Streuselschnecke

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*Idee von der Kurzgeschichte "Streuselschnecke" von Julia Franck geklaut. Gehört mir also nicht*

Er hatte mit mir kaum was zu tun, hatte nie in meinem Leben teilgenommen.
Er hatte uns verlassen, 
um über die Mauer nach West-Berlin zu kommen, anscheinend erfolgreich, nicht so wie meine Mutter gedacht hatte.

Er war nicht wie viele andere erwischt worden.
Er hatte es geschafft.
Er führte ein besseres Leben alle anderen,
bei denen ich aufgewachsen war.

Doch er hatte auch einen hohen Preis dafür gezahlt. Er war mit einem Freund aus West-Berlin ein großes Risiko eingegangen, beide hätten drauf gehen können.

Er hatte uns verlassen, als ich noch kaum geboren war.

Bedeutete meine Mutter ihm so wenig? Bedeutete ich ihm so wenig?

Meine Mutter...ja, sie war in Depressionen verfallen,
hatte getrunken, geraucht.

Ab und zu wurde sie handgreiflich. Irgendwann hatte es mir gereicht.
Ich war zu Freunden geflüchtet,
so kam mein Leben zu Stande.

Niemand hätte ahnen können, dass die Mauer doch irgendwann fällt und das ich ihn nicht allzu lange darauf treffen würde.

Er hatte mich nach West-Berlin eingeladen. Er war Ressigeur.
Wir sahen einer seiner Filme an. 
Er war ein wenig ängstlich, ängstlich vor der Wut, die ich wohl von meiner Mutter geerbt hatte.

Irgendwann ließ er mich bei ihm wohnen. Unter seiner Wohnung gab es eine Bäckerei.
Eine Bäckerei mit den göttlichsten Streuselschnecken.
Und immer wenn ich mir eine davon holte, wusste ich,
dass seine Entscheidungen nicht falsch gewesen waren.

Und das er nichtsdestotrotz mein Vater war.

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Hi, 28 Jahre Wiedervereinigung.
Ich finde das es wichtig ist zu zeigen wie das geteilte Deutschland damals auch Familien auseinander riss und das es irgendwann doch noch die Wiedervereinigung gab.
Ich hoffe die Geschichte hat euch gefallen ❤ Silver Cupcake

StreuselschneckeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt