In einem Fenster gegenüber von unserer Wohnung brannte Licht. Es war rot und ich sah wie sich Schatten hinter den Vorhängen bewegten. Ich konnte nicht schlafen, weshalb ich seit einigen Minuten das Vorgehen in der Wohnung über der Bar beobachtete. Ich wusste nicht wer dort wohnte, doch es beschäftigte mich schon seit unserem Einzug. Tagsüber stand die Hintertür der Bar offen, im Vorbeigehen konnte ich nur den Hauch eines Blickes in den Innenraum erhaschen. Jetzt, mitten in der Nacht war die Tür verriegelt und man konnte nur erahnen, was sich tagsüber hinter den Fenstern abspielte.Als ich am Morgen das Treppenhaus hinunter ging um die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen, traf ich auf den Hausmeister. Ein älterer Mann in einem Blaumann, auf dem Kopf eine schon etwas mitgenommene Schiebermütze, Drei-Tage-Bart. "Juten Morgen Henri, haste jut geschlafen?" Ich nickte nur, er lächelte. "Und Sie?" Sein Gesicht verzog sich, er hatte wohl keine besonders gute Nacht gehabt. "Drüben hat wieder die halbe Nacht lang Licht gebrannt, konnte es bis in meen Schlafzimmer sehen. Hatte wohl wieder Besuch, der junge Mann." Ich blickte ihn etwas nachdenklich an, eine Frage schwirrte in meinem Kopf herum: "Wer besucht ihn denn?" Doch Herr Siede wusste keine Antwort, zuckte deshalb nur mit den Achseln und machte sich auf den Weg in den Keller. Als ich die Zeitung in die Hand nahm blickte ich noch einmal zu dem Fenster in dem ich gestern das rote Licht gesehen hatte. Wieder huschte ein Schatten vorbei, diesmal konnte ich mir denken wer es war: der junge Mann, von dem Siede gesprochen hatte.
Ich bekam den Gedanken daran, wer den Mann von Gegenüber in der Nacht besucht hatte auch beim Frühstück nicht aus meinem Kopf. Warum war das Licht rot? Was taten die beiden mitten in der Nacht?
Ich konnte es mir zwar denken, wollte es jedoch nicht wirklich wahr haben.
Ich war froh, dass die Ferien noch nicht vorüber waren. Ehrlich gesagt freute ich mich kein bisschen auf das neue Schuljahr und die neue Klasse. Im Moment konnte ich mir sogar nichts schlimmeres vorstellen, als wieder einmal keinen Anschluss in einer Schule zu finden. Schnell wischte ich mir den Gedanken an mein trauriges Einzelgänger Dasein aus dem Kopf und machte mich auf dem Weg zum die Gegend zu erkunden.
Die Bar hatte geöffnet und zum ersten Mal gelang es mir einen Blick durch die Haupt-Eingangstür zu werfen. Hinter der altmodisch wirkenden Theke, vor der eine Reihe mit rotbraunem Leder bezogener Barhocker platziert war, stand ein junger Mann und spülte Gläser. Seine feurigen Haare waren an den Seiten zwar echt kurz rasiert, ihm fielen jedoch ein paar Strähnen ins Gesicht und verstärkten den verschlafenen Eindruck, den er auf mich mache.
Seine Hände bewegten dich wie mechanisch, er schien in Gedanken versunken zu sein. War er der junge Mann, dessen Schatten ich in den Fenstern beobachten konnte und von dem Herr Siede gesprochen hatte? Jedenfalls schien er mich wie ein Magnet anzuziehen, denn ich konnte meinen Blick kaum von ihm lösen. Für einen kurzen Moment spielte ich sogar mit dem Gedanken die Bar zu betreten und ihn anzusprechen.
"Reiß dich zusammen Henri, das ist eine Scheiß Idee.", flüsterte ich mir selbst zu, und plötzlich sah er mich direkt an. Seine Miene verdunkelte sich als er sich in Richtung Tür bewegte und mir diese mit einer Wucht vor der Nase zu knallte, die mich heftig zusammen zucken ließ. Der hatte ja wirklich keinen guten Tag.
Etwas durcheinander setzte ich meine Entdeckungstour durch das Viertel fort.
Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs war aber als ich nach Hause kam war meine Mutter bereits von der Arbeit zurückgekehrt. Es roch nach Fisch-Stäbchen und meine Mutter summte leise zur dudelnden Radio-Musik.-------------------------------------------------------
Hey Leute, das ist das erste Kapitel von meiner neuen Story. Ich hoffe es gefällt euch, ich würde mich sehr über Feedback freuen.
Was glaubt ihr, was in der Nacht geschehen ist?LG, Caro(^v^)
DU LIEST GERADE
Wie das Feuer in deinem Herzen
Teen FictionHenri ist 17 und zieht mit seiner Mutter nach Berlin, in ein Haus in dem skurrile Gestalten, alte Menschen und Familien leben. Doch Henris Faszination witmet sich vor allem einem Bewohner: dem geheimnisvollen jungen Besitzer der Bar gegenüber von He...