Auf in den Schnee!

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Kageyama war sich sicher, dass die ganze Idee mit dem Skifahren ein totaler Reinfall gewesen war. Auch nachdem er zusammen mit dem Rest des Karasuno Teams mehrfach die Piste heruntergerast war und sich dabei öfter als einmal auf die Nase gelegt hatte, hatte er seine Meinung zu der Sportart oder Wintersport im Allgemeinen noch nicht geändert. Die Begeisterung seiner Mitspieler konnte er ebenfalls nicht nachvollziehen und besonders ärgerte es ihn, dass Hinata sich zwar erwartungsgemäß wie der letzte Vollidiot angestellt hatte, aber selbst dann immer noch besser gefahren war, als er. Und er wusste jetzt schon, dass der Kleine ihm seinen Triumpf auch bei ihren nächsten Trainingseinheiten unter die Nase reiben würde. Wenn er sich doch irgendwie an ihm rächen könnte, aber dafür war es schon viel zu spät.

Jetzt im Winter fing es schon früher an zu dämmern und wenn er aus dem Fenster der kleinen Skihütte blickte, in die er und seine Mitspieler sich nach ihrem aufregenden Tag zurückgezogen hatten, sah er, wie der Himmel schon eine leicht rötliche Färbung angenommen hatte. Überall, soweit das Auge reichte, lag Schnee und es würde wohl auch am folgenden Tag noch Schnee liegen. Ohne Schneeanzug, dicke Handschuhe und Mütze würde man sich bei den Außentemperaturen unter Garantie den Arsch abfrieren, also keine guten Voraussetzungen zum Volleyball spielen.

Frustriert seufzend lehnte sich Kageyama auf der rustikalen, knarrenden Couch zurück, hob den Volleyball, den er schon seit ihrer Rückkehr fest umklammert in den Händen hielt, über seinen Kopf und begann ihn sanft nach oben zu pritschen. So konnte er zumindest nicht versehentlich einen seiner Teamkameraden abschießen oder das Möbilar demolieren. Schmollend verzog er das Gesicht, als er zum wiederholten mal auf die Wanduhr starrte und sah, dass seit seinem letzten Blick nicht einmal fünf Minuten vergangen waren. Er kam sich vor wie im Gefängnis und dabei sollten sie hier doch eigentlich so etwas wie Urlaub machen. Wer war noch einmal auf die Idee gekommen, in ein Skilager zu fahren und warum hatte er sich dazu breitschlagen lassen, mitzukommen? Er wusste es selbst nicht mehr.

Seine Mitspieler schienen sein Leid hingegen nicht zu teilen. Tsukishima, Yamaguchi und auch Hinata hatten sich vor dem altmodischen Röhrenfernseher in der einfach eingerichteten Unterkunft platziert und schauten sich eine komische Quizsendung an, wobei Hinata ständig dazwischen quatschte und Tsukishima großen Spaß dabei hatte, sich über die falschen Antworten der Teilnehmer lustig zu machen und darüber zu lästern, wie dumm sie doch alle waren. Suga und Daichi hatten sich in die Küche verzogen, Tanaka und Nishinoya hatten das Badezimmer in Beschlag genommen um was auch immer zu machen und der Rest musste auch irgendwo herumschimmeln, sofern sie nicht doch noch jemanden auf der Piste vergessen hatten. Wo war eigentlich Asahi abgeblieben? Naja, war ja auch egal.

"Hey, Kageyama, willst du nicht mitgucken?", hörte er plötzlich die helle Stimme von Hinata, der sich zu ihm umgedreht hatte und offensichtlich Probleme damit hatte, ein paar Minuten stillzusitzen. Wo nahm der Kleine nur diese unendliche Energie her?

"Nö, hab keine Lust.", antwortete Kageyama wahrheitsgemäß und fuhr weiter damit fort, das mehr oder weniger interessante Farbmuster des Volleyballes in seinen Händen zu studieren. Mit Ratesendungen konnte er nicht viel anfangen, er wusste ja sowieso nichts und bevor er sich wieder hämische Kommentare von Tsukishima anhören müsste, hielt er sich lieber aus der Sache heraus.

"Du schottest dich total ab.", warf Hinata ihm vor und rutschte rückwärts auf dem Teppich in Richtung des Sofas, sodass sie fast auf Augenhöhe waren, "Sag schon, hast du schlechte Laune? Wobei, eigentlich guckst du ja immer so." Kageyama ahnte schon, was jetzt folgen würde.

"Du bist bestimmt immer noch angekratzt, weil ich dich heute in über der Hälfte der Rennen geschlagen hab.", sprach er es dann aus und obwohl sich Kageyama auf diese billige Art der Provokation mental vorbereitet hatte, funktionierte es trotzdem immer wieder.

Robben im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt