Es war noch dämmrig als Alea voller Freude erwachte. Über ihr schlief Tess noch tief und fest. Einen kurzen Moment genoss sie noch das beruhigende Schaukeln der Crucis. Da fiel ihr ein, dass sie heute in Nordfrankreich ankommen und ihre lang verschollenen Mutter, Nelani wiedersehen würden. Schnell sprang sie aus ihrer Koje und schlich sich leise aus der Mädchenkajüte. Die letzten Tage hatte sie gemeinsam mit der Alpha Cru viel erlebt. In Brügge konnten sie einige der Meerkinder treffen, doch Doktor Orion und seine Komplizen konnten sie aufspüren und sie mussten fliehen. Bei dem Gedanken an den gefährlichen Verbrecher war ihre Freude fast wie weggeblasen und wiedereinmal machte sich ein ungutes Gefühl in ihr breit. Alea tröstete sich allerdings mit dem Gedanken, dass die Alpha Cru hier auf der getarnten Crucis erstmal in Sicherheit seien. An Deck des Schiffes fand sie nur Ben, alle anderen schienen noch zu schlafen. Ben war für Alea wie ein großer Bruder mit seiner vernünftigen Art. Außerdem war er der älteste und trug für alle Cru Mitglieder die Verantwortung. Ben stand in dem Deckhäuschen und blickte gedankenverloren aufs Meer. Seit ein paar Tagen hatte er großen Liebeskummer, da sie Nikki seine alte Liebe in Norwegen getroffen hatten. Vor den anderen versuchte er seinen Kummer zu verbergen. Vorallem vor seinem kleinen Bruder Sammy, der sich schuldig deswegen fühlte. Sammy, eigentlich Samuel, war der jüngste mit seinen 9 Jahren auf der Crucis. Aber auch Alea hatte mit den Schuldgefühlen zu kämpfen. Schließlich hatte sie die ganze Alpha Cru in Gefahr gebracht. Sie wusste zuviel, über Orion! Sie schlüpfte unbemerkt zu Ben ins Deckhäuschen, der erschrocken zusammenfuhr. "Ach du bist es Alea. Ich dachte du schläfst noch!", fragte Ben verwundert. "Ich freu mich schon zu sehr endlich mehr Zeit mit meiner Mutter zu verbringen. Ich könnte deine Nachtwache übernehmen, da ich sowieso nicht mehr schlafen kann. Du siehst müde aus!", antwortete Alea. Dankbar nickend überlies er ihr das Steuer des alten Segelschiffes. Sie liebte es hier zu stehen und einfach nur nachdenken zu können. Das Wasser schien nicht mehr so farbenlos zu sein wie vor wenigen Tagen. Durch die Ölkatastrophe waren die sonst so bunten Farbgebilde aus dem Meer fast alle verschwunden, die sie als Walwanderin normalerweise sehen konnte. Doch hier schien das Meer nicht mehr so stark angegriffen zu sein. Das erinnerte sie daran, wie schön es wäre endlich mal wieder schwimmen zu gehen. Die Knubbeln an Händen und Füßen verwandelten sich im Wasser zu Schwimmhäute und die Knubbeln hinter den Ohren zu Kiemen. Langsam ging die Sonne auf und einzelne Strahlen kitzelten Alea im Gesicht. Sie reckte es der Sonne entgegen und genoss das Geräusch der auf den Bug aufschlagenden Wellen. Die Sonne stieg langsam höher und Alea versank komplett in ihren Gedanken. "Ahoi, Schneewitchen! Es gibt Frühstück!", rief Sammy und umarmte sie stürmisch. "Wunderbärchen", lachte Alea und wuschelte dem neunjährigen durch seine Haare. "Jippi, jetzt bekomme ich aber sechs Kekse von dir!", krähte er begeistert. "Du hast Glück, ich wollte sowieso heute noch Kekse backen, schließlich haben wir extra alle Zutaten gekauft und ich bin in der Zwischenzeit noch nicht zum backen gekommen!", schmunzelte sie. Sammy verlangte jedes Mal wenn jemand sein eigen erfundenes Wort benutzt hatte einen Gegenzug. Die beiden stellten den Autopiloten des Schiffes an und der Hunger trieb sie unter Deck, wo bereits Ben und Tess den Frühstückstisch gedeckt hatten. Lennox saß vor dem Laptop und winkte Alea erfreut zu sich. Lennox verspürte seit sie sich vor einigen Wochen kennengelernt hatten immer den Drang Alea beschützen zu müssen, weil er zur Hälfte ein Oblivion war. Oblivionen gehörten, genau wie die Walwanderer, zu den Stämmen der Meermenschen. Deshalb konnte er auch das Schiff mit Skorpionfischen tarnen lassen. Doch die beiden verbindete nicht nur ihre Herkunft, sondern auch ihre Liebe zueinander. Lächelnd ließ sich Alea neben ihren Freund auf das Sofa fallen und lehnte sich an seine Schulter. Einmal mehr bemerkte sie wie gut er roch. "Ich habe von so vielen Meerkindern, eine Zusage für die Videokonferenz bekommen. Ich habe für heute Abend einen Termin angesetzt. Besonders, die in Brügge da waren, wollen unbedingt mehr wissen!", rief Lennox begeistert. Vor Aufregung verknotete Alea ihre Finger ineinander. Die Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben und doch hatte sie ein ungutes Gefühl. Würde sie nicht auch diese Kinder dabei in Gefahr bringen.
Doch so schnell wie diese Gedanken gekommen waren, waren sie auch schon wieder verschwunden. Sie brauchten die restlichen Meerkinder um Orion zu besiegen und um die vorausgesagte Zeitenwende einzuleiten. Alea war nämlich die, die die Meerwelt wieder aufleben lassen sollte, denn der von Orion extra eingeführte Virus hatte beinahe alle Meermenschen ausgelöscht. Allein bei diesem Gedanken kochte Alea vor Wut. Sie war immun gegen diesen Virus und sollte Land- und Wasserwelt miteinander vereinen. Für Alea war das alles schwer begreiflich, vorallem weil sie auch erst seit ein paar Wochen wusste, dass sie ein Meermädchen war. Und dann war da auch noch Cassaras... Seufzend griff Alea nach einem Brötchen. Lennox klappte den Laptop zu und bald darauf hatten sich alle fünf um den Tisch versammelt.
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Alea Aquarius Band 5
FantasyFür alle Alea Fans, die sehnsüchtig wie wir auf den fünften Band von Tanya Stewner warten :) Wir lassen unserer Fantasie freien Lauf & schreiben schonmal weiter, wie es weiter gehen könnte.. Für alle die neu auf dieses Buch gestoßen sind empfehlen w...