Leitfaden fürs Unglücklichsein

7 2 0
                                    

"Ich stehe im Regen und warte auf dich.
Ich warte im Regen und steh auf dich."

Tag ein Tag aus kamen diese Worte dem Jugendlichen in den Sinn.
Er stand nicht wirklich im Regen, das war eher metaphorisch gemeint. Damit wollte er ausdrücken, dass wie in einem Gewitter ihm die Sicht versperrt war auf das Ziel und statt weiterzugehen wartete er.
Er wartete im Regen seiner selbst der ihn nicht durchnässte aber seine Gedanken und Gefühle schwärzte und ins traurige übergehen ließ.
Stellt es euch in etwa so vor: Das dunkelste Gewitter kündigt sich stundenlang davor an, doch man interessiert sich nicht dafür und lässt sich gehen im lasterhaften Dasein seiner selbst. Doch mit der Zeit merkt man aber etwas: es wird dunkler und dunkler um einen herum und somit beginnt die erste Phase der sich anbahnenden Depression: das nicht eingestehen und selbst belügen, man redet sich ein, dass doch alles in bester Ordnung sei und das ist es auch, oder? Oder?
Die zweite Phase kann sich bei jedem anders einstellen. Entweder erkennt man die erste Phase oder nicht. Da wir nur bei der Geschichte des Jungen bleiben können wir getrost davon ausgehen, dass er nichts, aber auch überhaupt gar nichts erkannte, denn er tat das schlechteste was man tun kann: er fraß das ganze Übel der ihm auferlegten Geheimnisse und Probleme in sich hinein,niemanden erzählte er auch nur ein Sterbenswörtchen. Und damit nicht genug oh nein es wird noch besser: diese Phase dauerte drei lange qualvolle Jahre an, aber keine Sorge, den Selbstmordversuch überlebte er ja. Aber das ist eine andere Geschichte...

Ach ja eines sollte ich noch erwähnen: er wartete nicht auf jemand anderes in seinem eigenen, schwarzen Regen, nein... Er wartete auf sich selbst. Wie sollte er auch auf jemanden warten?? Es wusste doch niemand etwas von seinem gerade kläglich scheiterten Dasein auf Mutter Erde. Der Junge hatte doch ein perfektes Leben, oder? Oder...?

Nun kommen wir zu Phase drei des Ganzen und eins muss ich gleich dazu sagen: Alkohol is keine Lösung! Aber er tut verdammt gut und immer als der Jugendliche trank ritzte er sich nicht und das ist ja auch mal was.
Doch Alkohol ist teuer und ein Messer hat jeder Haushalt. Und was sind schon ein paar Narben? Schnell gemacht, schmerzhaft bis ins Mark und sichtbar für immer.
Nicht nur seelische Narben wiegen tief...

Doch eins muss man sagen, hatte der Junge nicht verloren: sein Selbstvertrauen. Ich meine, wer würde sich denn trauen mit einem Arm durch die Welt zu gehen der aussieht als hätte ihn ein psychopathischer Massenmörder bearbeitet?

Doch genug für heute. Es ist spät. Es ist dunkel. Ich bin deprimiert und außerdem habe ich noch ein Rendezvous mit einer scharfen Bekannten von mir.

Leitfaden fürs Unglücklichsein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt