Geleitet von der Angst

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Die Schule ist erst gerade vorbei , aber ich bin dennoch spät dran,  da der Weg welchen ich gewöhnlicher weise nehme ,  seit 2 Tagen versperrt ist. Ich beschleunige meine Schritte, hoffentlich komm ich nicht zu spät zur Klavierstunde. Gehetzt komme vor einer riesigen Tür , des Hauses meiner Lehrerin an und lasse die Tür beim Eintreten leise hinter mir ins Schloss fallen. Glücklicherweise finden die Klavierstunden im ersten Stock satt und ich muss nicht wie die Klarinetten fasst das ganze Gebäude hinauf gehen. Sprintend die Treppe hinauf kommend , sehe ich die Bilder und gepflegten Poster vieler berühmter Musiker an der Wand, die ich wie jeden Freitag nach der Schule ,nur kurz zu Gesicht bekomme. Kurz vor der Tür zum Klavierzimmer bleibe ich stehen. ,, Puh.. noch rechtzeitig ", seufze ich eine Minute vor 4uhr .Die Holztür öffnet sich und Pablo kommt heraus. Er ist immer vor mir dran und zwinkert mir zu  ,, Siehst ganz schön gehetzt aus " grinst er, " schon wieder deine Noten in der Schule vergessen  Ava ?" ,,Nein !" antworte ich schmunzelnd ,, ,und jetzt hau ab Pab " Er geht die Treppe runter. ,, Ich mag dich auch Ava " antwortet er während ich mit einem leichtem Grinsen das Klavierzimmer betrete.

Nach genau einer Stunde verlasse ich das Zimmer . Die Klavierstunde ist zuende und ich schau noch einmal zurück und verabschiede mich von Frau Smith. Ich liebe es Klavier zu spielen, obwohl sich dafür neben der Schule oftmals nicht viel Zeit auftreiben lässt. Schon mit 8 Jahren habe ich die ersten Töne gedrückt und ich spielte sogar mal im Orchester unseres Gymnasiums.Ich gehe die Treppen hinunter und die kleinen Straßen von Halesworth entlang.
Der Herbst hat sich für einen kalten und windigen Oktobertag schon ziemlich bemerkbar gemacht. Die Bäume verlieren langsam all ihre Blätter und die Haufen von Laub werden immer höher. Meine haselnussfarbenden Haare gehen in diesem Bild fasst unter und meine helle Haut welche noch einen leichten Braunton vom letzten Urlaub aufweist passt perfekt zur Jahreszeit.
Es ist eine Weile bis nach Hause ,erst recht , da die normale Straße gesperrt ist. Überraschend plagt mich ein Hungergefühl und mir fällt auf , dass ich heute bis auf einen Apfel noch nichts gegessen habe. ich nehme meinen grauen Rucksack vom Rücken und krame drin rum. ,,Mist , ich hab meine Brote nicht dabei" fällt mir auf ,, ,dann muss ich halt zu einer Alternative greifen" , und krame meine letzten Münzen aus dem Rucksack. Ganz in der Nähe ist eine Bäckerei und da der Weg nach Hause so lang ist kaufe ich mir dort was.

Nach ca. 3 Minuten komme ich mit einem Brötchen raus. Ich schaue mich um und merke , wie dunkel es doch eigentlich schon geworden ist. Es sind noch keine 20 Minuten nach der Klavierstunde vergangenen, aber mit dem Herbst kommt auch das frühe Dunkel werden. Jetzt muss ich mich beeilen. Wegen dieser Baustelle dauert alles nochmal eine viertel Stunde länger, und da ich jetzt schon das nötige Licht vermisse um gut sehen zu können , werde ich wahrscheinlich in völliger Dunkelheit ankommen. Meine Mutter wird sich bestimmt Sorgen machen, weshalb habe ich denn auch so getrödelt und weshalb musste ausgerechnet jetzt eine Straße gesperrt werden. Ich seufze und biege mit eilige Schritten in eine Straße ein. Ich fühle mich unwohl in der Dunkelheit und habe Angst davor. Jetzt kann ich noch was sehen aber wer weiß wie es in 10 Minuten aussieht. Hoffentlich bin ich bald da.

Plötzlich kommt mir eine Idee. Da wir hier in einer kleine Stadt wohnen ,fast schon einem Dorf ,sind wir von Wäldern nur so umzingelt und man kommt nicht weit ohne mindestens ein Feld oder Waldstück gesehen zu haben. ,, Ich werde durch den Wald gehen". Ich bin als kleines Kind immer dort rumgetobt und kenne einen guten Weg. Ich wäre in 10 Minuten zu Hause. Der Wald verdüstert sich zwar auch immer mehr aber wenn ich mich beeile werde ich noch rechtzeitig zu Hause sein. Das einzige Problem ist nur der Wald. Meine Mutter hat mir seit einigen Jahren verboten , durch die Wälder zu gehen , da es vor 3 Jahren angefangen hat , dass Menschen nicht mehr aus diesem Wald auftauchen.
Tagsüber trauen sich noch einige rein , aber nachts und in der Dämmerung betritt ihn niemand. In diesen 3 Jahren wurden nämlich mehrere Leichen von Leuten aufgefunden. Entweder mit Bissspuren oder einfach aus unerklärlicher Weise tot. Manche wurden zerfetzt aufgefunden und manchmal stoßen Spaziergänger auch auf Knochen, die sie nicht zuordnen können. Man denkt dass Wölfe ihr Werk dort treiben , und es wurde sogar schon einer erschossen.
Die Menschen hier sind deswegen auch sehr paranoid geworden und viele trauen sich Abends noch nicht mal in die Stadt raus. Für mich sind Wölfe faszinierende Wesen , und ich bin mir nicht sicher ob diese wirklich einfach so Menschen reißen würden. Bei diesem Satz  schauderts mich aber dennoch. Manche denken auch , dass sich dort Mörder herum treiben , einige glauben an eine Bestie oder an Werwölfe. Für mich klingt das alles sehr weit hergeholt und ich weiß nicht genau was oder wer dort sein Unwesen treibt.
Nur zwei Menschen , unter anderem auch mein ehemaliger Nachbar wurden angegriffen und sind wieder zurück gekehrt. Er ist dann im Krankenhaus gestorben und konnte nichts über den Vorfall sagen , da er schon so zerfetzt war und entgültug starb. Der andere starb leider auch, sodass sie nichts darüber sagen konnten. Das ist so grausam. Spätestens nach diesem Vorfall wollte  meine Mutter wegziehen , aber da noch nie was direkt in der Stadt passier ist , und ich diese Gegend hier liebe , meine Freunde hier habe und nicht wegziehen wollte , haben wir ausgemacht , das ich diesem Wald nicht zu nahe komme, geschweige denn betrete und wir dafür hier bleiben. Ich schnaube kurz und sehe es dunkel werden.
Trotzdem geh ich die Straße hoch und nun steh ich unmittelbar vor dem unscheinbaren Waldweg.
Ich schüttle meinen Kopf, ,,nein ich gehe doch nicht rein " meine ich zitternd. Der Wald macht mir Angst , aber wovor ich nich mehr Angst habe , ist die Dunkelheit, welche immer mehr zunimmt. Wenn ich mich beeile bin ich noch rechtzeitig zu hause und liege vor dem warme Kamin. Letzendlich  ist meine Achluophobie wie man es fast nennen kann zu groß , und ich gehe in den noch leicht belichteten Wald und hoffe , dass das die richtige Entscheidung ist , die ich jetzt getroffen habe.

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