seventh chapter

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„Kann ich reinkommen?", frage ich und klopfe ungeduldig an die Tür.
„Jep, bin fertig."
Ich betrete das Bad und sehe sie mit silbernen Haaren vor mir stehen.
„Du siehst toll aus.", sage ich und klatsche begeistert.
„Es passt wirklich.", stellt sie fest. Ihre Händen fahren durch ihre silbernen Haare und ich grinse stolz.

„Danke, dass du es gemacht hast.", bedankt sie sich und umarmt mich.
„Hab ich gerne gemacht, jederzeit wieder."
„Weißt du, worauf ich gerade voll Bock hätte?", fragt sie mich. „Einfach ins Kino und dann Sushi essen."
„Jaa.", sage ich begeistert, woraufhin wir uns auf den Weg machen.

„Soo gute Filme gibt es nicht.", stelle ich enttäuscht fest.
„Wir können Mission Impossible sehen.", schlägt Luna vor.
„Hab nur den ersten geschaut."
„Scheiß drauf. Oder willst du Käpt'n Sharky gucken?", fragt sie mich lachend.
Also gehen wir zur Kasse, kaufen die Karten und stellen uns anschließend bei der Schlange für das Essen an.

„Was wollen wir nehmen?"
„Popcorn, Nachos oder- Oh! Es gibt Ben and Jerry's! Können wir Ben and Jerry's nehmen?" Ich schaue sie bittend an und sie muss lachen.
„Aww." Sie wuschelt mir durch die Haare. „Wenn du möchtest. Aber zusätzlich doch auch Popcorn und Cola oder?"
„Klar."

Mit dem Essen beladen gehen wir in den Kinosaal und setzen uns. Bis jetzt sind wir die einzigen, die hier sind, da die Primiere schon relativ lange her ist.

Als die Werbung endlich vorbei ist, sind ein paar Menschen dazugekommen, aber dafür ist ein nicht allzu kleiner Teil unseres Essens weg. Irgendwie verschwunden..

Der Film ist zwar spannend, aber ich kann ihre Anwesenheit irgendwie nicht ausblenden. Ich komme nicht daran vorbei die ganze Zeit über sie nachzudenken.
Als ich zum Popcorn zwischen uns greife, sehe ich ihre Hand auf der Lehne liegen.

Ich schalte einfach meine Gedanken aus und nehme ihre Hand. Sie ist warm und irgendwie weich. Und sie passt so gut in meine. Ich atme tief durch und bin unglaublich froh, dass sie ihre Hand nicht zurückzieht, sondern sie kurz drückt.

Ich erwidere die Geste und schaue zu ihr. Unsere Blicke treffen sich, doch der Blickkontakt bricht nicht ab. Ich hätte schwören können, dass sie mir langsam näher gekommen ist, als ein Mann links neben uns sagt: „'Tschuldigung kann ich mal durch?"

Ich bin so frustriert und hätte ihm am liebsten eine runtergehauen. Aber ich nehme nur meine Beine und Tasche zur Seite, nicht, ohne ihn dabei böse anzuschauen.

Das Ende des Films ist zwar unfassbar klischeehaft, sie schaffen es - buchstäblich in letzter Sekunde - die Bombe zu entschärfen, aber trotzdem fand ich ihn gut.
Als wir das Kino verlassen, nimmt sie auf dem Weg zum Auto meine Hand.

Irgendwie macht sie mich total nervös. Auf eine gute Art. Auf dem Rückweg diskutieren wir über den Film.
„Ich kann nicht verstehen, was er an dieser einen Tussi am Ende so gut fand.", sagt sie kopfschüttelnd.

„Wieso? Die wirkte doch ganz nett."
„Jaa, ganz nett. Aber ziemlich langweilig. Die Andere mochte ich viel lieber."
„Du hast schon Recht, für die hätte ich mich auch entschieden."
Sie wirft mir einen überraschten Blick zu, den ich aber versuche so gut es geht zu ignorieren.

„Wollen wir zu mir fahren? Da warst du noch nie. Und meine Mutter ist nicht da.", schlage ich vor.
Sie stimmt zu und schon bald stehen wir vor der Haustür.
„Mein Zimmer sieht aber nicht mal halb so ästhetisch aus wie deins.", sage ich, als ich die Haustür aufschließe.
„Alles gut." Sie lacht und legt ihren Arm um meine Schultern.

Wir gehen rein und sie sieht sich neugierig um.
„Das ist deins oder?", fragt sie mich und deutet auf mein Zimmer.

Ich nicke und gehe mit ihr rein. Ich stelle mir vor, wie es für sie wirken muss.
Ziemlich schlicht, hauptsächlich in schwarz und weiß gehalten. Bett, Schrank und Schreibtisch sind weiß und der Stuhl und das Regal schwarz.

Die einzigen Farbtupfer sind Fotos an der Wand über meinem Schreibtisch, einzelne Pflanzen und die gemütliche Ecke mit einem Sitzsack, Kerzen und zusätzlich einigen Kissen, umrandet von einem kleinen Bücherregal.

„Ich mag's.", sagt sie und setzt sich auf mein Bett.
„Willst du was trinken?", biete ich ihr an.
„Was hast du denn da?"
„Komm mit in die Küche."
„Limonade, Club Mate, Bier, Orangensaft...", zähle ich auf.
„Dann nehm ich Club Mate."
„Gut, ich hab aber nur Granatapfel. Ich mag die normale Sorte nicht.", gebe ich zu.

„Was? Die schmecken doch beide gleich.", sagt sie lachend.
„Überhaupt nicht.", verteidige ich mich und drücke ihr eine Flasche in die Hand. Ich nehme mir selbst eine und frage: „Wollen wir aufs Dach gehen? Wir haben ein Flachdach mit einer ganz guten Aussicht."
„Wieso nicht?", meint sie und wir machen uns auf den Weg.

„Der Sonnenuntergang lässt alles so friedlich wirken.", bemerkt sie, als wir auf dem Dach stehen. Ich mache meine Box an und Hurricane von Halsey ertönt.
„Willst du tanzen?", fragt sie mich plötzlich.
„Klar.", sage ich und wir bewegen uns zum Takt der Musik. Wir tanzen miteinander und es fühlt sich an, als wäre das das Einzige, was zählt. Als wäre sie das Einzige, was zählt.

Darauf folgt ein langsames Lied und ich lege zögerlich meine Arme auf ihre Schultern. Wir machen kleine Schritte, als sie die Hände auf meine Taille legt.
Obwohl wir wahrscheinlich eher aussehen wie ein betrunkenes Pärchen, fühlt es sich perfekt an und wir halten Blickkontakt.
Glücksgefühle durchströmen mich, die ein Lachen verursachen. Und mir gleichzeitig den Impuls geben zu weinen.

Ich widerstehe diesem und für ein paar Minuten tanzen wir einfach weiter.
Als der Song zu ende ist, lasse ich sie los, woraufhin ich mir ihre Club Mate nehme und einen großen Schluck trinke.
„Hey, das war meine!", sagt sie grinsend.
„Zu spät."
Ich reiche sie ihr und wir setzen uns auf den Boden.

„Was bist du eigentlich?", fragt sie mich.
„Bitte?", sage ich lachend.
„Ich meine, lesbisch, straight, bi, ...?"

crescent [girlxgirl]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt