Cherry Love

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Mein Herz klopft wie verrückt und ich spiele nervös mit der saphirblauen Kette, die mir um den Hals hängt. Meine Hände sind feucht vom Schweiß und ich wische sie mir monoton an meiner eng anliegenden Jeans ab.
Mit meinen Augen suche ich nervös den Park, indem ich mich gerade befinde, ab und mit jeder Minute klopft mein Herz schneller.
Alles ist perfekt. Die Sonne scheint und es ist kein einziges Wölkchen am Himmel zu sehen. Lauer Frühlingswind lässt die Blätter der Bäume rascheln - Kirschblüten fallen stetig vom Himmel, wie rosa Regen.
Ich selbst habe versucht, mich diesem bezaubernden Frühlingswetter anzupassen. Meine dunklen, rotbraunen Haare sind frisch gewaschen und fallen mir in leichten Wellen über die Schulter. Ich habe mir auch noch die neue Blumenspange hineingegeben - sie ist wunderschön zartrosa, wie die Kirschblüten.
Als Oberteil habe ich ein zartgrünes, leichtes Top gewählt, welches mir über den Po reicht, einen runden, tiefen Ausschnitt hat und mit lockeren, langen Ärmeln meine Arme bedeckt. Ich trage auch zwei gelbe Armkettchen die das Outfit noch freundlicher und strahlender wirken lassen.
Meine Beine werden von einer hellblauen, eng anliegenden Jeans bedeckt und an meinen Füßen trage ich zwei gelbe Ballerinas.
Ich habe mich extra für diesen Tag in Schale geworfen. Ich habe alles geplant. Nichts darf schiefgehen.
Langsam fange ich an nervös herumzugehen und alle 30 Sekunden blicke ich hastig auf die Kirchturmuhr, welche man von meinem Platz aus sehr schön sehen kann. "Das kann einfach nicht wahr sein, er ist doch nie zu spät! Er geht immer um die selbe Zeit hier mit seinem Hund spazieren. Es kann nichts schiefgehen", schießt es mir nervös durch den Kopf. Die Sekunden scheinen ewig zu dauern und mit jeder Minute werde ich verzweifelter und ich bin auch ganz kurz davor, meinen Plan aufzugeben.
Doch plötzlich höre ich das vertraute Bellen seines Hundes. Mein Kopf ruckt automatisch in die Richtung, aus der das Geräusch kommt.
Und tatsächlich, der, auf den ich schon die ganze Zeit hier unter den Kirschbäumen warte, taucht endlich auf. Er winkt mir zu.
Nervös - fast zögerlich - winke ich zurück und ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Oh, hoffentlich sieht er es nicht! Ich atme ein paar mal aus und ein, in Gedanken versuche ich mir Mut zu machen: "Du schaffst das, mach jetzt bloß keinen Rückzieher! Wenn du ihn jetzt nicht fragst tust du es nie, also los, reiß dich zusammen" Ich schließe die Augen, atme noch einmal tief durch und gehe ihm lächelnd entgegen. "Hallo Matt!", begrüße ich ihn, als wir nur noch gut einen Meter voneinander entfernt sind. "Hallo Claire. Du siehst gut aus, hast du etwas vor?", grüßt er zurück und als ich sein kleines Kompliment höre klopft mein Herz einen Tick schneller. Er findet, ich sehe gut aus.
Ich lächle ihn an und erwidere auf seine Frage: "Nein...also ja...also...würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich und Sparky ein bisschen begleite? Ich...ähm..." Innerlich verfluche ich mich, in meiner Aufregung habe ich doch tatsächlich vergessen mir einen Grund überlegt, warum ich mitkommen will. Also, natürlich gibt es einen, den kann ich Matt allerdings nicht direkt sagen...noch nicht.
Doch Matt lacht nur und ich mustere ihn ein bisschen genauer. Seine braunen, glänzenden, schulterlangen Haare welche er fast immer zurückgebunden hat und seine blauen Augen, die mich jedes Mal aufs Neue gefangen nahmen, waren mir gleich beim ersten Mal, als ich ihn gesehen habe, aufgefallen. Seine muskulösen Arme, welche man jedoch unter dem Sweater gar nicht ausmachen kann, haben mich auch fast sofort verzaubert. Und er ist unheimlich groß, bestimmt ungefähr zwei Meter. Ich bin für ein Mädchen auch nicht klein, aber er überragt mich um einen ganzen Kopf.
Jetzt lacht er und sieht seinen Chow-Chow Sparky hinab und fragt ihn: "Na? Was hältst du davon, wenn Claire uns ein bisschen Gesellschaft leistet?" Der junge Rüde bellt und springt auch sogleich an mir hoch. Ich lache und streichle ihm den Kopf. Matt meint: "Okay, scheint so als hätte er nichts dagegen. Also warum nicht." Innerlich springe ich vor Freude und auch äußerlich merkt man an meinem Lächeln sicherlich auch, dass ich mich gerade unheimlich freue. Aber das ist mir so egal.
Eine Weile gehen wir schwiegend nebeneinander her. Aber es ist keine unangenehme Stille. Die Vögel zwitschern zwischen den Blättern der Kirschblüten und ich bleibe erstaunt stehen, als ich einen besonders schönen Kirschbaum entdecke. Er ist größer als die anderen Kirschbäume und blüht auch viel prächtiger. In seiner Krone geben die Singvögel wahrlich ein schallendes Konzert und ich kann nicht anders als die Augen zu schließen und diesen schönen Moment auf mich wirken zu lassen.
"Du magst Kirschbäume wohl echt gerne, nicht wahr?" Ich erschrecke, als Matt mich plötzlich anspricht, sein Mund ist meinem Ohr viel zu nahe, und ich erröte. Matt hätte ich jetzt beinahe vergessen.
Langsam nicke ich und blicke wieder zu dem Baum empor. Ich seufze: "Ja, ich liebe Kirschbäume. Im Frühling mag ich sie am liebsten, da sie so schön blühen und ihre Blüten auf uns herabregnen lassen. Sie verbreiten eine romantische Stimmung, deshalb mag ich sie so gerne." "Oh nein, das habe ich jetzt gerade nicht laut gesagt!", schießt es mir jedoch sogleich durch den Kopf und mit einem Kopf, dessen Rot einer Tomate Konkurrenz machen kann, schaue ich Matt an. Doch dieser lacht nur und sieht den Baum ebenfalls an. Und seine folgenden Worte bringen in mir eine Seite zum Klingen und ich habe das Gefühl, als würden hunderte Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern: "Ich liebe Kirschbäume auch, aus dem selben Grund wie du." Schüchtern wende ich meinen Blick von ihm ab und lausche weiter den Vögeln. Einige Augenblicke herrscht wieder Schweigen - diesmal ist es jedoch sehr wohl unangenehm.
Mein Herz rast mittlerweile so schnell wie ein Ferrari auf einer Rennbahn und ich habe das Gefühl, als würde es jeden Moment aus meiner Brust herausspringen. Mein Mund fühlt sich plötzlich ganz trocken an und meine Hände werden wieder feucht. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Ich muss allen Mut zusammennehmen. Wenn ich es ihm heute nicht sage, dann nie.
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und fange leise an: "Matt, es gibt einen Grund weshalb ich dich heute begleiten wollte." Jetzt wendet er sich wieder mir zu und für einen Moment verlässt mich der Mut. Doch sein aufmunterndes Lächeln schenkt mir wieder Kraft und ich fahre fort: "Ich kenne dich ja jetzt schon ziemlich lange, wir waren ja schon zusammen im Kindergarten, und du bist mein bester Freund. Aber...du bist in den letzten Jahren zu mehr geworden als 'nur einem Freund'. Ich...ich will...ich meine...du... ." Ich schlucke noch einmal stark und blicke ihm direkt in die Augen während ich die letzten Worte spreche: "Ich liebe dich, Matt. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt.." So, jetzt ist es raus. Irgendwie fühlt es sich toll an, es ihm endlich gesagt zu haben. Doch mit seiner Antwort lässt er sich ganz schön Zeit.
Zuerst sieht er mich nur ein bisschen perplex an und mir schwindet der Mut. Schon fast bin ich dabei, einfach wegzulaufen, solche Angst habe ich im Moment davor, dass er für mich nicht das Gleiche empfindet.
Doch auf einmal kommt er näher, Sparky legt sich neben ihm hin. Er hebt mein Kinn hoch, sodass ich ihn ansehen muss. Und schon spüre ich seine Lippen auf meinen. Erschrocken reiße ich die Augen auf, solch ein Feuerwerk der Emotionen entfacht dieser Kuss in mir. Und schließlich beginne ich, ihn zu erwidern. Seine Lippen sind unglaublich weich und es fühlt sich einfach toll an, von ihm geküsst zu werden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit des Glücks lösen wir und voneinander um Luft zu schnappen. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und flüstert mir zu: "Ich liebe dich auch, Claire. Du bist schöner als alle Kirschbäume auf dieser Welt. Du bist meine persönliche Kirschblüte." Ich lächle ihn an. Erneut fliegen hunderte Schmetterlinge in meinem Bauch herum und ich küsse ihn erneut. Dann setzen wir unseren Spaziergang fort. Hand in Hand. Und so solle es immer sein.
Ich bin seine Kirschblüte, er ist meine Kirsche.

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