Achluophobie

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Ich atme laut. Aber der Wald um mich rum ist ruhig. Mit schnellen Schritten gehe ich weiter. Das letzte Licht der Straßenlaternen verblassen immer mehr und die ersten 5 Minuten in dem Wald , fühlen sich an wie eine lange Stunde. Hier in Halesworth wird es schon sehr früh dunkel, erstrecht im Herbst.
Ich muss bald zu Hause sein hoffe ich und schau auf meine Uhr , die nur noch schwer lesbar ist. Es ist eigentlich ein ganz normaler Wald bis auf die Geschichten, welche sich um ihn verbergen. Der Waldboden ist dunkel und ich kann nur spüren wie meine weißen Sneaker die Farbe des braunen Matsch-Bodens annehmen. Ich will einfach nur schnell nach Hause.
Nach und nach wird es immer dunkler und die Schatten werden größer. Ich schaue mich oft um und meine Ohren sind gespitzt. Eigentlich macht mir der Wald nicht viel aus , bis auf eine Begegnung mit Wildschweinen oder irgendwelchen Männern hätte ich normalerweise vor nichts Angst. Das einzige ist die zunehmende Dunkelheit und die Schatten. Und im Wald ist es noch dunkler als auf den Straßen.
Nach und nach bereuende ich meine Entscheidung immer mehr. Große alte Fichten und knarzende Laubbäume stehen wie eine Mauer am Wegesrand. Der Weg ist nicht besonders groß und ein kalter Windzug weht gegen mein Rücken. Es fühlt sich so an als wollte er mich aus dem Wald rausdrängen um mir zu signalisieren, schneller zu gehen.
Plötzlich höre ich ein lautes Äste knacken und ich zucke zusammen. Ich konnte einen Schrei gerade noch so unterdrücken und drehe mich um. Da ist aber nichts also gehe ich blitzschnell weiter. Beziehungsweise renne ich fast. Ich beschleunige mein Schritte und ich weiß ,dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Wäre ich bloß auf der Straße entlang gegangen. Ich wäre dort zwar länger in der Dunkelheit gewesen aber wenigstens wäre es auf der Straße keine so bedrückende und bedrohliche Dunkelheit wie hier im Wald.
Langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Ich bin wegen des Verbotes meiner Mutter in den letzten Jahren kaum mehr in den Wald gegangen. Ich habe mich völlig in der Zeit verschätzt denn eigentlich hatte ich den Weg viel kürzer in Erinnerung. Ich schaue nochmal auf die Uhr aber ich kann nichts erkennen. Ich schätze mal dass ca 5 weitere Minuten um sind obwohl es sich wie eine Ewigkeit anfühlt. Eigentlich müsste ich bald da sein aber ich sehe nich nicht mal Lichter. Ich spüre wie ich ganz langsam anfange zu zittern. Ich bekomme Panik.
Es war keine gute Idee hier rein zu gehen , nein..meine Gedanken malen sich gerade die grausamsten Dinge aus und es ist doch schneller dunkler geworden als ich gedacht habe. Ein kalter Schauer läuft mir über den ganzen Körper. Ich gehe und schaue dabei auf den Boden. Meine Angst vor der Dunkelheit ist meine größte Angst. Ich dachte durch den Wald zu gehen wäre schnell.
Plötzlich spüre ich etwas und drehe mich um. Ich zittere am ganzen Körper da ich kaum mehr was sehe. Ich spüre wie mir eine Träne über mein kaltes Gesicht kullert, so groß ist meine Angst jetzt schon. Ich denke nicht an die Wölfe, Mörder oder Bestien, die aus der Dunkelheit hervorkriechen sondern nur an die nackte Dunkelheit. Ich gehe noch schneller. Hilfe. Ich renne schnell und höre meine Schulbücher im Rucksack auf und abwippen. Ich schaue mich um und gucke nach hinten.
Ich habe so Angst. ,,Nein" schreie ich und bleibe stehen. Ich kann nicht mehr ich zittere und setzt mich auf den Boden. Ich habe so Angst. Alles kam so schnell. Ich wusste dass ich hier so viel Angst bekomme würde, ähnlich wie bei jemanden mit Asthma. Es kommt oft unerwartet und krass. Immer wenn ich so viel Angst habe kann ich mich nicht mehr bewegen. Ich schluchze laut. So schlimm war es noch nie. Ich schließe meine Augen. Die Sachen drehen sich um mich herum. Ich kriege Kopfschmerzen und mir wird schwindelig. Ich atme schwer und tief und es fällt mir schwer zu atmen. Mir wird heiß. Ich schließe einfach nur meine Augen und versuche mich zu beruhigen. Aber je länger ich in diesem finsteren Wald bleibe, desto schlimmer wird es.
Ich weiß nicht wie spät wir es haben oder wie lange ich jetzt hier sitzte. Ich muss weiter gehen, aber meine Angst hält mich zurück , denn wenn ich aufstehe weiß ich dass ich wieder vor Angst zusammenbrechen werde. Die Angst vernebelt meinen Geist. ,,Oh Gott" schreie ich. Ich reiße mich zusammen hole meine ganze Kraft aus mir heraus und wie von meinem Adrenalin durchströmt springt mein Körper auf und ich renne einfach nur, und dabei habe ich so viel Angst wie noch nie. Und obwohl ich nicht gläubig bin bete ich dass ich hier lebendig rauskomme.
Ich habe keine Kontrolle mehr über das was ich tue. Ich habe mein Zeitgefühl verloren und keine Orientierung. Ich weine und hab Todesangst. Plötzlich werden die Gefühle wieder zu groß und mein Kopf malt sich zu viele Sachen aus ich. Meine Angst nimmt wieder zu und ich kann nicht mehr weiter. Mein Körper kann mich nicht mehr tragen weil mein Kopf ihm befielt nichts zu machen und meine Gedanken, welche von meinen vielen Gefühlen geleitet werden diesen kontrollieren. Ich sacke zusammen und spüre wie sich beim Aufprall auf dem Boden ein scharfer Stein in meine Hand bohrt. Ich schluchze.
Ich bekomme Panik. Alles ist leise aber irgendwie auch zu bedrückend, wie als ob der Wald sagen würde: ,,Komm geh weiter , dir wird nichts passieren" aber das in so einer falschen und hinterlistigen Stimme, wie ein Mann der ein Kind mit Spielzeug in sein Auto locken will. Ich weiß eigentlich dass er lügt aber das naive kleine und von seinen Gefühlen gesteuerte Kind steigt trotzdem ein.
Ich sitze kaum noch dort ,sondern liege. Langsam öffne ich meine Augen, der Wald ist kalt, leise und vor allem sehe ich kaum mehr meine eigenen Hände. Hätte ich bloß auf meine Mutter gehört , wenn ich doch einfach durch die Stadt gegangen wär, dann hätte ich nicht halb so viel Angst. Ich atme tief ein und wieder aus , ich denke an die Leute die hier umgebracht wurden und denke darüber nach, wie das mit mir ausgeht. Ich schwitze am ganzen Körper und habe das Gefühl ich müsse gleich würgen. Ich versuche meine Gedanken zu stoppen. Jedes kleine Geräusch lässt mich aufschrecken und der heulende Wind bricht die Stille. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich jetzt von meiner versteckten Position am Boden aufstehen würde, die Schatten mich sofort bemerken würden und zu mir kämen um mich zu verfolgen.
Plötzlich höre ich einen Schuss und schrei laut auf. Was war das ? Ich springe hoch und ein aller letztes Mal , versuche ich aufzustehen und fühle mich wie ein Fohlen , welches gerade mit diesen stöckrigen Beinchen die Welt betritt. Ich rede mir leise ein, dass ich mir alles nur einbilde, was genau so wenig nützt , als würde man meinen, ein paar Pfund reichen um sich das Buckingham Palace zu kaufen. Ich schwinge mich langsam hoch und dreh mich um, obwohl ich mir nicht mal mehr sicher bin , in welche Richtung ich gehen sollte.
Ich will schreien aber es kommt kein Ton raus. Ich schlage mir meine Hand vor den Mund und schmecke die salzigen Tränen denn dort, direkt mir gegenüber sehe ich zwei gelbe Augen... immer näher kommend welche von einer schwarzen riesigen Gestalt umgeben sind. Die Augen scheinen sich langsam zu verfärben , und scheinen rot zu werden. Ich sehe auf einmal lange Zähne glänzen und irgendeine Bestie steht vor mir. Wie in einem Strom kullern mir noch mehr Tränen über mein schweißgetränktes Gesicht. Und ich kreische und weine ganz laut. Ich möchte was sagen aber ich kann nicht. Ich will mich bewegen aber ich kann nicht und mit einem Mal wird diese Vieh immer schneller. Ich halte meine Hand vor den Mund. Plötzlich fange ich doch an zu rennen aber ich habe keine Chance.
Es springt auf , ich schreie ganz laut viele Male und schluchze. Es wirft mich zu Boden und mein Gesicht schlägt hart auf. Der nasse Matsch durchweicht meine Kleidung. Und ich spüre nur noch einen Biss in meine Schulter, einen dumpfen Schmerz und sehe vier Lichtstrahlen von der anderen Seite des Weges kommen. Alles verdunkelt sich, ich quäle mich und langsam fallen meine glasigen Augen zu.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2019 ⏰

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