8 Jahre zuvor
"Ich hab mir so viel Mühe gegeben, um diesen Sandkuchen zu backen! Wieso machst du alles kaputt? Der war für Özlem! Du- du Ayi! (Bär)", er sah mich mit zusammen gezogenen Brauen an, hob seinen kleinen speckigen Zeigefinger und näherte sich mir bedrohlich.
"Du nervst mich einfach! Egal was du machst, du nervst! Du Zwerg!", die Wut in mir sammelte sich mit jedem Wort, den er von sich gab und ich begann wütend mit meinen Füßen auf dem Sand zu stampfen.
"Hör auf mich so zu nennen! Ich bin gar nicht so klein! Ich -ich hasse dich! Ich hasse dich Murat ! Immer bist du böse zu mir!", Murat zuckte mit seinen Achseln, sah mich das letzte Mal mit seinen blau-grauen Augen an und rannte wieder zu seinen Freunden. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und stampfte wütend und mit zittrigen Lippen zu seiner Mutter. Dann verpetzte ich ihn, wie so oft. Sie begann sofort nach seinen Namen zu rufen und ich zeigte ihm währenddessen meine Zunge.
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Tonlos saß ich zwischen Hatice Teyze und meiner Mutter im Wohnzimmer und blickte auf meine Hände, welche auf meinem Schoß platziert waren. Ich hatte Murat's jüngeren Bruder Emir kennengelernt und etwas mit Hatice Teyze gesprochen, nachdem sie sich vom Schreck erholt hatten. Mit Murat jedoch hatte ich kein Wort gewechselt. Unsere erste Begegnung war etwas unangenehm gewesen. Er saß direkt gegenüber von mir auf dem kleineren Sofa und tippte auf seinem Display herum. Ich sah nicht auf. Nicht einmal. Meine Gedanken schweiften zurück in meine Kindheit und ich erinnerte mich an unsere Streitereien. Erinnerte mich an die unzähligen Male, an denen ich ihn bei seiner Mutter verpetzt hatte, wenn er mich genervt hatte. Erinnerte mich an die Momente in denen er mich im Gegenzug bei Kader Abi verpetzte, wenn er mich nur für eine Sekunde mit einem Jungen gesehen hatte. Jedes Mal, wenn Kadir Abi mit mir geschimpft hatte, hatte er dieses schiefe Grinsen auf seinen Lippen gehabt.
"Ayi", meine kindliche Stimme hallte in meinem Kopf und ich erinnerte mich an den übergewichtigen kleinen Murat. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und ich sah kurz unbemerkt auf.
"Zwerg!", so hatte er mich immer genannt, denn ich war damals immer die kleinste unter den Kindern gewesen. Özlem war jedes Mal diejenige, die uns auseinander hielt. Es hört sich wahrscheinlich kindisch an, aber irgendwie war ich immer noch verärgert über das Verhalten von dem jüngeren Murat. Er ist nicht umsonst mein Kindheitsfeind gewesen.
Inzwischen sind acht ganze Jahre vergangen und ihre Familie hatte sich vergrößert. Mein Blick huschte zu Emir. Er ähnelte dem jüngeren Murat. Jedoch war er nicht so pummelig wie er. Schwer verkniff ich mir ein grinsen und sah ihm dabei zu, wie er ebenfalls mit einem Handy spielte. Als er sich dann plötzlich vom Sofa warf und auf seine Füße stellte, zuckte ich leicht zusammen. Er ging zu seiner Mutter und zog an ihrer Bluse. Sie war jedoch im Gespräch mit meiner Mutter vertieft. Irgendwann musste er meine Blicke gemerkt haben, denn seine Augen huschten plötzlich zu mir. Meine Augen weiteten sich überrascht. Er war flink.
"Abla. Kannst du mir Wasser geben?", ich lächelte auf.
"Natürlich!", sofort griff ich nach meinen Krücken und stellte mich auf. Er sah mir neugierig dabei zu und lief vor, um mir die Tür zu öffnen. Mein Lächeln wurde breiter. Er war ein sehr schlau und fürsorglich für seine fünf Jahre. Lächelnd stolperte ich an ihn vorbei aus dem Raum und bewegte mich auf die Küche zu. Er folgte mir mit kleineren Schritten. Als wir uns in der Küche befanden, griff ich vorsichtig nach einem Glas und tat diesen vor ihn auf den Tisch, an den er sich gesetzt hatte. Unser Esstisch. Dann lief ich zum Kühlschrank, um ihn etwas Saft zu holen, blieb aber dann doch stehen.
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Sevda (Pausiert)
Romance"Mistkerl!"-, mit zitternden Lippen sah ich ihm hasserfüllt dabei zu, wie er mich selbstgefällig angrinste. Und so kam es dazu, dass ich mich, wie ich es aus meiner Kindheit kannte, weinend vor ihm befand und ihn hasserfüllt anschaute. Meine zittr...