Erwachen

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“Lia, hier hinüber!”, rief ich meiner Schwester zu. Langsam trottete sie auf mich zu und ihr Gesicht erzählte mir, dass ich ihr mal wieder auf die Nerven ging. Ihren Bogen hatte sie über ihrer Schulter gespannt und Xena, ihr Waldhund, lief an ihrer Seite. Im Gegensatz zu mir, die zur Wächterin ernannt wurde, ist meine Schwester eine Waldläuferin und geht mit den Tieren ein Bündnis ein. Generell lässt nichts darauf deuten, dass wir Geschwister sind, abgesehen vom Nachnamen. Jetzt mal ehrlich wie kann ein heller, gelber Sylvari mit einem dunklen, lilafarbenen Sylvari verwandt sein? Auch unsere Persönlichkeiten unterscheiden sich wie Tag und Nacht. “Bevor du irgendwas sagst, ich wars nicht!”, sagte Lia, als sie vor mir stand. Xena begrüßte mich freundlich und ich streichelte ihr über den Kopf. "Du gehst immer direkt davon aus dass ich dir eine Standpauke verpasse oder?” "In 8 von 10 Situationen ist dies das Resultat, welchem ich am Ende gegenüberstehe!", konterte sie und versuchte mich nachzumachen. “Aber diesmal liegst du da falsch meine Liebe. Nein ich wollte dich dieses mal loben, ob du es glaubst oder nicht.” "Und wie komme ich zu der Ehre, Ash?”, fragte sie mich und verbeugte sich sarkastisch. " Naja, die Albtraum-Hunde hast du in Rekordzeit erledigt, wenn ich das mal anmerken darf. Ziemlich beeindruckend, Lia.” Grinsend schaute ich zu Lia, die mich fassungslos und mit geöffneten Mund anstarrte. Sie war es nicht gewohnt, dass ich sie lobte. Normalerweise hatte sie so viele Faxen im Kopf, so das ich nur selten zum Loben kam. “Wer bist du und was hast du mit meiner Schwester gemacht?”, fragte sie misstrauisch und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. "Wenn du nicht 90% deiner Zeit mit Mist bauen verschwenden würdest, dann müsste ich auch nicht immer so streng zu dir sein.” “Was soll das denn bitte heißen?!” Die Empörung meiner Schwester war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und ich konnte mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. "Nichts, nichts. Aber genug davon jetzt. Wir müssen weiter, oder willst du hier Wurzeln schlagen?” “Ha, sehr witzig!”, antwortete sie kurz und deutete hinter sich, “Wollen wir?” Ich nickte und wir machten uns weiter auf ins tiefere Herz des Caledon Walds. Wir gingen eine Weile als Xena inne hielt und zu knurren begann. “Was ist los, Xena?”, wollte ich fragen doch Lia gab mir ein Zeichen, dass ich still bleiben sollte. Sie deutete auf die Gruppe von Albtraumhöflingen die vor uns auftauchte. “Wie lautet der Plan, Schwesterherz?”, fragte sie mich und ich überlegte. "Moment mal, seit wann fragst du mich, ob wir einen Plan haben?” “Naja, normalerweise treffen wir auch nicht auf sowas.” Sie deutete auf ein riesengroßes Ding, was gerade begann die Höflinge auseinander zu nehmen. “Sowas habe ich hier noch nie gesehen…” Während ich das Biest betrachtete und nach einen Plan suchte, tauchte eine leuchtende Gestalt neben uns auf. “Träumerin, ich muss mit euch sprechen.” “Mit wem von uns beiden?”, wollte meine Schwester wissen, doch die Gestalt ließ sich von uns nicht aus der Ruhe bringen. “Mein Name ist Caith. Ich gehöre zu den Erstgeborenen und soll euch bei eurem Erwachen helfen. Es wird Zeit für euch den Traum zu verlassen und eure Wylde Jagd zu beginnen.” “Unsere was?”, wollte Lia wissen doch Caith wies sie an zu schweigen. “Ich erkläre euch alles weitere, wenn ihr im Hain ankommt. Folgt der Straße gen Süden und ihr werdet ihn finden.” Damit verschwand sie und ließ uns mit dem Monster alleine. “Tolle Navigatorin. Sagt uns die grobe Richtung, aber nicht was wir mit dem Problem da machen sollen…” Lia kickte vor Wut einen Stein weg und zog damit die Aufmerksamkeit des Monsters auf uns. “Ähm, Ash? Ich hätte nichts dagegen einen Plan von dir zu hören!”, rief sie panisch und ging langsam ein paar Schritte zurück. "Typisch. DU baust Mist und ICH darf ihn wieder ausbügeln. Also wirklich Lia, du solltest…..” "Jetzt ist keine Zeit für eine Moralpredigt, Ash!”, schrie Lia. "Also gut, Bogen raus und Attacke. Versuch allerdings dabei nicht zu sterben!” “Wusste nicht, dass du auch so eine Seite hast!”, rief sie und griff nach ihrem Bogen. “Ich lenke es ab. Versuch du nah an ihn ran zu kommen. Sieht so aus, dass ich nicht viel Schaden mit meinen Bogen ausrichten werde.” “Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen!”, schrie ich, während ich nach meinem Schwert griff, “Wenn deine Ablenkung nicht funktioniert, bin ich bald Platt wie ein Blatt.” Ich sah nur die ersten Pfeile durch die Luft fliegen und stürmte nach vorn. “Xena, auf ihn!”, hörte ich Lia schreien und schon preschte sie an mir vorbei, auf den Gegner zu. “Ziel auf seinen Kopf!” Irgendwie wusste ich, dass diese Idee ziemlich absurd war, aber mir fiel im Moment einfach nichts besseres ein. “Bist du denn bescheuert?! Das Vieh bringt mich doch um!”, schrie Lia, “hast du dir mal die Panzerung von dem Ding angeschaut?!” “Es bringt dich noch schneller um, wenn du nicht aufhörst so zu brüllen! Und ja die Panzerung habe ich gesehen, aber bitte wenn du eine bessere Idee hast, dann erzähl sie mir doch!” “Wie wäre es mal damit, dass du mit angreifst?!”, rief sie mir zu während sie dem Angriff des Baumdrachen auswich. ”Was glaubst du was ich tue!?” Meine Hiebe trafen die vordere, rechte pranke des Drachens und schlugen auf das Konstrukt von Rinde und Wurzeln, welches seine Panzerung bildeten. Hieb für Hieb entstand eine größere Kerbe und langsam trennte ich seine Zehen von der Pfote ab. Der Schmerzensschrei des Drachen fuhr mir durch Mark und Bein und das Bedürfnis der Flucht stieg in mir auf. Neben mir winselte Xena leise und klemmte ihren Schwanz zwischen ihren Hinterbeinen ein. Ich beugte mich zu Xena runter und versuchte sie zu beruhigen. “Ganz ruhig, er wird dir nichts tun.”, flüsterte ich ihr zu und auch ich konnte mich langsam wieder konzentrieren. Das Gefühl der Furcht klang ab. ”Komm schon Schwesterherz. Hol jetzt noch mal alles raus was du kannst. Wir haben es gleich geschafft!” Ich drehte den Kopf zu meiner Schwester. Diese nickte und feuerte eine Pfeilsalve nach der Nächsten ab. Immer mehr Pfeile prasselten auf den Gegner nieder und trafen genau die ungepanzerten Stellen auf seinen Kopf, die am anfang des Kampfes noch nicht da gewesen waren. Ein letztes Mal lief ich nach hinten, nahm Anlauf und sprang ihm an die Kehle. Meine Klinge verpasste ihm eine lange, tiefe Wunde, die seinem kompletten Hals schmückte und nach einem letzten Schrei, fiel er zu Boden. Ich landete, steckte mein Schwert weg und lief rüber zu meiner Schwester. Sie kniete auf dem Boden und kümmerte sich um die Verletzungen von Xena, welche die Klauen des Drachen ihr zugeführt hatten. “Wie geht es ihr?”, fragt ich, als ich nah genug war, ohne schreien zu müssen. “Es wird schon, die Kratzer sind nicht allzu tief und es scheint, als hätte sie sich nichts gebrochen.”, antwortete Lia und musterte mich kurz, “Wie sieht es denn bei dir aus? Ist alles noch dran?” Erst jetzt bemerkte ich, dass sie einen langen Kratzer auf ihrer rechten Wange hatte und ihre komplette Rüstung leicht angesengt und voller Schmutz war. ”Alles noch ganz.”, antwortete ich knapp, “Doch du hast scheinbar auch ein bisschen was wegstecken müssen. Oder woher kommt die Wunde in deinem Gesicht?” Vorsichtig berührte ich ihre Wunde und sie zuckte kurz zusammen. “Mich hat seine linke Pranke gestreift, als ich seinen Atem Angriff ausgewichen bin.” Ich nahm ihr das Säckchen mit den Heilkräutern ab und begann mit der Versorgung ihrer Wunde. “Wenn ich wüsste wie, könnte ich eine Salbe herstellen, die besser heilt als diese blöden Blätter”, fluchte sie und ich nickte kurz. Danach schwieg sie und auch ich setzte die Behandlung fort, ohne auch nur etwas zu sagen. “Danke, Lia.”, brach ich die Stille, “Ich glaube, wenn du ihn nicht so abgelenkt hättest, wäre ich jetzt bestimmt mindestens vier Köpfe kürzer.” Ich schaute in Lias Gesicht und sah ihr verschmitztes Lächeln zum Vorschein kommen. ”Ich habe eben nicht nur Blödsinn im Kopf”, sagte sie mit einem leicht beleidigten Unterton. “Aber nur sehr sehr selten” sagte ich und grinste zurück, “so, ich bin fertig. Wollen wir?” Ich streckte ihr die Hand entgegen und half ihr auf. Mit einem Dankbaren Lächeln nickte sie mir zu. Danach begannen wir uns langsam auf den Weg zu machen und als wir sicher waren, dass unsere Verletzungen nicht allzu schwer waren, liefen wir die Straße in Richtung Hain hinunter. Nach zwanzig Minuten kamen wir an ein großes Tor aus dem helles Licht strömte. Meine Hände zitterten vor Nervosität und ich schaute zu meiner Schwester. Unsere Blicke trafen sich und ich reichte ihr die Hand. “Bereit?”, fragt ich. Sie nickte und griff nach meiner Hand, “ Ja, stürzen wir uns ins Abenteuer!”

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 25, 2019 ⏰

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A Sisters Tale~ Asheyia SilvaeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt