Licht und Schatten

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Alles war schwarz. Noch nie war es mir so schwer gefallen, meine Augen zu öffnen. Es fühlte sich an, als wären sie zusammengeklebt und mein Kopf brummte. Anscheinend hatte ich mich irgendwo gestoßen. Ich konnte einen ratternden Motor hören und das Holpern von Rädern auf einer Straße aber ansonsten war da nichts. Absolut nichts, keine Autos, kein Reden von Menschen, gar nichts, das ich hören konnte.
Im nächsten Moment wurde das Holpern heftiger. Ich wurde durch die Gegend geschleudert und riss die Augen plötzlich doch auf.

Mein Blick wanderte und ich sah über mir an der Wand ein kleines Sichtfenster. Obwohl es abgedunkelt war und trotz der Tatsache, dass es Nacht war, ließ es etwas Licht von außen durch, sodass ich meine Umgebung überhaupt erkannte. Vor mir, eine Tür, an der sich kein Riegel befand, über mir eine niedrige Decke und um mich herum ein Metallkasten. Ich erkannte, was mir eigentlich schon längst klar war. Ich befand mich im Lagerraum eines kleinen Transportwagens und es gab keinen Weg hinaus.

Ich war eingesperrt. Langsam realisierte ich was passiert war. Ich wurde betäubt, entführt und nun weiter transportiert, und vor allem war ich ganz alleine und deshalb absolut hilflos. Ich hörte, wie mein Atem sich beschleunigte. Was hatte diese Person mit mir vor? Würde sie mich gefangen halten? Vergewaltigen? Umbringen? Panik stieg in mir hoch. Egal was es war, ich musste das verhindern. Ich bewegte mich zu der Stahltür gegenüber von mir. Vielleicht hatte ich den Riegel ja nur übersehen. Bitte, bitte lass es einen Riegel an der Innenseite dieser verdammten Tür geben. Aber nein, kein Riegel. Ich warf meinen Kopf herum um das Fenster sehen zu können aber es war viel zu klein, als dass ich auch nur im Absatz hätte da hindurch passen können. Wie kam ich nur hier raus? Wenn doch nur diese Tür aufginge...ich musste sie aufbrechen. Mein Blick durchkämmte mein Umfeld. Er striff von einer Ecke in die andere. Eine EC Karte, ein Messer, irgendetwas Dünnes. Doch vergeblich. Das Auto war komplett leer.

Ich musste selber herhalten. Ich versuchte meine Fingernägel zwischen die Türen zu schieben, um das Schloss drehen zu können. Aber erstens rutschten meine verschwitzten Hände immer wieder ab und zweitens war ich kaum in der Lage Metall zu verbiegen. Es tat sich gar nichts, dieses dumme dumme dumme Schloss wollte sich nicht öffnen lassen. Frustriert schlug ich gegen die Wand, ich hämmerte regelrecht, irgendwie musste ich doch hier rauskommen.

Plötzlich bemerkte ich etwas: an der Einschlagstelle hatte sich eine Delle in der Wand gebildet. Sie schien nicht sehr stabil zu sein. Ich rappelte mich auf. Wenn sogar meine Fäuste diese Tür beschädigen konnten... voller Wucht warf ich mich gegen sie. Mein Kopf  sandte dumpfe Schmerzwellen ab, aber das war  mir egal, ich machte weiter. Und tatsächlich: Das Metall bog sich. Ich atmete ein weiteres Mal tief ein, sammelte mich, und warf mich mit der gleichen Energie gegen die Tür, mit der ein Karatekämpfer eine Steinplatte zertrümmert.

Es gab nach. Das Schloss gab noch und ich fiel durch die Tür nach draußen auf die Straße. Mit voller Wucht landete ich mit der rechten Seite auf dem Asphalt, ich konnte spüren wie der raue Boden meine Haut aufkratzte. Der Schwung des Falls ließ dann auch noch meinen Kopf auf die hatte Straße knallen.
Ein Schmerz durchzuckte mich und mein Kopf drohte zu explodieren. Ich begann zu blinzeln um meine Sicht zu schärfen und hätte am liebsten aufgeschrien. Nur ein paar Meter vor mir sah ich, wie das Auto mit der offenen Hecktür zum Stehen kam. Ich wurde bemerkt. Mein Sichtfeld wurde kurz schwarz, dann konnte ich wieder etwas erkennen. Jemand stieg aus dem Auto aus und kam auf mich zu. Die Panik packte mich und ich wollte aufspringen, doch es ging nicht. Keiner der Knochen in meinem Körper arbeitete mit mit zusammen. Es fühlte sich an, als wäre ich in einer dieser Albträume in denen man alles tut, um zu rennen, aber nicht von Fleck kommt. Die Person kam immer weiter auf mich zu, aber durch das Scheinwerferlicht, in dessen Richtung ich schaute, konnte ich nichts genaues erkennen. Da war nur dieser Schatten eines Körpers der die Lichtkegel durchbrach.
Das Brummen in meinem Kopf verteilte sich durch meinen Körper und ich wurde wieder in die Dunkelheit gezogen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31, 2021 ⏰

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