15 7 3
                                    

Taehyung läuft den mit Laub bestückten Weg entlang und beobachtet, wie seine Füße jedes Blatt unter ihnen zum Knistern bringen.
Lange ist es her, dass der Junge mal freiwillig spazieren war, doch in seinem Zimmer hielt er es nicht mehr aus.

Er lief den Weg entlang, den er immer mit ihm lief und blieb an einer Stelle stehen.
Es war eine Bank.
Nicht viel anders, als die normalen Bänke.
Die Erinnerung war es.
Hier saßen sie ein letztes Mal.
Ein letztes Lächeln, bevor alles zerbrach.

Taehyung setzte sich und schloss die Augen.
Er sah ihn neben sich sitzen, an diesem einst so schönen, warmen Sommertag.
Sie waren zusammen einkaufen und aßen dort auf dieser Bank ihr letztes gemeinsames Eis.
Niemand der beiden hätte es jemals sehen kommen.

Noch nicht einmal blieb ihm die Zeit 'tschüß' zu sagen.
Er war weg.
Das einzige was ihm blieb waren die Erinnerungen.
Dem Jugendlichen war klar, dass jeder Mensch mal einen Liebsten verliert, doch dass es so schnell ging, war ihm vor dieser Zeit nicht bewusst.
Man sagt immer, komm' ich heute nicht, komm' ich morgen.
Doch was ist, wenn es kein morgen mehr gibt?
Wenn dort nichts als Leere und Dunkelheit ist?

Menschen vergessen manchmal, wie wichtig es ist, die Zeit mit den Liebsten zu verbringen, wenn man die Zeit dazu hat.
Sagen sie kommen morgen, doch verschieben es immer wieder.
Und wenn sie es dann endlich schaffen, ist es schon zu spät.
Das Leben wartet nicht.
Man sollte die Zeit schätzen, die man hat.

Ohne, dass er es vorhin gemerkt hatte, hatte er angefangen zu weinen.
Er stand auf und rannte.
Wohin wusste er nicht.
Er rannte fort.
Fort vor den Erinnerungen in seinem Kopf.
Fort von sich selbst.

War das Liebe?
Wenn man an alte Zeiten denkt?
Wenn man weint?
Wenn man vor all dem wegläuft?
Das ist Liebe?
Nein. Das wollte er nicht glauben.

Ehe er sich versah, stand er vor seiner Haustür. Langsam schloss er sie auf und ging hinein. Immer noch mit dem Gedanken, was Liebe denn nun sei, betrat er den kleinen Flur und zog seine Schuhe und Jacke aus. Er war alleine, denn seine Mutter war arbeiten.
So ging er nun die Treppen hoch zu seinem Zimmer und setzte sich auf sein Bett.

Sollte er der Person wieder schreiben?
Was wäre wenn sie sich auch über ihn lustig macht?
Aber dann hätte sie ihn doch schon längst blockiert oder nicht?
Was sollte er überhaupt schreiben?
Und wieder war er versunken.
Versunken in einem Meer voller Fragen.
Er treibte herum, doch nirgends war Land in Sicht, so treibte er weiter.

Er vermisst ihn.
Vermisste seine Nähe,
seinen Rat,
seine lustige Art,
sein Essen.
Doch besonders vermisste er die Gespräche zwischen ihnen.
Er war sein bester Freund, sein einziger dazu und er musste ihn verlassen.
Noch nicht einmal konnte er sich verabschieden.
Denn niemand hatte es kommen sehen.
An jenem Tag wollte er ihn nach der Schule besuchen, doch da war es schon zu spät.
Kein 'Lebe wohl', kein 'Ich liebe dich'. Nichts.
An diesem einen Tag brach eine Welt für ihn zusammen.
Alles veränderte sich, doch das war blieb, waren die Erinnerungen, vor denen er wegrannte, obwohl sie bei ihm blieben. Für immer. Denn eigentlich wollte er sie nicht verlieren. Er liebte sie ja.

Er liebte.
Doch was war das?
War es wirklich die Trauer in ihm?
Die Sehnsucht?
Die Erinnerungen?
Was ist Liebe?
Wer hat Liebe erfunden und vor allem warum?

Taehyung mochte Liebe nicht, wenn sie so war.
Doch was weiß ein 17 jähriger Teenager denn schon?
Nichts. Genau.
Aber vielleicht wusste es ja die unbekannte Person, dachte er sich und sperrte sein Handy auf, nur um Leere zu erblicken.
Niemand schrieb ihm.
Wer denn auch, wenn er niemanden, außer seiner Mutter hatte.
Doch wenn er ehrlich war, war es ok für ihn, denn er hielt sich immer von seinen Klassenkameraden fern und sprach nur, wenn er aufgefordert wurde.

Er schloss die Augen und atmete tief durch, ehe er die Chat des Unbekannten öffnete und schrieb.

Me: Ist Liebe, wenn man an alte Zeiten denkt?

Sofort schloss er das Handy und ging Zähne putzen.
Er richtete seine Sachen und räumte noch etwas die Wohung auf, als er sich nach einer Stunde, nun etwas ermüdet hinlegte und sich in den Schlaf grübelte.

what is love?| jjk&kth |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt