Kapitel 1

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Der Soldat steckte sein Schwert zurück an seien Gürtel und ließ sich auf einen der Baumstämme am Feuer fallen. Die Beine lang ausgestreckt, lehnte er sich zurück und betrachtete die Flammen nachdenklich. Kleine Glutstückchen fielen auf seine dreckigen und zerkratzten Stiefel und hinterließen winzige Brandspuren. Er ignorierte sie geflissentlich, nur ein weiteres Makel, das seiner ohnehin schon ramponierten Erscheinung anhaftete. Seine Haare waren schweißverklebt, seine Kleidung blutig und zerschrammt vom Kampf und er hatte auf gefühlt jedem Stück seines Körpers mindestens zehn blaue Flecken. Alles in allem musste er einfach umwerfend aussehen.

"Auch g'rad vom roten Teppig gekommen?", fragte eine Stimme rechts von ihm. Der Soldat blickte auf und sah den Mann, der neben ihm am Lagerfeuer saß, an. Auch er trug die schwarz-grüne Uniform typisch für alle Kämpfer der Opposition, doch sie hing an ihm, wie ein schlecht aufgeblasener Ballon: zu weit an den Schultern und viel zu eng am Bauch. Außerdem war er ungewaschen, unrasiert und stank nach Alkohol. Als der Soldat seinen Blick an dem Mann herabgleiten ließ, sah er, dass dieser tatsächlich einen großen Hunken Bier in seiner linken Hand hielt.

"Ich bin noch neu hier, darum verzeiht bitte eine einfache Frage", sagte der Soldat in lessigem Tonfall. "Warum nennt ihr es roten Teppig? Ich habe diesen Ausdruck nun schon einige Male gehört, kann mir aber einfach keinen Reim darauf machen." Der ungewaschene Mann tauschte einen Blick mit den übrigen Soldaten, die um das Feuer herumlungerten.

"Ein Neuer also. Und wie ist dein Name, wenn ich fragen darf?"

"Tane."

"Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen", antwortete der ungewaschene Mann mit einem Grinsen. "Bist 'n bisschen kurz angebunden, oder? Ich bin Machious.Sag mal, wo kommst du her, Tane? So einen komischen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört."

"Ich komme aus England und du hast meine Frage noch nicht beantwortet."

Der ungewaschene Machious hob in gespielter Abwehr die Hände. "Kein Grund, unfreundlich zu werden, Neuer." Er wandte sich an den Rest der Gruppe. "Na, wollen wir den Grünschnabel in die Geheimnisse dieses Krieges einweihen?" Von den anderen kam zustimmendes Gejohle und Gelächter. Mit einem selbstgefälligen Grinsen drehte sich Machious wieder zu Tane um. Der zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.

Machious ignorierte das geflissentlich und stellte stattdessen fest: "Siehst 'n bisschen Jung aus für 'nen richtigen Soldaten der Opposition."

"Ich bin alt genug, um kämpfen zu können."

Nun war es an Machious, eine Augenbraue hoch zu ziehen. Ein höhnisches Grinsen umspielte seine Lippen. "Ganz sicher? Wäre neu für mich, dass der General Kinder in den Krieg ziehen lässt. Welches Bataillon nimmt die denn auf?"

Wenn er gehofft hatte, eine Reaktion bei seinem Gesprächspartner zu provozieren, wurde er bitter enttäuscht. Tanes Gesicht blieb absolut ausdruckslos, während er einen langen Stock vom Boden aufhob und damit im Feuer herumstocherte. Er kannte solche Männer wie Machious, selbstgefällig, arrogant und herablassend. Und daher wusste er auch genau, was passieren würde, sobald er ihm die Antwort auf seine Frage geben würde. Bis jetzt hatten sie alle gleich reagiert, jedes Mal, wenn er gezwungen wurde, etwas über sich preis zu geben. Besser, er sagte gar nichts mehr.

Doch Machious gab nicht so leicht auf. "Na, nimm's uns doch nicht so übel, Kleiner. Wir machen doch nur Spaß! Los, sag schon, in welchem Bataillon dienst'e?"

Tane blickte vom Feuer auf. "Bataillon 7, forderste Front."

Machious' Grinsen wurde noch höhnischen, auch wenn Tane sich nicht sicher war, ob das überhaupt noch ging. Er tauschte einen Blick mit seinen Kameraden aus.

Zwei FrontenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt