4

1.3K 159 12
                                    

전 정국

JEON JUNGKOOK

Der Regen hatte am nächsten Tag nicht nachgelassen. Er peitschte immer noch gegen das Ladenfenster des Schmuckgeschäftes, als wollte er es einreißen und in kleine Stücke zerbrechen, so wie er es schon bei den Plakaten geschafft hatte, die nun nur noch als Farbspritzer die leeren Straßen bedeckten.

Taehyunh und ich hatten unsere Hochzeitsnacht hier verbracht. Zwischen Ketten, Uhren und Ringen auf dem Boden hatten wir miteinander geschlafen, langsam aber verlangen, voller Sehnsucht und Lust, voller Trauer und Schmerz.

Taehyungs Stöhnen hatte die Schreie des Donners überdeckt und mich die Außenwelt für wenige Stunden vergessen lassen, auch wenn sie näher war, als jeh zuvor.

Taehyung war der einzige, der mich vergessen lassen konnte. Seine Augen konnten mich hypnotisieren, konnten mich fesseln. Seine Berührungen konnten mich paralysieren, mich unbeweglich machen. Seine Stimme konnte ein Feuerwerk in mir auslösen.

Verdammt, jedes Bisschen an ihm war perfekt.

Zu perfekt.

Sein fragiler Körper war nur noch bedeckt von meinem schwarzen Shirt und er hatte sich gegen meine Brust gepresst, seine Hände in meinem eigenen Shirt vergraben, den Kopf in meine Halsbeuge gelegt, sodass ich das ruhige Ein- und Ausatmen auf meiner Haut spürte.

Unsere Beine waren ineinander verschlungen und meine Hand ruhte auf seiner Hüfte.

Verliebt betrachtete ich sein schlafendes Gesicht, dass so friedlich aussah, als hätte er vergessen, in welcher Situation wir uns befanden.

Mein Blick wanderte zu seinen Lippen und ich dachte darüber nach, ob er gerade von unserem sorglosem Leben träumte.

Und ich wünschte mir, dass ich diesen Traum erfüllen könnte.

Aber ich konnte es nicht.

Und würde es auch nie können. Dafür war es bereits zu spät.

Wir liefen nur wenig später gemeinsam die Straße weiter hinunter. Sie war gezeichnet von den ungnädigen Händen des wütenden Sturms, der so wie es aussah, vor nichts Halt gemacht hatte.

Besonders auffällig waren jedoch die vielen Blütenblätter, die verstreut lagen.

Wie ein Blutbad lagen die Rosen herum, ein auf eine makabere Weise schönes Massaker.

Die Blüten klebten an Häusern, lagen auf der Straße und flogen teilweise immer noch durch den unaufhörlichen Sturm, der immer noch wütete.

Taehyung und ich liefen, Hand in Hand, immer den Markierungen zu dem Flughafen folgend, mit einem Hintergedanken im Kopf.

Wir schaffen es nicht.

Und es trieb mir die Tränen in die Augen zu wissen, dass es wirklich die letzten Stunden sein könnten, die wir miteinander verbrachten.

Aber so wollte ich nicht, dass es endete. Ich wollte kämpfen. Für Taehyung. Für uns.

Ich hatte mein Leben schon lange aufgegeben. Es war noch nie schön gewesen, also sah ich schon früh keinen Sinn mehr darin, mir Mühe zu geben, diese Tatsache zu ändern.

Immer der Außenseiter sein, nie das Gefühl haben, dazu zugehören, von allen Seiten das eigene Versagen unter die Nase gerieben zu bekommen und in der Schule zu versagen waren nur ein paar der unzähligen Gründe, warum ich mich mit 15 bereits umbringen wollte.

Weil mir alles und jeder in meinem Leben zu verstehen gab, dass ich nicht gut genug war.

Und ich begann wegzulaufen. Hauptsächlich weg vor mir.

Genauso wie Taehyung vor sich selbst weglief, als ich ihn das erste Mal im Zug gesehen hatte.

Sobald ich meine Augen auf ihn gelegt hatte, wusste ich, dass er etwas besonderes war.

Und auf einmal hatte ich wieder Hoffnung, doch vielleicht verstanden werden zu können.

Und deswegen stieg ich zusammen mit ihm bei mir zuhause aus und nicht auf der Brücke, von der ich mich eigentlich stürzen wollte.

Und es war eine gute Entscheidung gewesen.

Er hat mir gezeigt, dass ich gut bin wie ich bin. Dass ich bedingungslos geliebt werden kann.

Und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.

Ich habe mich seit diesem Tag an nie wieder selbst verletzt. Ich verdanke ihm mein Leben auf so vielen Ebenen.

Und genau deswegen wollte ich in diesem Moment kämpfen.

Ich wollte kämpfen, auch wenn mir meine Lungen brannten und meine Beine drohten, unter mir zu brechen.

Und auch als Taehyung, triefend nass von Regen und Tränen, auf den Boden zusammenbrach und mich anschrie, ich sollte mich selbst retten und ihn hier lassen, weil er zu schwach sei, wollte ich kämpfen.

Ich wollte das erste Mal in meinem Leben nicht aufgeben. Um ihn zu retten, so wie er mich gerettet hat.

Ich wollte ihm die Zukunft ermöglichen, von der er immer träumte. Er sollte weiter leben und weiter an seinen Träumen arbeiten und nicht hier zurückgelassen sterben.

Und auch wenn ich selbst bereits schwarz vor den Augen sah, hob ich ihn auf meinen Armen hoch und lief mit ihm weiter, immer darauf bedacht, ihm nicht wehzutun.

Ich hätte ihn nie fallen gelassen. Niemals. Auch wenn ich meine Arme nicht mehr gespürt hätte, wenn meine Beine angeschossen worden wären, ich hätte ihn bis zu diesem verdammten Flughafen gebracht.

Das schwor ich mir.

Auf mein Leben.

_

Das nächste Kapitel beendet diese Geschichte.

Zur Erinnerung : Bevor Taehyung Mit Juanito zusammen gewesen ist, war er mit Yunki Min zusammen, der ihn aber für Jimbles verlassen hat.

Und... Das Ende wird anders als in der Yoonmin Version... Sonst wäre es ja langweilig

Waves | VKook Vers. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt