Number 2

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Mein Wecker klingelt. Ich quäle mich aus meinem Bett, schlurfe zum Bad. Dort gehe ich auf Klo und danach duschen.

Du könntest auch einfach sagen, dass du dich fertig machst und dann frühstückst, hat mein Hirn dann auch gleich wieder zu bemängeln.

Du könntest deine Kommentare auch gleich lassen. Sie nützen weder mir noch sonst jemandem. Sie nerven einfach nur jeden!

Meine morgendliche schlechte Laune ist auf jeden Fall da. Das Praktische an meinem hauseigenem Gehirn ist, dass es mich zwar ununterbrochen in meiner Gedankenwelt voll labert, aber ich nicht laut sprechen oder insgesamt sprechen muss, damit es seinen nicht vorhandenen Mund hält. Auch wenn meine Zurechtweisungen nie helfen.

Nach meinem letzten Wissensstand kannst nur du mich hören. Das reicht mir auch schon. Ich brauche kein großes Publikum.

Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt. Es ist irgendwo zwischen halb und viertel vor Sieben. Da habe ich keine Lust auf deine Launen.

Eingeschnappte Stille. Wunderbar. Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab. Anschließend ziehe ich Unterwäsche und meinen froschgrünen Bademantel an. Ich schlurfe zurück zu meinem Bett und ein Blick auf meinen Wecker verrät mir, dass ich in zwei Minuten aufstehen muss. Ich kuschele mich unter meine Bettdecke und genieße die Gemütlichkeit des weltbesten Bettes.

Das versteht nun keiner mehr.

Ist mir egal, murmele ich in meinem Kopf, wohlig und zufrieden.

Woher sollen denn die anderen wissen, dass dein Wecker zwei Alarme hat? Einen um halb Sieben und einen viertel vor.

Ebenfalls egal.

Und dass du immer in der Zwischenzeit duschst, wenn du musst.

Egal. Aber weiß du was mir nicht egal ist? Dass du mich schon wieder nur nervst. Ständig hast du etwas an mir auszusetzen, mäkelst an mir herum und wenn du mich einmal lobst, hat es diesen doofen ironischen Unterton. Was soll das?

Anscheinend unfähig sich erklären zu können, hält mein Hirn seine übergroße und vorlaute Klappe. Geht doch.

Leider klingelt auch genau in diesem Moment mein Wecker. Mein viertel-vor-sieben-Wecker. Zum zweiten Mal heute quäle ich mich aus meinem Bett und verlasse schlurfend mein Zimmer. Dieses Mal jedoch mit einem anderen Ziel: Küche.

Dort sitzen schon Isalie, sie ist das Modell, welches man kleine Schwester nennt, und meine Mutter. Ich mache mir schnell mein Müsli, schnappe mir meine Morgens-Glücks-Tasse, sie hält mein Leben lang, mit schwarzem Tee drin und geselle mich zu ihnen.

Isalie quasselt schon wie ein defektes Radio ohne Ausknopf. Ich ignoriere es und schaufele mein Müsli in mich hinein. Ich habe es relativ schnell aufgegessen. Jetzt kann ich schön langsam und genüsslich meinen Tee trinken. Mmmhhh . . .

Da geht eine Tür. Gustav ist anscheinend auch mal aufgestanden. Ein Weltwunder.

Jetzt sei doch nicht so negativ!

Das bin ich bis ich meinen Tee hatte. Das weiß du.

Aber du stellst Gustav so da, als würde er nie aufstehen. Das stimmt nämlich nicht.

Aber er summt. MORGENS! Das ist ein Weltwunder.

Dann musst du auch erwähnen, dass er summt. Sonst ist das ja völlig unlogisch.

Logik wird überbewertet. Alles ist logischer, als dass mein Hirn mit mir redet.

Da hast du vielleicht nicht so ganz unrecht. Aber . . .

Guck. Sogar du gibst es zu. Und jetzt lasse mich bitte in Ruhe. Zu mindestens bis ich auf meinem Fahrrad sitze.

Gespannt lausche ich in die Stille hinein. Sie bleibt still. Sehr gut. Vielleicht hat mein Hirn gemerkt, dass ich es ernst meine.

Leider ist mein Tee viel zu schnell leer. Missmutig nehme ich meine Schüssel und die Tasse. Schnell die Schüssel ausspülen und in den schmutzigen Geschirrspüler. Das hebt meine Laune etwas. Dann muss ich den nicht auch noch ausräumen. Anschließend wasche ich meine Tasse per Hand ab. Die ist nämlich selbst bemalt von Gustav. Sie darf nicht in den Geschirrspüler.

Anziehen, Brot schmieren, Rucksack packen, Zähne putzen, Tschüss sagen. Diese Dinge erledige ich noch schnell, bevor ich viertel vor acht die Haustür hinter mir zu ziehe. Jetzt kann ich mich endlich mit Bertha auf den Weg zur Schule machen.

Ich störe ja wirklich nur ungerne . . .

Rede keinen Stuss. DU störst liebend gern.

Ja schon, aber . . .

Dann lüg auch nicht!

Okay, wenn du unbedingt willst, sagt es beleidigt.

Ja, will ich. Also was wolltest du von mir?

Von dir nichts. Ich wollte nur erklären. Nochmal von vorne . . . wo war ich? Ach ja, ungern. . . . störe gerne. Denn Bertha ist dein Fahrrad. Du betitelst sie aber gerne auch als Klapperrad oder Gondel.

Ja, das ist richtig, sage ich um meine besser werdende Laune bemüht. Aber wieso erklärst du mir das? Ich weiß das doch. Ich habe ihr ja auch den Namen gegeben!

Aber die Anderen . . ., fängt mein Hirn hilflos an, doch ich unterbreche es sofort unwirsch.

Hör mir auf mit deinen Anderen. Du klärst mich a) nicht auf wer die sind und b) gehen mir deine anderen auf den Keks. Außerdem c) sehe ich hier niemanden dem ich erklären sollte, dass ich Dinge benenne. Ach und d nicht zu verachten! d) Es geht niemanden an, wer Bertha ist. Bertha ist toll. Das reicht als Wissen vollkommen aus!

Pöh, kommt es noch und dann ist es still. Das passt mir auch ziemlich gut, da ich gerade auf das Schulgelände fahre.

Hochmotiviert stürze ich mich in den wunderbar langweiligen Schulalltag eines tristen und düsteren Dienstags. Doppelstunde Deutsch, Doppelstunde Mathe, Latein, Englisch und Musik. Was will man mehr?

Sei nicht so pessimistisch! Du magst Deutsch.

Aber auch nur wenn wir selber etwas schreiben oder dichten dürfen. Grammatik und Dramen lesen ist doof!

Musik macht aber immer spaß. Das kannst du jetzt nicht leugnen. Und das Projekt ist auch cool.

Ja, ein Film drehen ist immer cool. Aber nicht mit Rachel und Lorenz! Die zwei sind da echt blöde Partner wenn es um Teamarbeit geht.

Wow. Herzlichen Glückwunsch. Ich bin echt überrascht und erstaunt. Du hast mal etwas richtig erkannt.

Ich gehe nicht weiter darauf ein, sondern schlurfe in meine Klasse. G, meine beste Freundin, ist immer noch krank. Also wird es einfach nur ein langer und noch langweiliger Schultag, als mit G.

Nach meiner letzten Stunde, Latein, kann ich endlich nach Hause. Dieses Mal schaffe ich es sogar beim ersten Mal die Tür zu öffnen. Mit Keksen und Tee verziehe ich mich in mein Zimmer und mache mich daran, meine vielen Hausaufgaben zu machen. Mal wieder habe ich das Gefühl, dass die Lehrer nichts besseres zu tun haben, als uns Unmengen an Hausaufgaben aufzugeben.

Als ich endlich fertig bin, ist der Tag auch schon vorbei. Müde, erschöpft und mürrisch schlurfe ich in die Küche. Dort steht Gustav schon und macht Abendbrot.

„Wo ist'n Gloria?", nuschele ich verwirrt. Sie ist nämlich so gut wie jeden Dienstag bei uns oder Gustav bei ihr.

Gloria ist Gustavs Freundin, funkt mein Hirn schon wieder dazwischen. Zu Müde, um zu antworten, ignoriere ich dieses Etwas, das sich schändlicher Weise Gehirn rufen lässt, geflissentlich und warte Gustavs Antwort ab.

„Nich' hier", antwortet er.

„Aha."

Dann decke ich schnell den Tisch und rufe Mami und Isalie zum Essen.

So ist das nun mal mit dem LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt