Bis irgendwann. Vielleicht.

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Ein letztes Mal blieb er an der Zimmertuer stehen.

Suchend liess er den Blick über sein Zimmer schweifen. Erwartete, dass sein Blick an irgendeinem Gegenstand haften bleiben würde. Doch das geschah nicht. Nichts hielt ihn mehr. Er war angewidert von dem engen Raum, in dem er schon lange keinen Platz zum Atmen mehr gehabt hatte.

Er hob den Rucksack auf, in dem sich lediglich eine Wechselgarnitur Klamotten, ein Skizzenbuch und sein Ipod befanden. Nichts was ihn an YouTube im Allgemeinen oder an Fewjar im Besonderen erinnerte.

Leise schlich er an den Zimmern der anderen vorbei, und kaum war er aus der Tür, begann er zu rennen.

So lange bis er bemerkte, dass er die Strasse, die er bis vor Kurzem sein 'Zuhause' genannt hatte, fast verlassen hatte. Schweren Atems blieb er stehen, seine Finger glitten zu der Hosentasche, in der sich das Flugticket befand. Er hatte den Flug gestern gebucht. Gestern. Er schüttelte den Kopf, wollte sich nicht erinnern, an die enttäuschten Gesichter von Frodo und Felix, an Vanessas Wutausbruch, an den Burnout.

Um sich abzulenken, drehte er sich um, sah die Strasse hinunter und sah das Haus, in dem die anderen nichtsahnend schliefen.

"Bis irgendwann. Vielleicht."

Seine Stimme klang rau, und nicht halb so entschlossen wie er sein wollte.

Er schloss die Augen, und versuchte sich zu sammeln, nur für ein paar Augenblicke.

Er wurde vom Vibrieren des Handys in seiner hinteren Hosentasche geweckt.

Erschrocken zog er es heraus.

"Felix" leuchteten ihm rote Buchstaben auf dem Cover von 'a few sides' entgegen. Achtlos lies er das Handy auf den Asphalt fallen. Mist. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell sein würden. Er hoffte, dass es wenigstens ein wenig dauern würde, bis sie den Brief auf dem Bett finden wuerden.

Er sah auf die Uhr. Verdammt.

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Der Flug hatte Verspätung. Zwei Stunden.

Er legte die Hände aufs Gesicht, immer noch völlig ausser Atem, und versuchte, den Kopf klar zu bekommen. Er ging davon aus, dass Felix und die anderen frühestens in drei Stunden hier aufkreuzen wuerden. Das war nicht seine Angst. Angst hatte er davor, dass die Zweifel zurückkommen würden.

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Mit gerunzelter Stirn blickte ich Frodo über die Schulter, der seit gefühlten zwei Jahren auf den Zettel schaut, auf den Jako mit seiner sonst so leserlichen Handschrift Sätze gekrakelthat, deren Sinn sich uns einfach nicht erschliessen will. "Gib mal her."

Ich nehme Frodo den Zettel aus der Hand, der sich daraufhin auf den Kuechenstuhl neben Vanessa fallen lässt, die ihr Gesicht nachdenklich auf die Hände stützt.

Zum zig-ten Mal lese ich mir durch, was Jako geschrieben hat, und langsam habe ich das Gefühl, zwei Puzzle-Teile schieben sich in meinem Kopf zusammen.

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Von der Schrift auf dem vogekritzelten Blatt ist nicht viel zu erkennen.

Ich lese "zu viel", "Erfolg", "über den Kopf gewachsen" und "kann nicht mehr". Immer wieder. "Ich kann nicht mehr" die Worte Hallen nach in meinen Ohren, "ich kann nicht mehr."

Natürlich weiss ich, dass Jako mit der Situation die seit dem Tag vor ungefähr einem Jahr nicht mehr ganz zufrieden ist.

Aber seit dem Vorfall vor ein paar Wochen haben wir uns eigentlich durchgehend gestritten, und keiner von uns beiden wäre auf die Idee gekommen, den anderen nach seiner Verfassung zu fragen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 29, 2014 ⏰

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