Prolog
Als ich zu mir kam, fühlte ich den harten Boden unter mir und der Gestank von Blut und Verwesung in meiner Nase. Meine Haut brannte und mein Schädel dröhnte.
Es traf mich wie ein Schlag.
Ich hatte keine Erinnerungen mehr.
Ich wusste nicht wo ich war, wo ich hingehörte, wie mein Name lautete, ich wusste nicht einmal mehr welches Geschlecht ich hatte!
Eine meiner Hände ging auf Wanderschaft und die Station war mein schmerzender Brustkorb.
Ah.
Brüste.
Zur Sicherheit ließ ich die Hand weiter wandern, über meinen Bauch, der sich aber schlank anfühlte, ich spürte sogar, als ich weiter erkundete, meine Hüftknochen.
Also war ich eine Frau und kein fetter Mann mit Männertitten.
Bei der Vorstellung schüttelte es mich und ich schaffte es endlich die Augen zu öffnen. Ruß verdeckte den Himmel und nur mühsam zwangen sich die Sonnenstrahlen hindurch. Bei weiterer Beobachtung wurde mir bewusst, dass ich inmitten einer zerstörten Stadt lag. Körper lagen blutig und abgeknabbert herum, in unterschiedlichen Stadien der Verwesung.
Zitternd erhob ich mich und schwankte durch die Trümmer, ab und an bemerkte ich ein Schild.
„Professor Birks Haus“
„Professor Birks Labor“
„Normans Haus“ und neben den gedruckten Buchstaben die kindlichen Kritzeleien mit den Namen „Und Brix & Spirit“
Und schließlich das Stadtschild.
„Wurzelheim – Ein Ort wie es ihn nur einmal gibt“.
Jedenfalls schien es die ursprüngliche Aussage auf dem Schild gewesen zu sein.
Nun steht in verschmierten, blutigen Buchstaben:
„Hilfe.“
Ein Schaudern ging durch meinen Rücken und ich trat wenige Schritte zurück, bevor ich zu dem verwüsteten Labor ging. Tote Wissenschaftler lagen beieinander und ich bemühte mich einzusammeln was intakt und nützlich war. Ein paar Leichte Tränke, Paralyseheiler, Trockenfleisch, eine Flasche Wasser und Geld, welches in den Geldbörsen der Wissenschaftlern war.
Ich fühlte mich schlecht, aber die waren tot und brauchten nichts mehr.
Da bemerkte ich auf der Suche nach mehr Items und vielleicht Zweitkittel, denn ich hatte nun wirklich keinen Nerv die Kleider von Toten zu nehmen und anzuziehen, drei Pokebälle.
Einer drehte sich um die eigene Achse,
der andere gab eigentümliche Gerüche von sich
und der dritte stieß Gas aus.
Ich nahm den Drehenden Ball an mich, da er mich wahrscheinlich am wenigsten verletzen könnte, und öffnete ihn.
Als das typische Licht verblasste drehte sich vor mir ein Pokemon aus Lehm mit roten Mustern. Es wirkte wie eine Puppe.
„Puppet...“
Ich suchte weiter, während Puppet mir folgte. Ich schritt in einen Pausenraum und fand einen Kühlschrank, der zwar zerkratzt war aber von dem leisen Brummen zu urteilen noch funktionstüchtig. Die Pokemontechnologie, die meine Tasche, die ich gefunden hatte, weitete und erleichterte, würde den Kühlschrank nicht halten, aber dessen Inhalt. Getränke, etwas Gemüse. In den Schränken waren noch Pokefutter, Knäckebrot, Butter, Frühstücksflocken und...ein rotes Gerät? Was machte das den in einem Schrank?
Schulterzuckend aktivierte ich es und der Schriftzug „Hoeen Pokedex“ erschien.
Bei dem Wort Pokedex hatte ich das Gefühl, als würde eine Erinnerung zurückkehren, doch ich konnte sie nicht zu fassen bekommen.
Neugierig richtete ich das Gerät auf Puppet und eine Stimme ertönte:
„Puppance, das Lehmpuppen Pokemon. Puppance dreht sich auf seinem Fuß. Es wurde bereits in Wandmalereien einer einst geschäftigen Stadt der Antike abgebildet. Diese Vertreterin ihrer Art befindet sich auf Level Fünf und beherrscht die Attacken Konfusion, Härter und Turbodreher.“
„Puppance heißt du also wirklich. Ich nenn dich trotzdem Puppet, was denkst du?“
Und die melodische Antwort war ein neutrales „Puppance~“ aber ich werte das einfach mal als Zustimmung, da sich Puppet etwas schneller dreht. Vielleicht freut sie sich ja.
„Aber was ist hier passiert?“
Als würde mir jemand zuhören, ertönte sofort ein gellender Schrei.
Ich holte Puppet in ihren Pokeball und sprintete los,in die Richtung der angeknickten Bäume.
Im kniehohen Gras stand ein korpulenter Mann, auch wenn ich zuversichtlich war, das nicht alles Fett war. Die braunen Haare und der Bart haben auch schon bessere Tage gesehen, ebenso wie der Kittel und die Shorts. Blut lief aus kleineren Kratzern.
Doch was verstörend war, war der Tote vor ihm.
Der stand.
Und auf ihn zu wankte.
„Hey, Fleddergehirn!“, rief ich, auch wenn ich mich fragte wie lebensmüde ich war. Nun gut, ich hab eh keine Erinnerungen, ich kann nichts vermissen.
Die Leiche, der Teenager, drehte sich zu mir um und starrte mich mit weißen Augen und weit geöffneten, um nicht zu sagen ausgehangenem, Mund an. Die verwesten Hände umkrallten den Pokeball.
„Bruuuuuh“, stöhnte der Junge und öffnete den Ball.
Das Pokemon was herauskam, erinnerte mich an verschimmelten Salat mit dämonisch roten Augen.
Mein Pokedex meldete sich zu Wort.
„Bisatan, das Höllenblumen Pokemon – Bisatan ist die untote Form von Bisasam. Seine Ranken triefen vor toxischen Schleimen, die das Opfer lähmen und zur leichten Beute dieses langsamen Pokemon machen.“
„Ey danke, jetzt weiß ich, wie ich sterbe, super“, fauchte ich. Der Mann im Kittel rief mir zu:
„Du hast da einen Pokeball, schick das Pokemon in den Kampf!“
Nervös trat ich zurück als Leiche und Kadaver sich zu mir bewegten und schickte Puppet raus.
„Und jetzt nimm eine Attacke!“
„...Konfusion?“
Puppet drehte sich schneller und Bisatan schrie vor Schmerzen auf, schlug sich mit seinen Ranken und dann erdrosselte es seinen Trainer.
„Turbodreher!“
Als der Tote zu Staub zerfallen war, wurde auch schon Bisatan von Puppet in einer Hälfte durchgeschnitten.
Mir kam Galle hoch, aber ich preschte auf den Wissenschaftler zu und umarmte ihn.
Wir lebten! Wir lebten, Arceus sei dank!
„Spirit, ich bin so erleichtert, dass du noch lebst!“
„Damit bin ich dort allein. Ich heiße also Spirit?“
Der Wissenschaftler schien meine Situation schnell zu verstehen.
„Ich bin Professor Birk, wir sind Nachbarn. Komm mit zum Pokemon Center, du musst versorgt werden.“
Ich nickte und trottet hinter dem Professor her, Puppet schwebte auf meine Schulter und drehte sich sacht an mir um mit mit ihren Lehmarmen keine zu knallen, sondern um mich vielleicht aufzumuntern?
Egal was kommen würde, wenigstens hatte ich sie.