OᑕEᗩᑎ EYEᔕ

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Es gibt nur wenige Dinge in meinem Leben, die mich Schwerelosigkeit in meiner Gedankenwelt spüren lassen können. Die dafür sorgen können, dass all diese schweren Gedanken, die mich jeden Tag vom Aufwachen bis zum Einschlafen begleiten und meine Welt mit grau übermalen, verdrängt werden.
Wenn auch nur für kurze Zeit.

Kindheitserinnerungen, um eines der Beispiele zu nennen. Wenn ich bei meiner Großmutter und meinen Eltern auf dem Land war und dort in meinem alten Versteck auf dem Heuboden saß. Wenn ich den Duft des vertrockneten Grases und der Schafwolle einatme und zufrieden beobachtete, wie mein Vater nach mir rief, mich allerdings nirgends entdecken konnte.

Diese Zeiten sind zwar schon lange vorbei, doch trotzdem ist es manchmal das einzige, was ich mir vor Augen halten kann, wenn nichts in meinem Leben gerade funktioniert.
Oder wenn mein Kopf wieder einmal verrückt spielt und alles schlechter machen muss als es sowieso schon ist.

Auch wenn mein Manager einmal ehrlicherweise zugeben hatte, ich würde bessere Ergebnisse bringen, wenn es mir nicht gut ging. Als würde sich meine Begabung und mein Können allein aus meinen regelmäßigen Schwächeanfällen ziehen.

Obwohl da vielleicht etwas wahres dran war. Ich schrieb die Texte meiner Lieder hauptsächlich über meinem aktuellen Gefühlszustand und die Leute würden es nicht interessant finden, würde ich jedes Mal darüber philosophieren, wie wichtig es ist zu leben und dieses Leben mit Freude und Glück zu genießen.

Das konnte man ihnen einmal verkaufen.
Manche würden es sich zu Herzen nehmen. Manche würden darüber nachdenken und anschließend genauso weiter machen wie vorher. Und es jedes Mal aufs neue zu versuchen, würde nichts an dieser Reaktion ändern.

Es war deprimierend.

Denn wenn einem einmal gesagt wurde, man wäre besser dran, wenn man emotional zerstört war, dachte man nicht nur darüber nach. Man passte sich dem an und versuchte es immer beizubehalten. Man würde es in Kauf nehmen sein Lächeln zu verlieren und stattdessen die beste Resultate von langen Nächten zu liefern.

Allerdings konnte ich sehr gut aus Erfahrung sprechen, dass das so nicht funktionieren würde. Nicht auf Dauer jedenfalls.
Wenn man sich ständig nur Traurigkeit vorspielte und das einzige, was man sich in sein Blickfeld setzte die Dunkelheit seiner Gedanken, schwarz auf weiß, waren, dann tat es einem nicht gut.

Ich, jedenfalls, merkte Tag für Tag immer wieder, wie ich müder wurde, wie mich die Menschen um mich herum erschöpften und die düsteren Fragen, die ich mir ständig stellte, mein Leben für sich einnahmen und mich zerstörten.

Neben Kindheitserinnerungen gab es allerdings auch andere Wege diesem Trott zu entkommen und sich seiner aufgezwungenen Welt zu entziehen.

Für mich war einer dieser Wege Zeit.

Nicht irgendeine Zeit. Keine beliebige Sekunde, die ich einfach nur hinnahm und in der ich atmete ohne mir dessen bewusst zu sein.
Eine Zeit in der ich nicht mit mir selbst allein war und stattdessen an meiner Seite die wohl wichtigste Person meines Lebens stand.

Manche Idioten, die nur mein Äußeres kannten, würden sagen, er wäre die Quelle meiner Inspiration. Alle Wörter, die aus mir herausströmten, wie Luft und so viele Leute zum Nachdenken anregten, kämen von seiner Anwesenheit.
Aber wie gesagt... das würden nur Idioten sagen.

Die Wahrheit war, dass Jimin genau die Wirkung erzielte, die meiner Arbeit vermutlich schaden würde.

Er machte mich glücklich und erinnerte mich regelmäßig an das Leben zurück, welches trotz des Chaos, was meinen Kopf fest im Griff hatte, noch immer präsent war und ich genießen sollte anstatt es dazu zu missbrauchen die Ansprüche anderer zu erfüllen.
Und das war gut. Hätte ich ihn nicht kennengelernt, wäre ich vermutlich ein einziges Wrack und verloren in der Meinung, die mir andere aufzudrängen versuchten.

Ocean Eyes  ⇢  Yoonmin OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt