Horror

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„Dipper. Mein Lieblingsbruder.", schleimte Mabel am Telefon. Dipper verdrehte die Augen. Wenn seine Schwester etwas von ihm wollte, konnte sie noch so lieb sein. Ansonsten war es meistens nicht auszuhalten mit ihr. „Was möchtest du, du Biest?", fragte er. „Hey! Das ist gemein.", Dipper hörte das Schmollen aus ihrer Stimme heraus. „Aber die Wahrheit. Also, was möchtest du?", fragte Dipper und tappte mit seinen Fingern auf dem Holztisch herum. „Paz und ich sind am Wochenende in der Stadt, hättest du die Güte uns beide bei dir aufzunehmen? Dann müssen wir kein Hotel bezahlen.", erklärte sie. „Sonst noch Wünsche? Meine Wohnung ist zu klein für drei Personen. Und Pacificas Ego.", sagte Dipper. „Hey. So gemein kenne ich meinen kleinen Bruder gar nicht.", sagte Mabel. „Fünf Minuten.", murrte er. „Also dürfen wir?" „Nein." „Wir sind gegen 18 Uhr bei dir.", lachte Mabel und legte auf ohne sich zu verabschieden oder auf Dippers Protest zu hören.
Dipper atmete tief durch. Mabel war von Zeit zu Zeit unausstehlich. Seit sie Pacifica Northwest kennen gelernt hatte, war seine einst so liebevolle und freundliche Schwester ein ekelhaftes Biest geworden. Vor drei Jahren hatte er sich so sehr mit ihr in die Haare bekommen, das sie kaum mehr ein Wort miteinander sprachen. Einst waren sie unzertrennlich gewesen. Doch das war lange vergessen. Ihre Eltern hatten ebenfalls aufgegeben die beiden zusammen zu führen. Zu viele Tränen waren geflossen.

Es war nicht so, das Dipper seine Schwester hasste. Er hasste nur die Person zu welcher sie geworden war. Pacifica war kein guter Umgang für Mabel. Aber da traf er auf taube Ohren. „Was habe ich mir da nur eingebrockt?", murmelte er und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht.
Später am Abend, er hatte aufgegeben seiner Schwester Paroli zu bieten, da sie sowieso nicht ans Telefon ging, lag er auf dem Sofa. Seinen Laptop auf dem Schoß und im Hintergrund lief irgendein Film auf Netflix. Er tappte auf dem Laptop herum und überlegte fieberhaft wie das Kapitel, an welchem er momentan saß, weitergehen könnte. Aber irgendwie steckte er fest. Sein Gehirn, so groß es auch war, ließ ihn keinen Gedanken formulieren. Stöhnend warf er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

„Was lässt du dich denn so gehen?", fragte eine Stimme. Erschrocken zuckte Dipper zusammen und setzte sich auf. „Bill. Erschreck mich nicht so.", murmelte er und stellte den Laptop auf den Tisch. „Wollte ich nicht. Kannst du mir verzeihen?", lächelte der Blonde entschuldigend. „Weiß ich nicht. Was bringt dich her?", fragte Dipper und strich sich seine Haare aus dem Gesicht. „Du bist nicht rüber gekommen. Da hab ich mir Sorgen gemacht.", erklärte Bill und setzte sich in den Sessel neben Dipper. Verwundert sah dieser auf die Uhr. „Ich bin eingeschlafen.", murmelte er. Dann spürte er den Schmerz in seinem Nacken. „Verflucht." „Gut das ich dich geweckt habe. Sonst wärst du wahrscheinlich morgen halbtot.", lachte Bill. „Sei bloß leise. Aber Danke. Hast was gut bei mir.", nickte Dipper ihm zu. „Langsam sammle ich Gefälligkeiten bei dir.", grinste Bill. Dipper verdrehte die Augen. Der Blonde war ein Jahr nach ihm eingezogen und es hatte sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Wo Dipper ruhig und besonnen war, war Bill laut und für jeden Spaß zu haben. Während Bill durch die Sonne lief, hielt sich Dipper in den Schatten auf. Aber Gegensätze zogen sich ja bekanntlich an. „Willst du jetzt gleich schlafen?", riss Bill ihn aus seinen Gedanken. „Es ist erst halb zehn. Jetzt kann ich sowieso erstmal nicht schlafen.", zuckte Dipper mit den Schultern. „Dann kann ich dir ja noch ein wenig Gesellschaft leisten. Drüben ist es so langweilig alleine.", sagte Bill. „Kannst du gerne machen.", nickte Dipper und sank wieder tiefer in die Kissen.

„Was schaust du dir denn da an?", fragte Bill und ließ sich neben Dipper auf dem Sofa nieder. „Netflix.", erklärte der Braunhaarige. „Das sehe ich auch. Aber was genau?", Bill beugte sich zu ihm rüber und nahm die Fernbedienung. „Keine Ahnung. Hab irgendwas laufen lassen. Eigentlich wollte ich schreiben. Aber mein Kopf...", murmelte Dipper. „Leer wie dein Kühlschrank?", grinste der Blonde. „Genauso und nicht mehr.", nickte Dipper grinsend. „Soll ich dir helfen?", bot Bill an. „Ich wüsste nicht wie.", murmelte Dipper. „Lass mich mal lesen was du bisher geschrieben hast. Vielleicht fällt mir ja etwas ein.", zuckte Bill mit den Schultern. „Bedien dich.", Dipper stand vom Sofa auf und ging in die Küche.

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