"Madeline! Was soll dass!"
Ich schaute von meinem Buch auf und entdeckte Amelia im Türrahmen. Sie hielt ein zerfetztes Tshirt hoch.
"Dein Köter musste wiedereinmal in meinem Schrank wühlen und schau was er angestellt hat!"
Ich presste die Lippen zusammen, um mir ein Lachen zu verkneifen und stand auf. Ich kramte in meiner Schublade und schmiss Armelia ein ähnliches T-Shirt zu.
"Ich hoffe das es ein geeigneter Ersatz ist. Schau aber lieber in nächster Zeit deine Schranktür zuzumachen, man weiß ja nie bei Freddi."
In diesem Moment kam Freddi um die Ecke und sprang auf mein Bett. Amelia nahm einfach nur das T-Shirt und verschwand wieder. Ich küsste seinen haarigen Kopf. "Das war super!"
Er leckte mir über das Gesicht und hopste wieder vom Bett. Ich legte mich in die Kissen zurück und verkroch mich wieder zwischen die Seiten meines Buches.
Madeline hier, Madeline dort. Langsam reicht es mir!Eine halbe Stunde später saß ich mit dem Rest meiner Familie am Esstisch, im Esszimmer und aß Abendessen. Mein Vater war wiedereinmal nicht da. Keine Neuigkeit. Saraphin, meine Stiefmutter, oder auch "der blonde Teufel" wie ich sie öfters in meinem Kopf nannte, saß am Kopfende der Tafel und schaute, dass auch alle sich gut benahmen. Es waren zwar nur Amelia und Romina, meine Halbschwestern, und ich am Tisch, aber trotzdem mussten wir mit Manier essen.
"Schmatz nicht so laut, Madeline. Du bist doch kein Ferkel!", ertönte es wiedereinmal am Kopfende des Tisches und ich verdrehte die Augen. "Du wirst es wohl nie lernen."
Ich unterdrückte meine aufsteigende Wut und aß weiter mein Rindkotlette.
"Sie mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!"
Ich schaute in ihre dunklen, fießen Augen und ihr Blick durchbohrte mich förmlich.
"Sprich mich halt mit Ferkel an, dann fühle ich mich auch angesprochen", platzte es aus mir hinaus und in meinem Kopf hallte es: "blonder Teufel, blonder Teufel!". Sie legte ihre Gabel und ihr Messer weg und legte die Hände flach auf den Tisch.
"Werde nicht frech, Madeline!"
"Ich bin nicht frech, ich äußere nur meine Meinung, Saraphin."
Ihr Mund war nur mehr eine schmale Linie."Du musst dich genau so verhalten wie alle anderen. Du galubst wohl, du bekämest extra Rechte!" Mir reichte es.
"Extra Rechte? Behandle mich zuerst einmal wie Amelia oder Romina, dann werde ich dich auch respektieren!"
"Du. Bist. Nicht. Meine. Tochter", presste sie zwischen ihren Zähnen heraus und zeigte auf die Tür.
Mir brannte die Hitze im Gesicht, aber ich erhob mich und ging zur Tür. Bevor ich hinaus trat, hörte ich sie noch sagen:"...und du wirst es auch nie sein."Freddi leckte mir die Tränen vom Gesicht und ich schluchzte. Ich wusste, dass ich nie wie eine Tochter sein würde, das war mir klar.
Ich war nur das Ergebniss einer fremden Frau, die mit ihrem Mann etwas gehabt hatte. Ich war nur Madeline, der Dorn in ihrem Auge.Mein Geburtstag war in drei Tagen. Wieder nervige Verwandte mit meinen Cousinen. Was für eine Freude.
Ich fühlte mich in dieser Familie einfach nicht wohl. Ich fühlte mich so fehl am Platz, wie ein Paradiesvogel auf einer Beerdigung.
Ich stand auf und setzte mich an den Frisiertisch. Ich kämmte mir durch das rote Haar. Ich schaute mich im Spiegel an. Ich hatte so wenig Ähnlichkeiten mit meinem Vater. Nur diese hohen Wangenknochen, fand ich in meinem Gesicht wieder. Der Rest... Große stahlgraue Augen, rotes Haar, bessergesagt unnatürlich feuerrotes, blasse Haut... Das alles hatte ich von meiner Mutter. Eine Person die ich nie gekannt hatte. Nie. Meine Ohren waren nicht wirklich normal gewölbt, sondern komisch. Ich erinnerte mich an die Zeit in der Schule, wo ich deshalb gehänselt wurde...
Amelia stand immer nur daneben. Hat nie etwas gesagt. Aber ich war daran gewöhnt. Ich gehörte einfach nicht dazu.Am Tag darauf wachte ich mit schrecklichen Kopfschmerzen auf. Ich hatte so wenig geschlafen, wiedereinmal.
Ich schluckte aber einfach schnell eine Asperintablette runter.
Ich zog mir meine Schwarz-grüne Schuluniform an und band meine Haare zu einem Zopf. Dann war ich auch schon fertig.
Ich ging nicht zum Frühstück sondern holte mir noch schnell einen Apfel in der Küche, bevor ich ging.
Ich ging früher als sonst, denn ich wollte mir nicht die Kommentare von Amelia anhören. Für einen Oktobertag, war das Wetter eher warm und sonnig.
Ich schlenderte zur Schule, da ich sonst viel zu früh kommen würde. Ich brauchte statt meinen üblichen 15 Minuten zur Schule 30, was mich aber nicht unbedingt störte.
Am Schulhof angekommen, entdeckte ich Dean und Hannah die aneinandergeschmiegt davor standen. Ja, es war nervig, seine besten Freunde beim rumknutschen zuzusehen, aber man gewöhnte sich nach einiger Zeit.
Erst als ich mich räusperte, ließen sie von einander ab und begrüßten mich. Hannah strich sich die blonden Haare hinter das Ohr und errötete, es war ihr peinlich das ich sie erwischt hatte. Immer noch.
Dean schmunzelte nur und forderte uns auf, hinein zu gehen.
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Bloodsisters • Herzen aus Pech
FantasyMadeline war schon immer das fünfte Rad am Wagen. Ihr Vater, glücklich verheiratet mit Madeline's Stiefmutter, beachtet sie kaum noch. Seine Aufmerksamkeit liegt auf ihren Halbschwestern Amelia und Romina. Sie fühlt sich wie das schwarze Schaf der F...