Rauch & Zucker

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Zigarettenrauch und Zucker.
Die Gerüche beißen sich.
Der Junge steht inmitten von Rauch
In einer Küche,
Bei ihm ein Mädchen.
Sie rührt einen Teig an
Und er schaut ihr dabei zu,
Eine Kippe in der Hand.
Er muss lächeln.
Sie sieht süß aus,
Rührend, konzentriert.
Doch das Grinsen
Verwandelt sich in ein Husten
Und er wendet sich ab.
Das Mädchen dreht sich um
Und schaut ihn besorgt an,
Sagt aber nichts.
Er sieht mit beruhigenden Augen
Zu ihr zurück
Und beide vertiefen den Blickkontakt.
Dann schleicht sich
Erneuert ein Lächeln
In sein Gesicht,
Denn ihres ist so schön.
Er schmeißt seine Zigarette
Aus dem Fenster,
tritt neben sie
Und übernimmt das Rühren,
Während sie nun
Andere Zutaten abmisst.
Das Mädchen räuspert sich.
"Du solltest aufhören",
Spricht sie.
"Erst Recht im Haus mag ich das nicht."
Sie kippt Mehl und Backpulver
In die Schüssel.
"Ja, das sollte ich"
Antwortet der junge zögerlich.
"Ich weiß es ja"
"Warum machst du es dann nicht?"
Er zuckt mit den Schultern.
"Keine Motivation.
Und es ist ja immer Tabak da,
Insofern..."
"Keine Motivation hast du?
Reicht es nicht als Motivation,
Dass wir immer weniger Geld haben,
Dass es dir Zeit klaut,
Die wir für andere Dinge
Nutzen könnten,
Die viel spannender
Als rauchen wären,
Dass du früher sterben wirst
Als du solltest
Und dass es dir
Nichts als Probleme bringt?
Reicht das nicht?
Dass du mich
Ganz unbemerkt
Auch verletzt?
Sowohl seelisch
Wie auch körperlich?
Dass ich kaum ruhige Nächte habe,
Weil ich nie weiß,
Wann dein Körper aufgibt
Oder du Krebs bekommst?
Dass der Rauch
Auch in meine Lungen kommt?
Es reicht dir nicht,
Dass du dich selbst umbringst?
Ehrlich?
Das reicht dir nicht?!
Was brauchst du denn noch?",
Fragt sie
Und wird immer aufgeregter.
Er schaut verlegen auf den Boden.
"Nichts, an sich.
Ich weiß das alles ja.
Ich kenne jeden einzelnen Fakt,
Den du mir gerade genannt hast.
Aber es ist so schwer,
Verstehst du?"
"ja, ich kann es nachvollziehen.
Trotzdem bist du stark.
Du würdest es schaffen,
Das weiß ich."
Dann schweigen sie beide,
Er rührt und denkt nach,
Sie misst ab und denkt nach.
Sie holt ein Blech
Aus einer Schublade hervor
Und deutet darauf
Als der Teig fertig ist.
Das Mädchen öffnet
Die Backofentür
Und der junge schiebt
Das Blech hinein.
Eine halbe Stunde später
Duftet es verführerisch,
Nur noch nach Zucker,
Denn der Rauch ist abgezogen.
Und es wird auch nicht mehr
Nach dieser Art von Rauch riechen,
Bei ihnen im Haus,
Das hat der Junge vorhin
Für sich still entschieden.
Er holt den Kuchen heraus
Nachdem er ein paar Minuten
Nachdenklich durch die Klappe
Auf ihn gestarrt hat.
Ein paar Minuten später
Stehen sechs Stücke
Auf einem Teller auf dem Tisch
Und dampft vor sich hin.
Das Mädchen kommt in die Küche
Und ihre Augen lächeln freudig
Als sie sieht,
Dass er bereits den Kuchen
Aus dem Ofen genommen hatte.
Beide setzen sich an den Tisch
Und beginnen zu essen.
Als sie bei ihrem zweiten Stück
Angekommen sind
Verrät er ihr "Ich werde aufhören."
Als sie diese Worte vernimmt,
Steht sie auf,
Bittet ihn, das gleiche zu tun,
Geht um den Tisch herum
Und umarmt den Jungen.
So fest sie kann,
Mit aller Liebe, die sie hat.
Eine Woche später,
Nach viel gemeinsamer Zeit,
Gefüllt mit Liebe und Ablenkung,
Wirft der Junge
Die einsame Schachtel weg,
Die noch in der Küche
Auf der Theke lag.
Dabei hält er
Die Hand des Mädchens
Und lächelt sie an.
Sie grinst ebenfalls,
Der Stolz in ihren Augen
Ist unübersehbar.
Und wie der Junge
Zu sich selbst gesagt hatte:
Niemand hat je wieder
In ihrem Haus (Oder davor)
Geraucht.

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