Mein Smartphone, meine Welt

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"Harry" rief Mrs. Smith , "Es reicht jetzt, kannst du bitte mal dein Handy zur Seite legen und dich mal weltlichen Dingen widmen?". Mrs. Smith hatte es nicht einfach, denn die "Handygeneration" von heute hatte kaum Interesse, so wie es in ihrer Generation üblich war, sich mit Bücher lesen, Fußball spielen oder einfach draussen mal abhängen zu beschäftigen. Das heutige Kommunizieren fand fast ausschließlich über das Handy und desses Apps statt. "Hast du schon bemerkt das es Frühling ist?" meinte sie ironisch. Eine Reaktion kam nicht, anders hatte sie es auch nicht erwartet.

Harry, ein fünfzehnjähriger Junge aus Southampton, war ein Durchschnittsjunge, wie viele in seinem Alter. Seine rot gelockten Haare und sein mit Sommersprossen übersähtes Gesicht verliehen ihm ein lausbubenhaftes Aussehen. Harry hatte zu Weihnachten ein nagelneues Smartphone von seinem Großvater Lord Gerald geschenkt bekommen und war seitdem nicht mehr davon weg zu bekommen.

"Bob ist da!" rief Mrs. Smith. "Er soll in mein Zimmer kommen" antwortete Harry. "Könnt ihr heute nicht mal raus gehen, es ist so schönes Wetter?" fragte Mrs. Smith "Mal sehen" antwortete Bob und verschwand in Harrys Zimmer.

Bob Gray, ein braunhaariger Junge, der ein paar Strassen weiter wohnt, ist der beste Freund von Harry. Beide gehen in die 9. Klasse der St. Christopher school in Southampton.

"Hi, hast du schon die neue Dungon Creature App runter geladen? Voll Krass, ich hab die ganze Nacht gebraucht um auf Level 8 zu kommen." sagte Bob. "So siehst du auch aus!" erwiderte Harry. " Oh mann, ich finde diese Spiele alle zu logisch aufgebaut, das langweilt mich schon. Ich hätte gerne mal so was anspruchsvolles, etwas was mich fordert!" "Wie wäre es mal mit dem Abwasch? Das wäre doch mal eine Herausforderung!" warf Mrs. Smith in den Raum. "Oh komm schon Mom, das ist Mädchensache!" erwiderte Harry mit vorwurfsvollem Blick. "Ja, ja schon gut, aber ihr könntet bitte heute Nachmittag zu Grandpa fahren und ihm den Korb Salat bringen" sagte Mrs. Smith und ging aus dem Zimmer. "Ja, ist ok, das machen wir Mrs. Smith" rief Bob ihr hinterher.

Lord Gerald Waterby, der Grossvater von Bob, der Vater von Mrs. Smith, ist ein weisshaariger stattlicher Mann, der auf seinem Castle in Maidstone zusammen mit seinem Butler Whisley wohnt. Der Zweiundsiebzigjährige ist zwar etwas eigenartig aber liebenswert. Einerseits sehr auf Tradition und Etikette bedacht, andererseits ein cooler Grandpa, der sich mit der modernsten Technik gut auskennt.

Nachdem Harry und Bob den ganzen Vormittag rumgammelten und sich gegenseitig Nachrichten schickten, anstatt miteinander zu reden, rief Mrs. Smith die beiden zum Mittagessen. "Heute gibt es Rinderbraten mit Erbsen-Möhren Gemüse und Salzkartoffeln". "Lecker, mein Lieblingsessen!" rief Harry und eilte zum Mittagstisch. "Bob, möchtest du heute bei uns mit essen?" fragte Mrs. Smith. "Gerne, vielen Dank, ich sag nur grade meiner Mutter " erwiderte Bob.

Nachmittags fuhren Harry und Bob mit der Bahn nach Maidstone zu Lord Gerald. Auf dem Weg dorthin saßen beide in einem Abteil, versunken in ihre Smartphones. Harry hatte sich vorsichtshalber einen Termin gesetzt, das er den Bahnhof von Maidstone nicht verpasste. Nach circa einer Stunde Fahrt gab das Smartphone von Harry einen Ton von sich, das wie eine Sirene eines Krankenwagen anhörte. Einige Leute im Abteil eilten zu den Fenstern und schauten, ob etwas passiert sei. Harry und Bob kicherten und amüsierten sich darüber.

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