Last Feelings

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Einsamkeit. Kalt wie gesplittertes Eis. Schneidend wie eine Klinge. Schmerzhaft wie eine klaffende Wunde. Tödlich wie eine Kugel.
Vor Jahren bereits musste er sich ihr unterwerfen. Musste am eigenen Leib erfahren, wie zerstörerisch sie sein kann. Wie sie einem das Leben zur Hölle macht und in einem nichts hinterlässt als gähnende Leere. Eine Zeit lang konnte er sie verdrängen, doch nun nach diesem Treffen, seinem Treffen mit Chuya, kam alles wieder hoch. All das Leid, die Pein, der Schmerz und wieder steht er am Rande des Abgrunds. Seine einzige Rettung ist er. Chuya. Doch er wird ihm garantiert nicht zu Hilfe eilen. Nicht mehr. Nicht, nachdem er ihn verließ. Ohne ein Wort zu sagen. Ohne Abschied zu nehmen. Er ging einfach, weil es die Bitte eines nun Verstorbenen war. Er bereut es. Tut er wirklich, aber nur, weil er sich von ihm trennen musste. Seinem Ein und Alles. Seiner ersten und einzigen, großen Liebe.
Natürlich versuchte er es mit anderen. Mit unzähligen Frauen hat er geflirtet. Hatte versucht, das Loch in sich zu schließen, obwohl er wusste, dass es nie gelingen würde. Nicht ohne ihn.

Der Wind pfeift ihm um die Ohren, kräuselt sein kastanienbraunes Haar. Der Mantel, welcher sich an seine schlanke Gestalt schmiegt, wird von der Gewalt des Windes immer wieder angehoben. Die karmesinroten Augen steht's auf die Stadt vor ihm gerichtet.
Von diesem Dach aus kann man eine wunderschöne Aussicht auf sie erhaschen. Seine Heimat. Yokohama. Und doch fühlt er sich schon längst nicht mehr heimisch. Dieses Gefühl ging, als er ihn verließ. Er ist selbst Schuld. Das weiß er und dennoch wünscht er sich, er wäre bei ihm. Sehnt sich nach seinem samtweichen, roten Haar, seinen leuchtenden, dunkelblauen Augen, welche ihn immer an das Meer erinnerte. Gewaltig, mächtig, lebhaft und doch sanft. Er vermisst ihn. Seinen Geruch, welcher ihn einnebelte, ihn Glücksgefühle verspüren ließ. Seine Stimme, welche in seinen Ohren einem Engel gleicht. Seine weiche Haut, welche bei Berührungen ein Feuerwerk der Gefühle in ihm auslöste. Er vermisst alles an ihm. Seinen Chu.

Ein trauriges Lächeln umspielt seine schmalen Lippen. Selbst heute noch, nach dem er Chuuyas Hass auf sich geschürt hat, macht sein Herz noch einen glücklichen Satz wenn er auch nur in seinen Gedanken seinen Namen erwähnt. Sein Name. Einen Klang, welchen er so sehr liebt und welcher wahrscheinlich nie wieder über seine Lippen kommen wird.

Es ist kaum zu beschreiben, wie sehr er sich nach ihm sehnt. Wie sehr er ihn in seine Arme schließen und nie wieder los lassen will. Wie sehr er sich wünscht, dass er die Zeit zurück drehen kann. Zurück zu diesen Jahren, in welchen er so glücklich war wie noch nie. Dafür verantwortlich war Chuuya. Sein Partner. Seine fester Freund. Seine Unterstützung. Sein Leben. Damals lebte er nur für ihn, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, ihn traurig zurück zu lassen. Und doch tat er es. Nicht weil sein Leben endete. Sondern weil er darum gebeten wurde. Wenn er nun an diese Situation zurück denkt, würde er ihr nicht nachgehen, unter gar keinen Umständen. Es hätte ihm immerhin bitteren Schmerz erspart, wenn er damals einfach nein gesagt hätte.

Noch einmal lässt er sich durch den Kopf gehen wie er Chuuya kennengelernt hatte. Er erinnert sich heute noch daran wie ihm seine blauen Augen, welche er so sehr liebt, entgegen funkelten. Trotzig und wütend und dennoch sah er die versteckte Trauer in ihnen. Die Trauer darüber, seine Kameraden und Freunde verloren zu haben. Bereits in diesem Moment wusste er, dass er ihn beschützen will. Er hatte damals nicht gewusst wieso, doch heute tut er es. Er weiß, dass er ihn bereits damals in sein Herz geschlossen hatte.

Ohne zu zögern geht er einige Schritte nach vorne. An den Rand des Daches. Die Lichter der Stadt erhellen die Nacht.
Wie in einem Traum spürt er die weichen Lippen seines Rotschopfes auf seiner Wange. Lässt ihn von ihrem ersten Kuss träumen. Einem Abend, den er niemals vergessen würde.

Es war der 24. Dezember. Weihnachten. Ein Abend wie jeder andere, zumindest war Chuuya dieser Meinung. Er wollte nicht feiern. Doch für Dazai kam das überhaupt nicht in Frage. Wenigstens einmal wollte er seinem Chu eine Freude machen. Frech wie er war, verschaffte er sich Zugang zu seiner Wohnung, mithilfe einer kleinen Haarnadel. Noch während der Blauäugige schlief, dekorierte er die gesamte Wohnung und verkleidete sich selbst als Weihnachtsmann. Die Überraschung war dementsprechend groß, als Chuuya erwachte und einen verkleideten Dazai vor sich sah, welcher ihm mit geröteten Wangen ein Geschenk vor die Nase hielt, mit den Worten "Heute ist doch Weihnachten, also hier ein Geschenk für dich." Allerdings war das Geschenk schnell vergesse, als der Blauäugige ihm am Kragen packte und ihn in einen zärtlichen Kuss zog.

Eine einzelne Träne löst sich aus seinem Auge und vermischt sich mit dem langsam einsetzenden Nieselregen, welcher auf die Stadt hinab prasselt. Das Wasser trifft auf seine Haut, durchweicht seine Kleidung und die Bandagen an seinem Unterarmen. Ein kurzes, seeliges Lächeln erscheint auf seinen Lippen, dann lässt er sich fallen.

Die Welt zieht an ihm vorbei. Der Wind reißt an seiner Kleidung und dennoch verspürt er keine Angst. Erneut schleicht sich Chuuya in seine Gedanken und er fragt sich, ob er trauern wird, jetzt da er von der Erde geht. Von seinem Leiden erlöst wird. Er hofft es nicht, sonst würde er erneut ein Versprechen brechen. Das Versprechen, mit seinen Selbstmordversuchen niemanden zu belasten. Entspannt schließt er seine Augen, wartet auf den Aufprall, welcher sein Leben beenden wird. Erneut scheint er die sanften Berührungen Chuyas auf seiner Haut zu spüren, welche angenehm zu kribbeln beginnt. Ein letztes Mal erscheint ein liebevolles Lächeln auf seinen Lippen. "Ich liebe dich, Chuya." Seine Stimme gleicht nur noch einem sanften Hauchen. Eine himmlische Ruhe überkommt ihm. Endlich wird er Erlösung finden. Endlich kann er der Einsamkeit entkommen, welche sich in seinem Herzen festgesetzt hat und dennoch schwingt ein wenig Trauer mit. Trauer darüber, seinen Partner nie wieder zu sehen. Er hat keine Angst vor dem Tod. Der Tod bedeutet Ruhe. Frieden. Er sehnt ihn schon so lange herbei. Wünscht sich, in die tiefe Schwärze zu fallen...
Dann folgt der Aufprall.
Das Letzte, was er wahrnimmt, ist der verzweifelte Schrei eines Engels.
Seines Engels
"DAZAI!"




Ich würde mich wahnsinnig über Kommis freuen. Auf Wunsch folgt vielleicht auch eine Fortsetzung ^^

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⏰ Last updated: Dec 19, 2018 ⏰

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