerg", begrüßte ich ihn grinsend und sah zu, wie er in einer unglaublichen Geschwindigkeit den Napf immer weiter leerte.

Heute war ein wunderschöner Herbsttag. In etwa zwei Wochen war Halloween und sämtliche Bäume erstrahlten in den prächtigsten Farben. Das musste ich mir unbedingt aus nächster Nähe ansehen.
Ich zog mir meine schwarze Kunstlederjacke an, die ich mir eigentlich nur zugelegt hatte, weil ich dachte sie würde ihren Teil zu meinem Tätowierer-Image beitragen. Eigentlich hätte ich so etwas nie angezogen, aber jetzt, da ich sie hatte, gefiel sie mir doch recht gut. Meinen Rucksack mit dem alten Geldbeutel meines Vaters, Schlüsseln und Zeichenheft warf ich mir über die Schulter und verließ das Haus.

Das Wetter war perfekt. Es hatte am Vormittag geregnet, deshalb roch es nach Holz und nassem Asphalt.
Ich liebte den Herbst. Schon als Kind war Oktober der Monat, auf den ich mich das ganze Jahr über gefreut hatte. Durch die vielen bunten Farben und die geborgene Atmosphäre hat sich auch mein Interesse zur Fotografie und dem Zeichnen entwickelt. Ich wollte den Menschen zeigen, wie wundervoll die Natur sein konnte.