Der Zeitreisende kam mit seinem Truck in der Vergangenheit an. Er hatte viele, viele schöne Dinge mitgebracht, teils, weil er den Menschen der Vergangenheit etwas von der Zukunft erzählen und zeigen wollte, teils, weil er sich erhoffte, hunderte von billigen China-Taschenlampen, Uhren und anderen Dingen für Gold und Silber verkaufen zu können. Er hatte sich sogar Ort und Zeit so ausgewählt, dass er nicht als Hexe verbrannt werden würde und sich kurz mit sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten auseinander gesetzt. Doch trotz seiner Vorbereitungen ging sein Sprung in die Vergangenheit nicht so aus, wie er es sich vorgestellt hatte. Es wurde gerade Nacht, es regnete, und die Straße war nicht gepflastert. Er versuchte gar nicht erst, seinen Lieferwagen weiter zu bewegen, sondern legte sich einfach schlafen.
Am nächsten Morgen wurde er von wütenden Stimmen geweckt. Lautstark protestierte ein Bauer mit der Wache, das sein Wagen nicht genug Platz hatte, und dass die Wache doch „das Ding da" wegräumen sollte. Die Wache antwortete, dass er keine Möglichkeiten zum ziehen hätte, und dass er doch versuchen sollte, mit seinen Ochsen den Truck aus dem Weg zu räumen. Der Zeitreisende kicherte innerlich, kurbelte das Fenster herunter, entschuldigte sich, und startete den Motor. Von den plötzlichen Geräuschen verschreckt versuchten die Ochsen des Bauern zu entkommen, rissen den Wagen von der Straße und brachen ihm dabei ein Rad.
Der Bauer schäumte vor Wut. Der Zeitreisende hatte nicht mal versucht, Viecher vor sein Vehikel zu spannen, sondern einfach aus Boshaftigkeit Lärm veranstaltet, damit dies passierte. Doch eh er bei der Fahrerkabine angekommen war, wurde der Motor lauter und der Truck setzte sich in Bewegung. Der Zeitreisende glaubte, das Volk damit begeistert zu haben. Doch das Volk bereitete sich innerlich auf einen Gaukler vor.
Später fuhr der Zeitreisende zur Stadt und holte verschiedene Kisten aus seinem Truck. Die Uhren erwiesen sich als wenig nützlich. Nicht mal die Kirche hatte eine Uhr, der Glöckner läutete einfach immer dann, wenn die Sonnenuhr auf die volle Stunde zeigte. Einige Städter kauften aus neugier ein paar Uhren, doch einen guten Grund, in der Nacht die Zeit messen zu wollen, hatte keiner parat. Die Taschenlampen hingegen fanden schon eher anklang. Viele Leute kauften sie. Und als die Leute zuhause ihre Taschenlampen probierten und den vielen Dreck sahen, der bei Tageslicht in den Hütten verborgen bleibt, hörten sie auf, sie zu benutzen. Offensichtlich war es die Flamme in der Lampe, die zwar kühl war, aber dafür alles verschmutzte. Die Leute rollten mit den Augen, hatte doch der Zeitreisende kurz vorher intensiv den Zusammenhang zwischen Unsauberkeit und Krankheiten besprochen. Typischer Quacksalber.
Gegen Abend sprachen einige Offiziere mit dem Zeitreisenden. Dieser hatte auch einige Waffen, und bot seinen Wagen mitsamt Inhalt für den militärischen Gebrauch an. Doch die Handfeuerwaffen waren laut, und der Vorteil des schnellen Schießens war vollständig durch den immensen Rückstoß, sowie die fehlende Möglichkeit des leichten Munitionsnachschubs negiert. Und der Wagen war zwar bequem und schnell, doch durch die Gummireifen, die keinem Pfeil standhielten, nicht wirklich zu gebrauchen.
Zu guter Letzt erzählte der Zeitreisende noch von der modernen Welt. Maschinen, die mehrere hundert Meilen pro Stunde zurücklegen konnten. Maschinen, die einen ganzen Bauernhof vom Mähen bis zum Dreschen arbeitslos machen konnten. Und Maschinen, die Weltkriege ermöglicht hatten, und das Potential enthielten, die Welt zu zerstören. Doch, sagte der Zeitreisende, das alles wäre nicht so schlimm. Der letzte Krieg war schon lange her, und die Menschen wurden uralt, Kinder starben seltenst und grundsätzlich strebte alles in Richtung Utopie, wo niemand mehr leiden müsse.
„Ersetzt deine Utopie mir mein Rad, oder was?", rief der Bauer in die Ausführungen des Zeitreisenden. Der Zeitreisende versuchte, sich herauszuwinden, doch es gab keinen Ausweg. Der alte Bauer hatte die Sympathien der Stadt hinter sich. Mit dem Ersatzreifen des Trucks konnte der Bauer herzlich wenig anfangen, und weil der Zeitreisende zum Zusammenzimmern von Rädern nichts taugte, blieb ihm nur übrig, seine Münzen abzugeben. Und zwar die richtigen, mit Prägung des Königs, und nicht diese merkwürdigen silbernen Dinger mit Goldrand, wo eine Karte und seltsame Zeichen drauf abgebildet waren. Der Zeitreisende stieg in den Wagen, um das Geld zu holen, überlegte es sich aber anders, schloss die Tür und brauste zurück in die Zukunft. Die paar Kisten China-Müll waren nichts im Vergleich zu einer Sammlung frühmittelalterlichen Münzen.
Der Bauer lachte. Sollte der Quacksalber doch mit dem bisschen Geld weg kommen. Bis er sich neue Ware beschafft hatte, wüssten alle Dörfer in der Umgebung, wie mit Zeitreisenden umzugehen sei, die nicht mal Zinn von Silber unterscheiden konnten.