| Intro oder auch der Prolog |

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P R O L O G
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Regentropfen fielen auf das rötliche Kunstleder des kleinen Sofas.
Immer wieder tropften sie von dem schokobraunem Haar des Mädchens runter und saugten sich in den Schaumstoff ritzen des Sofas fest.
Das Mädchen, Casey Chrimson, wünschte es wären Tränen anstelle von Regentropfen gewesen. Tränen die ihre Wange entlang laufen würden und ein Beweis dafür wären das sie noch Gefühle hatte. Doch es kamen keine. Ihre Augen blieben trocken, ihre Emotionen abhanden.

Sie fühlte sich leer. Sie war wie eine leblose Hülle anders ließ sich dieser Gefühlsstand nicht beschreiben.

,,Du solltest etwas essen", meinte eine sanfte Stimme.
Casey blickte nicht einmal auf. Sie wollte nicht in das verletzte Gesicht ihres Bruders blicken.
Sie wollte nicht seinen Schmerz sehen, ihn spüren.

Verdammt sie konnte ja nicht einmal ihren eigenen spüren.

Cody wartete auf eine Antwort, vergeblich.

Casey spürte nur eine kleine Bewegung des Sofas als sich Cody neben sie setzte.
Stumm legte er sich eine Hand auf seine Wange und blickte, wie seine Schwester, in die Luft.
Beide waren starr vor schreck, keiner wusste was sie als nächstes tun sollten.

Casey rechnete damit das ihr Bruder ihr eklärt was nun passieren würde, dass er ihr sagen würde was zu tun war; während Cody mit einem Zusammenbruch seiner Schwester rechnete.

Sie warteten.
Nichts passierte. Beide blieben Stumm.

,,Ich rieche immer noch das Ruß", meinte Casey irgendwann und dachte an das verschwommene Gesicht ihres Vaters.

Sie sah die Blitze immer noch deutlich vor ihren Augen, wie sie sich in seinen Körper bohrten, sein Fleisch verbrannten und ihn zucken ließen.

,,Ich... Er hat meine Hand berrührt und dann... dann waren da die Blitze...", meinte Casey fassunglos.

Wie ein Mantra sah sie diese Bilder immer wieder vor ihren Augen. Seit diesem schrecklichen Unfall dachte sie an nicht anderes mehr.
Wie könnte sie auch?

Cody blieb stumm. Die ganze Welt schien für einen endlos langen Moment stumm.

,sag doch was!, hätte Casey am liebsten gerufen, doch sie traute sich nicht.

Ihre freche Persönlichkeit existierte nicht, jetzt gab es nur noch die traurige, verwaiste Casey und ihr stummer Bruder.

Cody blickte sie an, sie erwiederte den Blick und sah zum ersten mal in die verwunderten Augen ihres Bruders.

Sie sah seinen Schmerz, seine Trauer und seine Angst. Das alles spiegelte sich in dem Braun seiner Augen wieder und ließ Casey frösteln.

Doch sie sah keine Wut, stattdessen nahm Cody sie in den Arm.
Er drückte sein Gesicht in ihre Halsbeuge und strich ihr durch das durchnässte Haar.

,,Es war nicht deine Schuld", murmelte er in ihr Haar und strich ihr berruhigend über den Hinterkopf.

Sie spürte seine Tränen auf ihrer Schulter, sein Zittern an seinen Armen und sein hastiger Atem in ihrem Nacken.

Dysfuntional | Young JusticeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt