"Oliviate" - Eine Erinnerung an Vergangenes

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„Obliviate", hörte ich nur noch eine vertraute Stimme und da war ... nichts. Nichts... Ein merkwürdiges Wort. Man kann es aber doch nicht als nichts bezeichnen, denn es war da irgendetwas. Etwas was raus wollte, was gefangen war, wie als wäre es in Ketten gelegt in meinem Verstand – nein, in meinem Herzen – gefangen. Ich wusste nicht genau, was ich wirklich tat. Ich handelte einfach. Ohne über irgendetwas nachzudenken, rannte ich. Ich rannte einer inneren Stimme nach. Einer rauen Stimme, die mir so bekannt, so vertraut war und doch so fremd. Ich konnte sie niemand bestimmten zuordnen, wusste aber, dass es richtig war – es fühlte sich zumindest so an. Ich rannte durch die eher dunklen Korridore Hogwarts. Nur die Fackeln, loderten leicht auf, wenn ich vorbeirannte und warfen gruselige Schatten an die rauen Wände. Ich wusste nicht, wo lang, liesß mich aber von meiner – oder war es seine? – Stimme leiten. Irgendwann platschte es, sobald ich einen Fuß vor den anderen tat und als ich langsamer wurde und meinen Blick weiterhin stur auf den Boden gerichtet hatte, sah ich Pfützen. Oder eher eine große Wasserpfütze mit... Blut? Wie...? Langsam ging ich weiter, meinen Blick gen Boden gerichtet, stolperte über etwas oder jemanden und fiel auf die Knie. In nur wenigen Sekunden war meine Strumpfhose klitschnass, doch ich hatte nur Augen auf das etwas, was vor mir lag. Malfoy. Nein, korrigierte ich mich, Draco. So hast du ihn schon immer genannt. Aber, was...? Er lag da einfach nur reglos da. Kalt. Sein weißes Hemd durchschlitzt mit mehreren Schnittwunden, die stark bluteten. Klatschnass.

Ich wusste nicht, dass mir Tränen gekommen waren, aber im nächsten Moment strich mir eine kühle Hand über die Wange, fing meine Tränen auf und ich sah nach oben. In grüne Augen, die mich traurig ansahen, fast um Verzeihung flehten und ein gequältes Lächeln auf dem Gesicht. Aufmunterung? Wohl kaum. „Warum...?", brachte ich nur über die Lippen, schluchzte und wurde im nächsten Moment bei Seite gedrängt. „Potter!", hörte ich eine tiefe Stimme strenge Stimme. Professor Snape beugte sich über Draco, murmelte einige lateinische Verse und die Wunden begannen sich zu schließen. Ich schluchzte auf, wurde gleichdarauf von Harry in den Arm genommen, genoss die Wärme kurz, doch als Snape aufstand, mit Draco auf den Armen, befreite ich mich aus Harry's und rannte dem Profesoor hinter her. Wollte es zumindest. „Hermine.", sagte Harry, umfasste mein Handgelenk, „Warte" und drehte mich zu ihm um. „Was!?", fuhr ich ihn tränenüberströmt an. „Was Harry?! Was hast du dir dabei gedacht? Ich... Er..." Ich schluckte. „Du wusstest es.", warf ich ihm vor. „Du weißt, was... Er... Ach, vergiss es!", murmelte ich zum Schluss und rannte erneut. Zurück durch die dunklen Flure, vorbei an Rüstungen, den flackernden Fackeln und dem Vollmond, der durch das Fenster schien. Mich interessierte das nicht. Ich wollte nur zu ihm. Warum, konnte ich selbst nicht sagen, aber da war so ein Drang... Ein Drang, der...

„Miss Granger?", sagte plötzlich eine tiefe Stimme direkt vor mir, hielt mich an der Hüfte fest und ich sah verschreckt ertappt nach oben. Die Lippen zu einem... Lächeln?... verzogen und dann die Adlernase, die sich leicht rümpfte. „Was tun sie hier zu solch später Uhrzeit? Sollten sie nicht längst im Bett sein?" „Ich... Sir,...", stotterte ich, wusste nicht genau was ich wolllte, nur wohin. „Ich muss da rein.", sagte ich dann mit fester Stimme und deutet auf die Tür hinter ihm. „So? Müssen sie das? Und warum, wenn ich fragen darf?" „Das... Das kann ich nicht... Ich weiß..." „Sie wissen es nicht?", fragte er mich schon beinahe leicht erstaunt, zog die Stirn kraus und ließ dann von mir ab, drehte sich um und öffnete die Tür einen Spaltbreit. „Na dann...", sagte er rau und sah mich erwartungsvoll an. Verwirrt sah ich zu ihm nach oben und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich schüttelte den Kopf, flüsterte ein „Danke" und trat dann durch die Tür, die er kurz darauf hinter mir ins Schloss zog. Blinzelnd versuchte ich mich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen, denn nur der Vollmond schien leicht durch die Fenster im Krankenflügel. Dann sah ich ihn. Vorsichtig schlich ich zu seinem Bett, zog mir einen Stuhl heran und nahm seine Hand. Sie war eiskalt. Hoffentlich... Nein Hermine, an sowas darfst du erst gar nicht denken, ermahnte ich mich selbst und setzte mich. Jedoch nicht auf den Stuhl, sondern auf die Bettkante.

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