Er wacht auf.

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Er wacht auf. In seinen Ohren hört er nur einen langen schrillen Ton. Der Junge schreit irgendwas, was weiß er nicht. Er schaut sich um. Überall liegen Trümmer und die Luft ist so von Staub bedeckt, dass man kaum etwas Sehen kann. Der Junge fragt sich, was geschehen sei. Alles geschah so schnell. Gerade eben wollte er in seinen Zimmer gehen und jetzt weiß er nicht mal wo er ist. Auf den Boden sieht er ein Familienfoto. Er hebt es auf. Nein, es ist sein Familienfoto. Seine Eltern, seine kleine Schwester und er. Das Foto war vor Monaten in den Ferien geschossen worden. Normalerweise soll das Foto in seinem Wohnzimmer stehen. Bei ihm Zuhause. Ruckartig schreit er nach seiner Mutter. Obwohl er das schon lange tat. Er rennt zu dem Elternzimmer. Sein Vater liegt auf den Boden. Der Junge rüttelt Ihn und weint. Keine Reaktion. Sein Vater ist Tod. Wo seine Mutter ist weiß der Sohn nicht. Noch ein Abschied an den verstorbenen Vater und der Junge geht. Er läuft über Trümmer. Dann sieht er ein Kopf unter den Trümmern. Der Kopf seiner Mutter. Seine Mutter liegt unter den Trümmern. Sie ist ebenfalls gestorben. Die Frau die alles tat um die Kinder zu beschützen liegt tot auf dem Boden. Eine Trauer liegt in seinen Herzen. In ihren Armen ist seine kleine Schwester. Mutter wollte sie beschützen, denkt er und weint. Er nimmt seine kleine Schwester am Arm. Auf einmal atmet sie, seine Schwester atmet. Sie lebt. Sie lebt! , der Junge brüllt seine Freude raus. Hauptsache ist er nicht allein. Seine kleine Schwester hat noch überlebt. Er hat jetzt eine Aufgabe. Nun muss er sie beschützen. Jetzt muss er aus dem Haus. Am Weg nach draußen läuft er an das Foto vorbei. Er nimmt es mit und legt es in seine Hosentasche. Nun rennt er aus dem Haus. Dabei versprach er, dass er sie retten wird. Auf der Straße sieht es deutlich schlimm aus. Zerstörung nur Zerstörung. Tote liegen auf den Boden. Menschen rennen wild umher. Kinder heulen. Ein Mann hält seinen toten Sohn in den Armen und weint. Kaputte Autos sind auf den Straßen. Da wo einst schöne Gebäude waren, sind jetzt kaputte Ruinen. Leute rennen heraus, bevor die Häuser einstürzen. Der Junge ist schockiert und steht starr da. Alles ist ihm fremd. Diese Situation ist fremd. Auf einmal hat der Junge Blut in den Händen. Da wo der Kopf von seiner Schwester ist kommt Blut heraus. Seine kleine Schwester blutet aus den Hinterkopf. Sie ist stark verletzt. Er schreit nach einen Krankenwagen aber keiner kommt. Er will Hilfe holen, er will rennen. Aber als er den nächsten Schritt macht fühlt er ein Schmerz in seinen Beinen. Ein Blick auf die Beine und er erschreckte sich. Seine Beine bluten und seine rechte Wade ist weg. Aber er muss stark sein. Für seine Schwester. Er rennt so schnell er kann. Das Krankenhaus ist sein Ziel. Überall hört er Schreie, Explosionen und Schüsse. Der Weg ist von Leichen überseht. An der Klinik angekommen traut er seinen Augen kaum. Eine große Schlange vor dem halb zerstörten Krankenhaus. Die Schlange ist zu lang. Er braucht einen schnelleren Weg. Auf einmal hört er eine Stimme von ganz vorne, die nach einem Jungen mit einem kleinen Mädchen, ruft. Der Junge fühlt sich angesprochen und geht in Richtung der Stimme. Ganz vorne der Schlange ist ein Mann und sein älterer Vater. Der Vater hat nur einen Arm und blutet stärker als die kleine Schwester vom Jungen. Der älterer Herr will, dass der Junge und seine Schwester sich vor ihm stellen. Sie haben es nötiger, meint der Vater. Sein Sohn, also der Mann versteht es nicht. Der alte Mann sagt anschließend seinen Sohn, dass er in seinen Leben schon vieles erlebt hat und seine Zeit sowieso vorbei sei. Aber bei den Kindern hat es gerade eben begonnen. Er will Hauptsache den Kindern eine Chance geben. Den Sohn hat es sichtlich berührt und auch sehr mitgenommen. Dann geht der Bruder mit seiner kleinen Schwester im Arm in der Klinik. Vor Ort rennen Ärzte und Sanitäter umher. Eine Krankenschwester kommt bei den Jungen an. Geschockt von dem Bild, dass ein kleiner achtjähriger Junge mit einem zweijährigen Mädchen in den Armen alleine ohne Eltern vor der Klinik stehen, ist sehr herzzerreißend. Die Krankenschwester bringt die beiden in einem Warteraum und will ihnen Wasser geben. Der Junge aber lehnt ab. Die Krankenschwester sagt, dass sie einen Doktor holen wird. Der Junge nickt. Seine kleine Schwester öffnet die Augen. Sie sieht ihn an und lächelt. Der Bruder denkt sich, dass seine Schwester weinen sollte da sie immer noch blutet. Darüber muss er aber keinen Kopf machen, stattdessen gibt er ihr ein Kuss auf der Stirn. Er weiß, dass sie nichts von den Tod von den Eltern weiß. Sie schaut sich um. Er schaut sich auch um. Eine Mutter kniet sich neben ihrem toten Sohn und weint. Der Junge stellt sich vor wie es wäre, wenn seine Mutter leben würde und er anstatt sie stirbt. Aber solche Gedanken sind zu traurig für ihm. Er muss weinen. Seine kleine Schwester sieht ihn an und weint mit. Der Junge muss seine kleine Schwester beruhigen. Dann kommt ein Doktor mit der Krankenschwester auf ihn zu und fragt, ob er seine kleine Schwester nehmen darf. Der Junge gibt dem Doktor seine kleine Schwester. Der Doktor rennt mit der Krankenschwester zum Krankensaal. Seine Schwester weint und schreit nach seinen Namen. Der verzweifelte Bruder wartet im Warteraum. Er macht sich Sorgen. Was passiert mit seiner Schwester. Der Junge denkt sich, dass hier im Krankenhaus keine Gefahr mehr ist. Er fühlt sich sicher. Aber da er sich sicher fühlt, sinkt sein Adrenalinspiegel. Er spürt überall Schmerzen. Die Übelkeit steigt in ihm. Der Junge geht ins Klo und übergibt sich. Er sieht das Erbrochene eine Weile an. Das Erbrochene besteht nur aus Magensäure und Blut. Gibt irgendwie Sinn. Der Bruder hat ja nichts gegessen und durch den ganzen Stress und Trauer spielt sein Körper verrückt. Er muss etwas essen. Er geht anschließend zurück zum Warteraum. Ein Sanitäter sieht ihn an und fragt ob der Junge Hunger hat. Der Junge nickte. Der Sanitäter sitzt sich neben ihm und gibt ihn sein ganzes Brot, dass er aus seiner Tasche holt. Beim Essen stellt der Sanitäter den Jungen Fragen. Der Junge beantwortet alle, während er isst. Er erzählte den Mann warum er hier ist, dass seine Eltern gestorben sind und seine Schwester in Lebensgefahr schwebt. Auch vom Versprechen, dass er sie beschützen wird, erzählt er den Sanitäter. Der Sanitäter, sichtlich berührt von der Geschichte, fängt an zu weinen. Auf einmal tritt Panik in der Klinik. Der Sanitäter sagt anschließend den Jungen, dass der Junge hier auf ihn warten muss, während er sich erkundigt was los sei. Als der Sanitäter weggeht um sich zu erkundigen kommt die Krankenschwester von vorhin zu den Jungen. Die Krankenschwester drückt ihm seine Schwester. Sie meint, dass es seiner Schwester gut geht, aber dennoch müssen die beiden verschwinden. Bomber fliegen über der Klinik und zerstören jedes Gebäude. Der Junge lässt es sich nicht zweimal sagen. Mit seiner kleinen Schwester die ihn anschaut rennt er aus der Klinik. Dann schaut er in den Himmel. Große Flugzeuge werfen Bomben über die ganze Stadt. Eine Bombe fliegt direkt in seine Richtung. Er rennt. Die Bombe explodiert auf den Boden, direkt hinter ihm. Eine Kraft wirft ihn auf den Boden und er lässt seine kleine Schwester los. Der Junge konnte den Feuerwind über sich spüren. Alles dreht sich und wird schwarz. Er wacht auf. Diesmal liegt er mit dem Bauch auf den Boden. Die Straße um ihm ist von Leichen übersät. Keine Explosionen mehr. Es hat aufgehört. Aber seine Schwester ist weg. Er hatte sie vor ein paar Minuten in den Armen getragen. Und nun ist sie weg. Doch ein paar Meter von ihm entfernt sieht er sie. Sie liegt auf dem Boden. Der Junge will zu ihr, aber er kann nicht. Er rollt sich auf den Rücken und schaut die Stelle an seinem Körper wo seine Beine sein sollten. Er hat keine Beine. Sie wurden ihm genommen. Der Junge sieht wieder in Richtung seiner Schwester. Sie steht auf und sieht ihn an. Plötzlich kommen zwei Arme und tragen sie weg. Der Sanitäter von vorhin trägt sie und schaut ihm an. Er nickt. Der Junge nickt ebenfalls. Der Mann rennt mit seiner Schwester in den Armen vor ihm. Das Mädchen schaut ihrem Bruder an und weint. Sie weint. Und dann verschwindet sie im Horizont. Der Junge schaut zum Himmel. Seine Schwester ist in Sicherheit. Der Sanitäter kennt sein Versprechen. Er wird das Richtige tun. Der Junge wollte immer Sanitäter werden. Leuten helfen war sein Traum. Doch diesen Traum wird er nie verwirklichen. Der Junge nimmt das Familienfoto aus der Tasche und sieht es an. Er denkt ein letztes mal an seine Eltern, an all die Erinnerungen, seine Freunde, seine erste Liebe und an die kleine Schwester. Auf den Straßen liegt der Junge und er wacht nicht auf. Nie wieder.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 29, 2018 ⏰

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