Der Zwang es allen anderen immer recht machen zu wollen ist mittlerweile weit verbreitet.Wer steht denn nicht gerne gut da? Anerkennung durch zufriedenheitserschaffende Handlungen kann man doch nur genießen. Eigentlich ...
In manchen Lebensbereichen ist es total in Ordnung die Befriedigung anderer in den Vordergrund zu stellen, denn dadurch kann man doch auch zu seinem eigenen Glück finden, indem man ein gutes Gefühl bekommt und das ganz alleine dadurch dass man einer anderen Person Hilfe geleistet hat oder eventuell einen Gefallen getan hat. Doch ab wann ist das stellen der Präferenzen anderer wichtiger als das eigene Empfinden?
Das 21.Jahrhundert. Eine verrückte und aufregende Welt des Datens. Abgesehen von unzähligen Social-Media-Plattformen auf denen man ideal einen Partner fürs Leben, oder eine Nacht, finden kann ist das Party machen heut zu Tage schon bei der jugendlichen Bevölkerung weit verbreitet. Alkohol, Küsse, Sex, Drogen? Viele tasten sich an all dies bereits im zarten Alter von 16 oder früher heran. Es kann ja alles Spaß mit sich bringen und trägt zur Selbstfindung bei und hilft dabei erwachsen zu werden. Aber es kann auch anders kommen.
Ich selbst fühlte mich schon immer etwas ausgeschlossen vom Rest meiner Altersklasse. Mit 15 war ich als Einzige unter meinen Freundinnen noch ungeküsst, während Andere schon Sex hatten, sowie die erste Beziehung. Also sammelten alle ihre Erfahrungen und die Gesprächsthemen kamen immer wieder auf, doch wie soll man über etwas sprechen, das man noch nie erlebt hat, mit dem man sich nicht identifizieren kann?
An diesem Punkt traf ich für mich selbst die Entscheidung das zu ändern, um dazu zu gehören, neue Erfahrungen zu sammeln, aber vor allem um akzeptiert zu werden. Von meinen Freundinnen und wahrscheinlich auch um von mir selbst akzeptiert zu werden. Also musste ich aktiv dafür sorgen.
Es begann damit, dass in mir von Anfang an die Angst war nicht gut küssen zu können. Also probierten meine Freundinnen und ich ohne lange zu überlegen das Küssen miteinander beziehungsweise untereinander aus. Mit den Kommentaren „Ach schau, das war doch gar nicht schlecht" war meine Neugier endgültig entfacht und ich war bereit, SO bereit, einen Typ in meinem Alter, oder noch besser ein bisschen älter, dazu zu bringen, mich attraktiv zu finden und mich küssen zu wollen. Das hing auch damit zusammen, dass das Ausgehen ein aktuelles Thema und Pflichtprogramm an den Wochenenden für mich wurde (mein Alter: 15 zu dem Zeitpunkt).
Also floss SEHR viel Alkohol bei jedem wöchentlichen Club-Gang. Getanzt wurde auf den Tischen und geflirtet bis zum Umfallen. Selina und Valerie, meine Freundinnen, hatten auch Erfolg in dem Vorhaben attraktive Kerle anzuziehen und hatten genau das was ich wollte: einen Kuss. Ich nervte die Beiden zu dem Zeitpunkt schon mit meinem Gejammer über Selbstzweifel: „Wer mag mich schon? Ich bin nicht hübsch genug. Mich wird nie jemand wollen." Doch dann passierte es endlich. Wunderschön an Silvester zu Mitternacht. Mein ERSTER KUSS.
Es war soweit. Und es war wunderbar. Es hat sich toll angefühlt. Und mein Partner, Jonas, war sehr nett zu mir. Er wollte sogar auf ein richtiges Date mit mir danach. Wir fingen an Nachrichten zu schreiben, was zu einem Kino-Date führte. Natürlich gab es auch einen Abschiedskuss und auch abgesehen davon ist der ganze Abend super verlaufen, er war sehr nett und auch das geführte Gespräch war super verlaufen. Und dann begann das was noch immer mein Leben heute kontrolliert, 4 Jahre später, der Selbstzweifel, die Suche nach Akzeptanz und ein andauerndes Gefühl nicht genug zu sein, nicht zu reichen. Also sagte ich ihm, ohne einen Grund zu nennen und ohne einen wahren Grund selbst zu kennen, dass ich kein Interesse habe und dass wir uns nicht nochmal treffen würden.
Weshalb ich das gemacht habe? Das wüsste ich auch gerne ... Aber ich denke ich bin am richtigen Weg es heraus zu finden und hoffentlich damit dem Chaos in meinem Kopf ein Ende zu setzten.
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my unfeeling self
RomanceMeine Geschichte über meine Erfahrungen, der Weg der Verabschiedung vom unscheinbaren Mauerblümchen. Der Zwang es allen anderen immer recht machen zu wollen ist mittlerweile weit verbreitet.Wer steht denn nicht gerne gut da? Anerkennung durch zufrie...