Hätte ich doch mal auf mein Gefühl vertraut.
Ja, das sagt sich so leicht im Nachhinein. Und im Nachhinein frage ich mich auch, warum ich Livia vertraut habe. Wir sind nie Freunde gewesen, aber sie ist es gewesen, die mich dahaben wollte. Sie ist es gewesen, die mich abgeholt hat, die mich überredet hat zur Party zu gehen.
Und ich war so dumm und naiv und blöd zu glauben, dass sie was mit mir zu tun haben will. Verrückt, nicht? Ich habe das wirklich geglaubt. Ich habe wirklich geglaubt, dass ich – ICH! – in der Schulrangordnung aufsteigen könnte. Durch Livia. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte ...
Aber ich habe es nicht besser gewusst. Ich habe mich darauf eingelassen. Ich bin zu der dämlichen Party gegangen. Ich habe mich auf dieser Party mit Evelyn betrunken und ich habe mit den Freunden von Livia Wahrheit oder Pflicht gespielt und ich habe die Pflicht nicht erfüllen wollen und ich habe die Strafe, ihm zu schreiben, angenommen. In dem Moment hat es so einfach geklungen. In dem Moment war es einfach nur ein schlichtes >>Hey<<. Ich habe in der Sekunde nie damit gerechnet, dass er überhaupt antworten würde. Hätte ich das doch nur geahnt, dann hätte ich das nicht getan. Dann wäre das alles nicht passiert.
Aber es ist nun mal passiert. Und ich habe Livia vertraut und mich von ihr abholen lassen. Das Einzige, was ich davon jetzt habe ist, dass Livia den Hass der Anderen auf mich schürt und weiter Salz in die Wunde, die sowieso niemals verheilen wird, streut. Sie erfindet Lügen und macht das Ganze schlimmer als es ohnehin schon ist.
Ich hätte ihn nur benutzt. Ich wäre nur auf die Beliebtheit aus. Gut, in gewisser Weise mag das stimmen. Denn ich hatte zu Beginn der Party wirklich gehofft, dass ich mich vielleicht mit ein paar, trotz der vielen Jahre des Zickenkrieges, von Livias Freundinnen anfreunden können. Aber ihn hätte ich dafür niemals benutzt. Niemals. Das wäre mir im Traum nicht eingefallen.
Für mich zählte er zu den Unerreichbaren und es war reines Glück bekam ich seine Nummer. Im Nachhinein würde ich es wohl eher als Pech bezeichnen. Er hätte sich einfach nicht mit mir abgeben dürfen.
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I can't take my eyes off you
Jugendliteratur»Das wollte ich nicht!« Wie das Tagebuch einer Siebzehnjährigen uns die Geschichte zweier Liebender erzählte. Seiten voller Schuld und Tränen und von Liebe getränkt.