Zimona

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»Schattenspringer, die Elitetruppe unter den Historikern, übernehmen nur die mysteriösesten, gefährlichsten Aufträge

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»Schattenspringer, die Elitetruppe unter den Historikern, übernehmen nur die mysteriösesten, gefährlichsten Aufträge. Dabei müssen sie leibhaftig in die Geschichte eintreten und mit eigenen Augen beobachten, wie sich die Wahrheit entfaltet.« Dieses Zitat aus einem Unterrichts-Viz schoss mir durch den Kopf, als die Welt aus meinem Bewusstsein entschwand.Denn ich bin eine Schattenspringerin.Schattenspringen hat nichts mit einer physischen Ortsveränderung zu tun; es ist eher so, dass das Bewusstsein neu ausgerichtet wird und das Fleisch dabei einfach mitgenommen wird. Die Zeit ist kein fester Ort, sie besteht aus unendlich vielen Punkten, die gemeinsam einen größeren Punkt bilden; aus Millionen von Fäden, die zusammen ein festes Garn ergeben; sie ist wie ein geschliffener Edelstein, der jedes Bild in ein Kaleidoskop von Facetten aufbricht.Und all diese zahllosen Punkte, Fäden, Facetten sind unvergänglich . Meine Aufgabe war es, einen bestimmten Punkt zu finden, einen bestimmten Faden aufzunehmen, durch eine bestimmte Facette zu blicken. Als ich mit dem Schattenspringen angefangen hatte, war der Besuch in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort mit dem Blick durch eine Infrarotkamera vergleichbar gewesen. Wir hat- ten nur Silhouetten beobachtet und unsere Zielobjekte anhand ihres persönlichen Wärme-Indexes identifiziert (kaum zu glauben, was man aus einem DNA-Code alles herauslesen kann). Bei meinem letzten Sprung hatte ich mich schon gefühlt, als wäre ich in ein Vizual getreten. Die dritte Dimension hatte verzerrt gewirkt , die Farben waren wie in Technicolor, und alle Bewegungen ruckartig wie bei einer schlechten Computersimulation. Mundbewegungen und Worte stimmten nicht überein. Das Timing hinkte.Dies hier war beinahe real. Nein, es war real, nur nicht für mich.Meinen Berechnungen nach schrieben wir den ersten August 30 vor Christus, gegen 16:00 Uhr. Es hatte schätzungsweise zweiunddreißig Grad Celsius, was mir ein bisschen kühl vor- kam, für die damalige Zeit wahrscheinlich aber warm war. Damals hatte die Erde noch eine Ozonschicht.Ich atmete tief durch und trat hinter dem Schleier hervor. Es gibt einen Haufen Erklärungen in Tek-Sprech über das Schleiern, wie es funktioniert, was es bewirkt. Im Grunde ist der Schleier einfach eine Art Tarnkappe, die den Träger unsichtbar macht. Unter dem Schleier kann man mich weder sehen noch verletzen. Erst wenn ich heraustrete, nehmen mich die Menschen in ihrer Zeit wahr, und ich bin genauso verletzlich wie jeder andere.Aber ohne etwas zu berühren kann man keinen Deenah-Scan nehmen.Innerhalb weniger Sekunden hatte ich den Schleier wieder zu- gezogen, die Scans in meinem Handgelenkholster gespeichert und die zukünftige Existenz von Palmen und Rosen gesichert. Ich lachte. Einen Sonnenbrand konnte ich mir keinesfalls holen , denn wir aus der Alpha-Generation sind dunkelhäutiger, um vor dem aggressiven Sonnenlicht geschützt zu sein, falls jemand so dumm sein sollte, aus der Kuppel herauszutreten. Dabei sind wir aber immer noch so hellhäutig, dass unsere Haut die Vitamine aus dem Sonnenlicht filtern kann. Ich hatte das Gefühl, just in diesem Moment unter der goldenen Wärme auf meinem Kopf und meinen Schultern neue Energien zu tanken.Schattenspringer sind – gewöhnlich – unsichtbar für die Welt, die sie besuchen, aber gewichtslos sind wir nicht.Meine Aufgabe war es, die Geschichte zu beobachten, nicht sie zu verändern. Nicht dass das einem einzelnen Menschen wirklich möglich gewesen war, und wenn, dann höchstens an einem Gabelpunkt.kurz und gut, ich konnte die Geschichte damit ganz schön aus der Bahn werfen. Nicht auf Dauer, das Ergebnis wäre auf jeden Fall dasselbe – denn die Geschichte schützt sich selbst, genau wie Mutter Natur.

Nach einem furchtbaren Krieg, in dem die Erde und alles Leben fast vollständig zerstört worden ist, streben die Menschen nach einer Zukunft ohne Gewalt. In meiner Zeit versucht man dieses Ziel durch die Ausrottung typischer Eigenschaften und Charakterzüge des Menschen zu erreichen. Um Neid und Missgunst zu vermeiden, werden alle Menschen nach den gleichen Standards gezüchtet. Ein Mensch wird einfach „resettet" wenn er eigene Verhaltensweisen entwickelt. Kinder werden frühzeitig von ihren Müttern getrennt um die Gefahr von typischen Familienstreitigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Emotionen sollte man nicht entwickeln sondern werden injiziert bzw. durch Injektionen gedämmt. Aber ich bin anders. Mein Name ist Zimona 46723904.alpha


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Steckbriefe von weiblichen CharakterenWhere stories live. Discover now