Kapitel 1

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" Du willst mich wohl verarschen !? ", ungläubig verschränkt Tess die Arme vor der Brust. "Nein, ist mein voller Ernst.", ich sehe sie dabei nicht mal an sondern gehe unbeeindruckt weiter. Meine beste Freundin überholt mich ohne Probleme und stellt sich mir in den Weg. " Sag mir dass das nur ein unglaublich dummer Scherz ist !", so wie sie sich aufregt mach ich mir ernsthafte Sorgen das ihr gleich eine ihrer 20$ Fake Wimpern aus dem Gesicht fällt, immer noch unbeeindruckt ziehe ich eine Augenbraue nach oben. "Also wirklich Tess, ich verstehe dein Problem nicht. Festival ist Festival, es geht doch nicht darum wie bequem die Übernachtungsmöglichkeiten sind sondern nur um die Musik !" und bevor sie wieder einen ihrer Vorträge darüber hält wie wichtig mindestens 8 Stunden Schlaf für ihr Hautbild und wie wichtig frisch gepresster Orangensaft zum Frühstück für ihre Figur sind setzte ich nach "Außerdem ist es mein 19 Geburtstag wenn du also nichts dagegen hast würde ich zumindest einmal im Jahr gerne bestimmen wo es lang geht."

Trotzig wirft sie sich ihre unnatürlichen Haare über die Schulter (die wirklich nicht echt sind, unglücklicherweise war ich dabei als man ihr die Teile in einer 4 Stunden Sitzung auf den Kopf montiert hat, allerdings schwört sie bei ihrem Leben das sie echt sind) "Man sollte wirklich nicht meinen das du eine van Buuren bist" da war es wieder, jedes mal wenn ich mich in ihren Augen nicht "würdig" verhielt, heißt so viel wie mir 10 cm lange künstliche Nägel aufkleben ließ oder haufenweise Geld in irgendwelchen Make up Abteilungen aus dem Fenster warf kam sie mit meinem Vater um die Ecke. Ich liebe meinen Vater, wirklich, er hat immer versucht all das mit mir zu erleben was normale Väter mit normalen Berufen , mit ihren Kindern erleben aber so sehr er sich auch bemüht hat konnte er nicht immer da sein ( heißt so viel wie alle zwei Wochen zwischen 1 und 3 Tagen) aber das ist für mich inzwischen vollkommen in Ordnung. Als ich noch jünger war, war ich immer enttäuscht wenn die ganzen anderen Väter ihre Kinder von der Schule mit nach Hause nahmen oder wenn ich sah wie sie auf dem Spielplatz zusammen spielten. Meine Mutter hingegen war immer für mich da. Mich und meine kleine Schwester Anna, die gute Seite an der ganzen Geschichte ist dass meine Mom nie arbeiten gehen musste. Vor unserer Geburt leitete sie einige Geschäfte in der Stadt aber als ich dann da war gab sie ihren Beruf auf. Sie versuchte jahrelang mich für ihren ehemaligen Beruf zu begeistern aber ich komme wohl nach meinem Vater, vielleicht hat sie bei Anna mehr Glück, allerdings kann ein 12 jähriges Mädchen wohl kaum etwas mit Verkaufszahlen anfangen. Meine Mutter übernahm also größtenteils unsere Erziehung, bestand darauf das jedes ihrer Kinder mindestens ein Instrument beherrschte, sich in der Schule gut benahm und zu ausreichend Kindergeburtstagen eingeladen wurde damit wir einen ordentlichen Freundeskreis aufbauen konnten. Hört sich vielleicht etwas hochgestochen an aber auf der anderen Seite ist meine Mom auch ein Mensch der mal ein Auge zudrückt wenn man ein paar Minütchen zu spät von der Party heim kommt oder nachts noch den Kühlschrank leer räumt. Allem in allem ist sie eine super Mom, ich bewundere sie jedes Mal für die Kraft den Mann den sie geheiratet hat für Wochen gehen zu lassen ohne jemals einen Streit vom Zaun zu brechen, sie akzeptiert seine Liebe zur Musik und wäre die letzte Person die sich ihm in den Weg steht, trotz allem ist sie die ganzen Jahre treu geblieben und hat nie auch nur mit dem Gedanken gespielt sich scheiden zu lassen. Wenn er dann für ein paar Tage zu Hause ist verhalten sie sich so als wären sie kaum ein Jahr verheiratet und obwohl er so selten daheim ist weiß mein Vater immer über alles ganz genau bescheid was es bei meiner Schwester und mir neues gibt. 

Ich habe dieselben braunen Augen wie er, Anna die blauen meiner Mutter. Im allgemeinen sehe ich ihm ähnlicher als meiner Mutter und auch mein Charakter ähnelt dem seinen doch etwas mehr. Seine blonden Haare habe ich normalerweise ebenfalls doch in einem Anfall von Selbstbewusstsein habe ich sie mir vor wenigen Wochen dunkelbraun gefärbt, so fallen sie mir jetzt in weichen Locken fast bis zur Hüfte. Wir wurden nie in dem Glauben erzogen etwas besseres zu sein nur weil wir Geld haben, deshalb kann ich mit den meisten Menschen in meinem Umfeld kaum etwas anfangen, die Ausnahme sind meine Freunde aus Kinderzeiten Jacob, Tate, Liz und Tess die immer noch total genervt vor mir steht. Ihr Vater ist ein gefragter Manager weshalb sie sich die ganzen "überlebenswichtigen" Dinge wie fälsche Nägel (und Haare) problemlos leisten kann. Früher war sie ganz anders bis wir 17 wurden und sie ihren ersten Freund hatte, das ganze hielt nicht lang aber danach hatte sie eine "Erleuchtung" wie sie es nennt, seitdem also dieses Verhalten. Ich weiß nicht warum ich immer noch so einiges an Zeit mit ihr verbringe vielleicht hab ich einfach die Hoffnung das sie irgendwann bemerkt was für einen Schwachsinn sie sich einredet. Trotz allem hat sie manchmal immer noch ihre guten alten Tess Momente in denen ich sie einfach gern haben muss. Ich aber bin "normal" geblieben, natürlich trage ich make up aber nicht so offensichtlich wie sie, natürlich benutze ich Nagellack aber für meine echten Nägel und ja eventuell hab ich ein kleines Problem was Duschgel betrifft ( meine ganze Dusche steht voll aber wer kann schon diesen ganzen Düften wieder stehen ?) aber allem in allem ist die Tochter des Top DJ's Armin van Buuren doch sehr natürlich geblieben.

Wenn Tess mich also wieder auf eine dieser total angesagten Partys schleppt auf denen sie wirklich jeden kennt, halte ich mich immer bedeckt trinke in Ruhe meine Cola und verstecke mich so gut es geht hinter Tate, ich bin wirklich keine Spaßbremse aber auf diesen Partys geht es rein um sehen und gesehen werden. Ein weiterer Vorteil einen DJ als Dad zu haben ist das er mich seit ich 16 bin ab und zu mit zu einem Festival nimmt, natürlich musste ich als minderjährige immer hinter der Bühne bleiben aber das genügte um trotzdem einen guten Blick auf die Masse an Menschen zu haben die sich jedes mal schon wartend vor der Bühne versammelt hatten. Wenn Dad dann anfing seine Set zu spielen bekam ich jedes mal aufs neue eine Gänsehaut und meiner Meinung nach war es immer viel zu schnell wieder vorbei. Zu meinem 18 Geburtstag hatte er mich mit nach Miami zum Ultra Music Festival genommen und endlich durfte ich mich freier Bewegen, ich lief durch die Menge und auch als mein Vater dann dran war blieb ich vor der Bühne inmitten der ganzen Menschen. Tja in diesem Moment hatte ich mal wieder erkannt wie ähnlich ich meinem Vater war, ich begann ihm immer öfter in seinem Studio Gesellschaft zu leisten, wollte lernen wie man mit einem PC Musik erschafft und er brachte mir alles mit väterlichem Stolz bei. Niemals würde ich mich auf eine riesen Bühne stellen und meine Musik der Welt Preis geben aber ich liebte den Stolz in seinen Augen wenn ich ihm wieder etwas liefern konnte. 

Zu meinem 19 Geburtstag der nur noch knapp eine Woche entfernt war bekam ich schon gestern mein Geschenk. Zuerst war ich verwundert da Mom immer drauf bestand bis auf den Tag genau zu warten aber als sie mir die kleine Box überreichte erkannte ich sofort warum es nicht warten konnte. Die Box bestand aus dunklem, fein verarbeitetem Holz das mit schnörkeln und Runen durchzogen war, in der Mitte prangte eine wunderschöne Sonne mit freundlichem Gesicht, als ich die Box zur Seite drehte bemerkte ich ein kleines Rad, vorsichtig drehte ich daran und sofort kam aus der Box eine wunderschöne, sanfte Melodie. Als ich den Deckel hob lag auf einem Bett aus dunkelblauem samt ein aus Leder gefertigtes Band auf dem das offizielle Zeichen von Tomorrowland eingebrannt war. Darunter befand sich ein einfaches aus Stoff gefertigtes Band auf dem in roter Schrift "Artist" stand, ich wusste das mein Vater damit dafür sorgen wollte das ich ohne Probleme zu ihm Backstage kommen konnte wann immer ich wollte. Ich war vor Freude wie ein kleines Kind durch das Zimmer gesprungen und schließlich meiner Mutter um den Hals gefallen "Vielen Dank !" sie strich mir über die Haare "Wir wissen doch wie lange du darauf gewartet hast", am liebsten hätte ich sofort das Armband angelegt aber ich zwang mich zur Geduld. Armin hatte sogar noch weiter gedacht und dafür gesorgt das Tess ebenfalls eine Box bekam, nur ohne das Artist Band von dem ich ihr aber nichts erzählte. 

Das war auch der Grund warum ich jetzt gerade mit ihr inmitten eines Einkaufzentrums stand da sie "Unbedingt und auf der Stelle" eine Ladung neuer Klamotten für das Festival benötigte. Ihr kleiner Ausraster hatte mit mir zu tun, da ich ihr gerade eröffnet hatte das wir wie alle anderen auf dem Campingplatz schlafen würden und nicht wie die DJ's und die anderen VIP's  in dem Hotel ein paar Kilometer vom Gelände entfernt, Dad hatte zwar alles daran gesetzt mich zu überreden aber ich wollte das komplette Festival Erlebniss, inklusive Camping auch wenn ich dafür jetzt durch diese Diskussion durch musste. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 08, 2019 ⏰

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