An einem regnerischen Tag, zu einer Zeit in welcher ich Single war, und gerade über dem Skript zu einem geplanten Film über Zeit und Raum Pardoxien brütete, besuchte mich ein alter Freund.
Er war vom Regen durchtränkt, sein Gesicht war steinern und traurig, doch sein Blick war gegenteilig. In seinen Augen konnte ich trotz der tiefen Traurigkeit welche er ausdrückte, vollkommene Güte und Liebe erkennen. Was war mit ihm geschehen, fragte ich ihn. Er sah mich an, und lächelte. Ich bot ihm eine Line Speed an, die er dankend ablehnte. Auch eine Zigarette wollte er nicht. Zu einem Glas Whiskey sagte er allerdings nicht nein.
Er räumte meine Papierstapel von der Couch und legte sie auf den Laminatboden. Er fragte woran ich gerade arbeitete. Ich erzählte ihm von dem geplanten Film, welcher in das Mystery-Genre fiel, jedoch der Fokus auf einer tiefen Liebesgeschichte liegen sollte, welche durch das Böse in diesem Haus zerstört werden sollte.
Er sah mich an, und fragte warum ich das machen wolle. Ich antwortete, dass Liebe und Angst meiner Meinung nach die wichtigsten Gefühle sind, die ein Mensch haben kann und sollte, aber mir auffiel, dass immer mehr Menschen alles als selbstverständlich ansahen, sich gegenseitig in ihren Ehen bekämpften, betrogen und sogar Familien sich intern gnadenlose Kriege untereinander lieferten. Er nickte und gab mir recht.
Dann sagte er, ich soll mich setzen, denn er wolle mir etwas erzählen. Ich setzte mich, zündete mir eine Zigarette an und lehnte mich zurück. Dann begann er zu erzählen ...
.......
Als ich diesen Abend nach Hause kam und meine Frau das Abendbrot serviert hatte, nahm ich ihre Hand und sagte ihr, dass ich ihr etwas mitteilen müsse. Sie setzte sich hin und aß schweigend. Und ich sah wieder die Angst in ihren Augen.
Auf einmal war ich wie versteinert, ich konnte meinen Mund nicht mehr öffnen. Aber ich musste ihr sagen, was ich denke: Ich möchte mich scheiden lassen. Sie wurde nicht aufbrausend und regte sich über meine Worte nicht auf, sondern fragte mich leise nach dem Grund dafür.
Ich vermied eine Antwort auf die Frage. Das verärgerte sie. Sie schmiss ihr Besteck umher und schrie mich an, dass ich kein Mann sei. In dieser Nacht redeten wir nicht mehr miteinander. Sie weinte die ganze Nacht. Ich wusste, dass sie herausfinden will, was mit unserer Ehe passiert ist, aber ich konnte ihr keine zufrieden stellende Antwort geben: Ich habe mich in Jane verliebt. Meine Frau liebte ich nicht mehr.
Mit einem tiefen Gefühl der Schuld entwarf ich einen Ehevertrag in dem ich ihr unser Haus, unser Auto und 30% von unserer Firma anbot. Sie schaute ihn sich kurz an und zerriss ihn anschließend. Die Frau, mit der ich zehn Jahre meines Lebens verbracht habe, wurde mir fremd. Mir tat es um ihre Zeit und ihre Energie leid, die sie mit mir verschwendet hatte, aber ich konnte nicht mehr zurück, dafür liebte ich Jane zu stark. Schließlich brach sie vor meinen Augen laut in Tränen aus, das war die Reaktion, die ich erwartet hatte. Sie weinen zu sehen brachte mir irgendwie ein Gefühl der Erleichterung. Schon seit einiger Zeit spielte ich mit dem Gedanken, mich scheiden zu lassen, und ich war regelrecht besessen von dem Gedanken. Nun wurde das Gefühl nochmals stärker und klarer, dass es die richtige Entscheidung ist.
Am nächsten Tag kam ich spät nach Hause und sah sie schreibend am Tisch sitzen. Ich war sehr müde an dem Abend und so ging ich ohne Abendbrot zu essen direkt ins Bett. Die vielen Stunden mit Jane haben an meinen Kräften gezehrt. Ich wachte kurz auf und sah sie immer noch schreibend am Tisch sitzen. Das war mir aber egal und so drehte ich mich um und war sofort wieder eingeschlafen.
Am nächsten Morgen hat sie mir ihre Forderungen für eine Scheidung mitgeteilt: Sie verlangt gar nichts von mir, möchte jedoch einen Monat Zeit bevor wir unsere Scheidung bekannt geben. Sie möchte, dass wir einen Monat ein normales Leben leben und so tun, als wäre nichts geschehen. Ihre Gründe dafür waren einfach: Unser Sohn schreibt in einem Monat seine Klassenarbeiten und sie möchte ihn mit unserer kaputten Ehe dabei nicht belasten.